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Die 36 Fragen, entwickelt von Forschern an der University of California, Berkeley, sind dafür konzipiert, durch gezielte Gespräche eine tiefere emotionale Verbindung zwischen Menschen zu schaffen. Ich bin auf diese Fragen durch Charles Duhigg im Carey Nieuwhof Leadership Podcast aufmerksam geworden und finde sie besonders wertvoll für den Aufbau starker Beziehungen zu Jugendlichen.

In einer Welt, in der es ein Überangebot an Content gibt, aber immer weniger Community, echte Freundschaften, ist es wichtiger denn je, tiefe Beziehungen zu jungen Menschen aufzubauen. Ob als Elternteil, Lehrer, Jugendleiter oder Gemeindeleiter – das Vertrauen und Verständnis für die jüngere Generation zu fördern, bildet die Grundlage für deren Wachstum, Entwicklung und spirituelles Wohlbefinden. Ein praktischer und zugleich tiefgehender Ansatz, um diese Beziehungen zu stärken, ist eine geführte Gesprächsübung, die eine persönliche und tiefere Verbindung ermöglicht. Diese Übung, die etwa 45 Minuten in Anspruch nimmt, zielt darauf ab, durch den Austausch persönlicher Gedanken, Erfahrungen und Gefühle eine engere Beziehung zu den Jugendlichen in deinem Leben zu entwickeln.

Zeitaufwand: 45 Minuten pro Sitzung

So geht’s

  1. Wähle einen Gesprächspartner
    Suche dir einen Jugendlichen aus, mit dem du eine engere Beziehung aufbauen möchtest. Das könnte dein eigenes Kind, ein Jugendlicher aus deiner Gemeinde oder jemand sein, den du betreust. Es ist wichtig, dass beide Gesprächspartner sich wohl dabei fühlen, persönliche Gedanken und Gefühle zu teilen.
  2. Bestimme Zeit und Ort
    Finde eine Zeit, zu der ihr beide mindestens 45 Minuten ungestört persönlich miteinander sprechen könnt. Eine angenehme, entspannte Atmosphäre ist entscheidend, um eine offene und ehrliche Kommunikation zu ermöglichen.
  3. Führt strukturierte Gespräche
    Die Übung besteht aus drei Fragensets, die das Gespräch schrittweise vertiefen. Widme jedem Set 15 Minuten und wechselt euch beim Fragen und Antworten ab. Achtet darauf, dass jede Person jede Frage beantwortet und abwechselnd zuerst antwortet. Solltet ihr innerhalb der 15 Minuten nicht alle Fragen eines Sets schaffen, geht zum nächsten über, um die Struktur und das Tempo der Übung beizubehalten.

Set I (15 Minuten)
Diese Fragen sind leicht und einführend, um das Gespräch in Gang zu bringen:

    • Wen würdest du als deinen idealen Abendessengast wählen, wenn du jede Person der Welt einladen könntest?
    • Möchtest du berühmt sein? Wenn ja, auf welche Weise?
    • Probst du manchmal, was du sagen wirst, bevor du einen Telefonanruf tätigst? Warum?
    • Wie sieht für dich ein »perfekter« Tag aus?
    • Wann hast du zuletzt für dich selbst oder für jemand anderen gesungen?
    • Wenn du entweder den Geist oder den Körper eines 30-Jährigen für den Rest deines Lebens behalten könntest, welches würdest du wählen?
    • Hast du eine Ahnung, wie du sterben wirst?
    • Nenne drei Dinge, die wir gemeinsam haben.
    • Wofür bist du in deinem Leben am dankbarsten?
    • Wenn du etwas an deiner Erziehung ändern könntest, was wäre es?
    • Erzähle mir deine Lebensgeschichte in vier Minuten so detailliert wie möglich.
    • Wenn du morgen mit einer neuen Fähigkeit oder Eigenschaft aufwachen könntest, welche wäre das?

Set II (15 Minuten)
Das zweite Fragenset lädt zu tieferer Reflexion und zum Austausch ein:

    • Wenn eine Kristallkugel dir die Wahrheit über dein Leben oder deine Zukunft verraten könnte, was würdest du wissen wollen?
    • Gibt es etwas, das du schon lange tun wolltest, aber bisher nicht getan hast? Warum nicht?
    • Was ist dein größter Erfolg im Leben?
    • Was schätzt du am meisten in einer Freundschaft?
    • Was ist deine wertvollste Erinnerung? Deine schlimmste Erinnerung?
    • Wenn du wüsstest, dass du in einem Jahr plötzlich sterben würdest, würdest du etwas an deinem aktuellen Leben ändern? Warum?
    • Was bedeutet Freundschaft für dich?
    • Welche Rolle spielen Liebe und Zuneigung in deinem Leben?
    • Nenne ein positives Merkmal an mir. Lass uns insgesamt fünf austauschen.
    • Wie nah und warm ist deine Familie? War deine Kindheit glücklicher als die der meisten anderen?
    • Wie stehst du zu deiner Beziehung zu deiner Mutter?

Set III (15 Minuten)
Die letzte Fragerunde vertieft das Gespräch auf die intimste Ebene:

    • Formuliere drei wahre »wir«-Aussagen (z.B. »Wir sind beide gerade hier und fühlen...«).
    • Vervollständige diesen Satz: »Ich wünschte, ich hätte jemanden, mit dem ich... teilen könnte.«
    • Wenn wir enge Freunde werden würden, was wäre für mich wichtig, über dich zu wissen?
    • Sage mir, was du an mir magst. Sei ehrlich, auch wenn es etwas ist, das du normalerweise nicht sagen würdest.
    • Erzähle von einem peinlichen Moment in deinem Leben.
    • Wann hast du das letzte Mal vor jemandem geweint? Und wann allein?
    • Sage mir etwas, das du bereits an mir magst.
    • Was ist für dich zu ernst, um darüber Witze zu machen?
    • Wenn du heute Abend sterben würdest, ohne noch einmal mit jemandem sprechen zu können, was würdest du am meisten bedauern, nicht gesagt zu haben? Warum hast du es noch nicht gesagt?
    • Wenn dein Haus brennen würde und du nach der Rettung deiner Liebsten und Haustiere nur noch einen Gegenstand retten könntest, welcher wäre das? Warum?
    • Welcher Tod in deiner Familie würde dich am meisten erschüttern? Warum?
    • Teile ein persönliches Problem mit und bitte mich um Rat, wie ich damit umgehen würde. Bitte mich dann, zurückzuspiegeln, wie du dich in Bezug auf das Problem zu fühlen scheinst.

Warum diese Übung funktioniert

Diese Übung geht über das bloße Fragen hinaus; sie erfordert echtes Zuhören und einfühlsames Reagieren. Während das Gespräch fortschreitet, teilen beide Teilnehmer zunehmend persönlichere und bedeutungsvollere Erfahrungen, was ein Gefühl der Nähe und des Vertrauens fördert. Dieser strukturierte, aber flexible Ansatz kann ein mächtiges Werkzeug sein, um Beziehungen aufzubauen, die offen, unterstützend und tief verbunden sind.

Praktische Anwendungen

  • Eltern: Nutze diese Übung, um die Kommunikation mit deinem Teenager zu verbessern und ihm das Gefühl zu geben, gehört und verstanden zu werden.
  • Lehrer und Jugendleiter: Setze diese Praxis in Kleingruppen oder im Einzelgespräch ein, um Bindungen zu stärken und einen sicheren Raum für den Austausch zu schaffen.
  • Gemeindeleiter: Erleichtere diese Übung während Jugendfreizeiten oder Gemeindeveranstaltungen, um ein Vertrauensnetz und gegenseitige Unterstützung unter den jungen Mitgliedern zu fördern.

Fazit

In einer Welt, in der echte Verbindungen oft schwer zu finden sind, kann es einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben junger Menschen – und auch auf dein eigenes – haben, wenn du dir die Zeit nimmst, bedeutungsvolle Gespräche zu führen. Indem du lediglich 45 Minuten in diese Übung investierst, kannst du stärkere, vertrauensvollere Beziehungen aufbauen, die als Fundament für Wachstum, Verständnis und spirituelle Entwicklung dienen.

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