Das Ziel ist nicht, ältere Christen zu beschämen oder zu behaupten, wir Jungen seien aufgeklärt. Das Ziel ist, Diskussionsstoff zu bieten, der die Generationen dazu bringen könnte, sich besser umeinander zu kümmern, miteinander zu denken und einander in einer sich verändernden Welt zu dienen.

Zu diesem Zweck möchte ich fünf Dinge nennen, die junge Christen oft frustrieren:

1. Wenn Politik den Glauben umkrempelt

Wir sind der Vermischung von Politik und dem christlichen Glauben, wie wir sie bei älteren Christen oft beobachtet haben, in den vergangenen Jahren immer mehr Leid geworden. Das liegt nicht daran, dass wir nicht viele der gleichen Anliegen vertreten, sondern daran, dass unsere Eltern und Großeltern oft unsere christliche Einstellung infrage stellen, wenn wir nicht ganz mit ihren politischen Ansichten übereinstimmen.

Wenn wir leicht nach rechts oder links rutschen, wird oft angenommen, dass unser Glaube in Gefahr ist (Symbolbild). Foto cottonbro, Pexels.
Wenn wir leicht nach rechts oder links rutschen, wird oft angenommen, dass unser Glaube in Gefahr ist.

Manchmal hat man das Gefühl, dass die älteren Generationen wollen, dass wir uns »einen König aussuchen« im Stil von 1. Samuel 8,6-8. Aber viele meiner Generation wollen weder als konservativ noch als liberal bezeichnet werden, sondern vielmehr als Christus-ähnlich. Ebendarum haben sich viele von uns den 35 Prozent der unter 30-Jährigen angeschlossen, die bei den US-Wahlen 2020 unabhängig von den Parteien gewählt haben. Dieser Ansatz wird manchmal als »unschuldig« oder »naiv« betrachtet, aber für viele Christen der Gen Z ist er die vernünftigste und biblische Option.

Aber viele meiner Generation wollen weder als konservativ noch als liberal bezeichnet werden, sondern vielmehr als Christus ähnlich. (Symbolbild) Foto Markus Spiske, Pexels.

2. Wenn die Apologetik wichtiger scheint als Beziehungen

Lasst mich das klarstellen: Christliche Apologetik ist wichtig. Es ist wichtig, dass wir wissen, warum wir glauben, was wir glauben, und warum diese Überzeugungen vernünftig sind. Als ich meine christliche Privatschul-Bubble verließ und für Debatten mit den Atheisten dieser Welt bereit war, bin ich davon ausgegangen, sie würden mir gegenüber feindselig gesinnt sein und Streit mit mir suchen wollen. Sattdessen fand ich junge Erwachsene, die das Christentum schlimmstenfalls für seltsam hielten, aber häufiger einfach einsam waren und nach echten, bedeutsamen Beziehungen suchten.

Was wir wissen, sollte sich nicht ändern, aber vielleicht das Timing und die Art und Weise, wie wir darüber sprechen. (Symbolbild) Foto Keira Burton, Pexels.

In vielen meiner Freundschaften mit Nichtgläubigen wurde die Apologetik zu einem wertvollen Hilfsmittel, nachdem sich eine Beziehung zu ihnen entwickelt hatte. Ich hatte durchdachte Antworten auf schwierige Fragen wie »Wenn Gott gut ist, warum lässt er dann das Böse zu?« Aber diese Fragen wurden mir nicht von Professor Jeffery Radisson (God's Not Dead) an den Kopf geworfen. Sie wurden mir von meinen Altersgenossen aus Verletzung oder Neugier gestellt. Sollten wir immer noch bereit sein, mit Richard Dawkins auf Tuchfühlung zu gehen, wenn er über das Christentum diskutieren will? Auf jeden Fall.

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3. Wenn Christen das, was sie glauben, nicht (vor-)leben

Das haben wir bei den US-Wahlen im Jahr 2020 sehr deutlich gespürt. Wir hatten es mit zwei Präsidentschaftskandidaten zu tun, die sowohl in ihrem Charakter als auch in ihrer Politik ausgesprochen unmoralische und unchristliche Werte vertraten. Für viele von uns war das ein Dealbreaker. Doch viele Christen sahen weg oder fanden einen Weg, ihren bevorzugten Kandidaten zu verteidigen. Meine Generation ist super sensibel, was Verlogenheit angeht und wir haben sie überall um uns herum gesehen. Wir sind auch sensibel gegenüber theologischer Scheinheiligkeit und gezielt angewandten Lehren.

Meine Generation ist super sensibel, was Verlogenheit angeht und wir haben sie überall um uns herum gesehen. (Symbolbild) Foto Markus Spiske, Pexels.

Die biblische Sexualethik wird als Argument gegen die gleichgeschlechtliche Ehe zitiert, aber bei anderen Themen wie Scheidung oder Zusammenleben vor der Ehe ignoriert. Die imago Dei (Gottebenbildlichkeit des Menschen) wird zu Recht angewendet, um gegen das kulturelle System der Abtreibung einzutreten, aber sie wird nicht zur Bekämpfung des Rassismus herangezogen.

Für uns ist klar, dass die Sünde strukturelle Formen annehmen und ganze Gesellschaften infizieren kann, aber wir sind wählerisch, wenn es darum geht, welche systembedingten Sünden wir ansprechen wollen.

Viele der Gen Z-er erkennen, dass ein Leben im Glauben die konsequente Anwendung von Gottes Wort voraussetzt, auch wenn sie im Widerspruch zur eigenen politischen Ausrichtung steht.

4. Wenn Christen mehr fürs Verurteilen als für die (Nächsten-)Liebe bekannt sind

Urteil und Liebe sind beide Teil von Gottes Charakter. Gnade und Umkehr sind beide Teil des Evangeliums. Jesus begegnet den Sündern mit Liebe, fordert uns aber auch auf, »zu gehen und nicht mehr zu sündigen« (Johannes 8,11). Aber heute sind viele Christen mehr von Urteil als von Liebe geprägt. Klar, die Kultur um uns herum hat die Definitionen von beidem verzerrt. Es gibt biblische Weisheiten, die unserer Kultur als verurteilend erscheinen, die aber wirklich liebevoll sind. Einen Freund oder eine Freundin anzusprechen, wenn sie die falsche Richtung einschlagen, mag verurteilend erscheinen, führt aber letztlich zum Leben für sie — und das ist liebevoll.

Die verzerrte, engstirnige Vorstellung, die unsere säkulare Kultur von der Liebe hat, ist eigentlich eine Chance für uns, die biblische Gnade und Liebe stärker zu leben, ohne dabei Kompromisse bei Wahrheit und Heiligkeit einzugehen.
Die Hoffnung meiner Generation ist, dass der gute Ruf einer radikalen, jesusähnlichen Liebe auch unseren Glauben prägen und Menschen anziehen wird, die bisher wenig damit zu tun hatten (Symbolbild). Foto Bahaa A. Shawqi, Pexels.

Vorwürfe, das Christentum sei »zu verurteilend«, sind bis zu einem gewissen Grad zu erwarten. Die moralischen Forderungen der Bibel werden auf manche immer so wirken. Aber die Hoffnung meiner Generation ist, dass der gute Ruf einer radikalen, jesusähnlichen Liebe auch unseren Glauben prägen und Menschen anziehen wird, die bisher wenig damit zu tun hatten — so wie es in den ersten Jahrhunderten des Christentums im Römischen Reich der Fall war.

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5. Wenn Christen keine ernsthaften Denker sind

In einer Zeit, in der sorgfältiges, kritisches Denken allgemein abnimmt und intellektuelles Desinteresse zunimmt, haben Christen leider den Ruf, zu den schlimmsten Übeltätern zu gehören.

Evangelikale Christen sind besonders geschickt darin, Ratschläge von Experten zu ignorieren, die ihnen nicht gefallen, während sie sich wissentlich oder unwissentlich an Fake-News-Kampagnen beteiligt sind. Vielleicht hast du auch eine christliche Tante, die regelmäßig unglaubwürdige Artikel oder Verschwörungstheorien in den sozialen Medien verbreitet und damit ihre Bereitschaft zeigt, fragwürdige Informationen zu glauben, ohne sich die Mühe zu machen, die Fakten zu überprüfen. Dies ist nur ein Nebeneffekt eines größeren Trends, den wir beobachten und der uns frustriert: ein Misstrauen gegenüber der Wissenschaft und dem intellektuellen Leben im Allgemeinen.

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Wir befinden uns in einer Medienkrise: Verschwörungstheorien gibt es schon lange. In Zeiten des Internets scheinen sie in der Jugendarbeit präsenter denn je zu sein.

Das ist frustrierend, nicht weil die akademische Welt die ultimative Wahrheit ist, sondern weil Gott Wahrheit ist (Psalm 19,8). Akademiker:innen sind zwar nicht unfehlbar, aber sie haben Fachwissen, und das sollte Christen wichtig sein.

Durch das Herunterspielen von gründlicher Lehre, Qualifikation und Sachkenntnis haben sich Christen aus der vordersten Reihe der kulturprägenden Disziplinen zurückgezogen, versuchen aufzuholen oder widersetzen sich in einigen Fällen aktiv diesen kulturprägenden Bereichen.

Mit Gottes Wort als solider Grundlage sollten Christen intellektuell neugierige Denker und Kulturschaffende sein. Wir sollten Lernen und Bildung schätzen — nicht zu unserem Ruhm, sondern zu Gottes Ehre.

Dieser Artikel wurde von Jacob Murrie verfasst und zuerst von The Gospel Coalition (TGC) veröffentlicht. Deutsche Version von Olivia Felber. Verwendet mit Genehmigung von The Gospel Coalition.

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