Von allen Persönlichkeitstypologien ist diese am einfachsten zu erlernen und gleichzeitig eine der praktischsten. Es gibt nur vier Typen und man kann sie bei anderen Menschen erkennen, sobald sie nur wenige Monate alt sind. Es ist wie ein Cheat-Code für Beziehungen und kann dir helfen, in deinem Privat- und Berufsleben besser zu kommunizieren.

Die Grundlagen

Es gibt vier Temperamente: Choleriker, Sanguiniker,

Phlegmatiker und Melancholiker.

Die vier Temperamente haben ihre Ursprünge in der antiken Medizin, wo man sie mit den vier Körperflüssigkeiten in Verbindung brachte. Heute dienen die Namen vor allem der Klassifikation. Um sie zugänglicher zu machen, ordnet man ihnen oft Farben zu. Ich folge hier dem Ansatz von Kathleen Edelman, der Autorin von I Said This, You Heard That, die diese Farben verwendet:

  • Choleriker = Rot
  • Sanguiniker = Gelb
  • Phlegmatiker = Grün
  • Melancholiker = Blau

Die Frage nach »angeboren vs. anerzogen« (nature vs. nurture) wird bei den meisten Persönlichkeitssystemen heiß diskutiert. Bei Temperamenten gibt es jedoch keine echte Debatte – sie werden als angeboren angesehen – eine Art Grundverdrahtung.

Doch ich habe eine persönliche Hypothese, die ich noch nicht validiert habe: Die zweite Farbe – das Temperament, bei dem man die zweithöchsten Punkte erzielt – ist eher anerzogen.

Mein Haupttemperament ist grün (Phlegmatiker), aber meine zweithöchste Farbe ist Gelb (Sanguiniker). Dadurch bin ich extrovertierter und abenteuerlustiger als andere Phlegmatiker, deren zweite Farbe z.B. Blau ist. Ich glaube, diese Ausprägung ist gelerntes Verhalten. Ich bin in einer Familie voller Extrovertierter und Performer aufgewachsen. Mein Vater war Lobpreisleiter und ich war früh in Bühnenproduktionen eingebunden.

Extrovertiert oder introvertiert?

Kathleen Edelman unterscheidet zwischen extrovertierten und introvertierten Temperamenten.

Extrovertierte – rote Choleriker und gelbe Sanguiniker – neigen dazu, laut zu denken und spontan zu handeln.

Introvertierte – grüne Phlegmatiker und blaue Melancholiker – bevorzugen hingegen innere Reflexion und überlegtes Handeln.

Exkurs: Die Definition von Extraversion und Introversion scheint von Person zu Person verschieden zu sein. Die meisten von uns kennen sie als »zurückhaltend vs. gesellig«. Ich halte jedoch nicht viel von diesem binären Ansatz, da ich glaube, dass es ein Spektrum gibt, das sich mit dem Alter oder der Umgebung verändern kann.

Beziehungs- vs. Aufgabenorientierung

Eine weitere Ebene der Typologie liegt in der Fokussierung der Temperamente: rote Choleriker und blaue Melancholiker sind aufgabenorientiert, während gelbe Sanguiniker und grüne Phlegmatiker beziehungsorientiert sind.

Konkret bedeutet das:

  • beziehungsorientierte Temperamente richten ihr Verhalten und ihre Kommunikation auf Menschen, manchmal auf Kosten der Aufgabe.
  • aufgabenorientierte Temperamente richten ihr Verhalten und ihre Kommunikation auf die Aufgabe, manchmal auf Kosten der Beziehung.

Die Temperamente im Streiflicht

Vielleicht hast du jetzt eine ziemlich gute Vorstellung davon, zu welchem Temperament oder zu welchen Temperamenten du gehören könntest. Schauen wir uns die einzelnen Temperamente genauer an. Denk dabei nicht nur an dein eigenes Temperament, sondern auch an die Menschen in deinem Umfeld.

Rote Choleriker

Interessanterweise denken viele sofort an ihren Vater, wenn sie die Übersicht der Roten sehen. Das liegt vermutlich daran, dass die Roten die Macher sind. Sie sind die Anführer, die Antreiber – diejenigen, die die Dinge erledigen, auch wenn es unbequem wird.

Als Vater merke ich selbst, dass meine Kinder oft das Rote in mir hervorkitzeln. Und ja, ich bin ziemlich sicher, dass ich im Test eine 2 für Rot bekommen habe (verglichen mit einer 26 für Grün).

Typologie-Experten bringen oft Beispiele aus der realen Welt, wie historische Persönlichkeiten, Prominente oder Politiker. Ich verstehe, warum – diese Beispiele bleiben im Kopf. Aber ganz ehrlich: Wir kennen diese Menschen nur aus der Öffentlichkeit, aus Interviews, vielleicht sogar aus einer sorgfältig gepflegten PR-Fassade.

Deshalb bevorzuge ich fiktive Charaktere. Sie sind auf eine Weise purer. Die besten Charaktere aus Literatur, Film und Serien haben oft ganz klare Persönlichkeitstypen.

Fiktive Charaktere, die rot sind:

  • Ron Swanson (Parks and Recreation)
  • Tony Stark (Iron Man)
  • Katniss Everdeen (Die Tribute von Panem)
  • Miranda Priestly (Der Teufel trägt Prada)
  • Red Forman (Die wilden Siebziger)

Gelbe Sanguiniker

Gelbe fiktive Charaktere:

  • Penny (The Big Bang Theory)
  • Tom Haverford (Parks and Recreation)
  • Joy (Alles steht Kopf)
  • Jack Sparrow (Fluch der Karibik)
  • Elle Woods (Natürlich blond)

Grüne Phlegmatiker

Grüne fiktive Charaktere:

  • Newt Scamander (Phantastische Tierwesen)
  • Rex (Toy Story)
  • Der Dude (The Big Lebowski)
  • Pam Beesley (Das Büro)
  • Chidi Anagonye (The Good Place)

Blaue Melancholiker

Blaue fiktive Charaktere:

  • Elsa (Frozen)
  • Lisa Simpson (Die Simpsons)
  • Ross Geller (Friends)
  • Hermine Granger (Harry Potter)
  • Carl Fredricksen (Oben)

Zusammenfassung

Was denkst du – welche Farbe bist du? Und welche haben deine Freunde und Familie?

Wenn du die Temperamente erstmal richtig verstanden hast, kannst du super schnell einschätzen, wie andere ticken, und deine Kommunikation anpassen, sodass ihr »die gleiche Sprache« sprecht. Aber noch besser: Du lernst dich selbst besser kennen. Wenn du bereit bist, ehrlich mit dir selbst zu sein, kannst du deine Schwächen erkennen und schlechte Gewohnheiten loslassen.

Wenn du tiefer einsteigen willst, kannst du ein offizielles Assessment machen. Noch besser finde ich aber, das passende Buch zu holen, weil es nicht nur den Test enthält, sondern auch alle Typen ausführlich beschreibt.

Dieser Artikel wurde von Cory Draper verfasst und zuerst auf seinem Substack veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner.

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