Eltern am Limit und KI ohne Grenzen?

Wir freuen uns, den Newsletter wieder für euch hochzufahren. Heute melden wir uns ausnahmsweise etwas früher, bevor wir ab dem 12. September wieder regelmäßig durchstarten.

Und ein ganz herzliches Willkommen an die rund 400 neuen Leserinnen und Leser, die während unserer Sommerpause zu uns gestoßen sind. Unser Herz schlägt dafür, euch dabei zu helfen, wichtige Themen mit euren Jugendlichen anzusprechen. Egal, ob ihr Eltern, Lehrer oder Jugendleiter seid oder eine andere Rolle im Leben von Jugendlichen habt, eure Beziehung zu den Jugendlichen zählt und macht einen Unterschied. Danke, dass ihr euch in Jugendliche investiert. Ob aktuelle Trends oder tiefgehende Gesprächsanregungen – wir sind hier, um euch zu inspirieren und zu begleiten.

Bevor ihr in die Inhalte unseres Newsletters eintaucht:

Bitte schreibt uns eure Antwort. Wir sind neugierig!

— Andy vom MRJ Team

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Drei Dinge diese Woche

1. Brettspiele sind wieder cool

Worum es geht: In den USA sieht ein idealer »Abend« für die Generation Z eher aus wie eine Veranstaltung, die man in einer Gemeinde für Senioren erwarten würde: Spieleabende wie Bingo, Schach und Mahjong werden immer beliebter.

Warum das so ist: Während man annehmen könnte, dass die Generation Z Bingo für »die Schwester von Bluey« hält, hat sich das Spiel bei jüngeren Menschen als gemütlicher Zeitvertreib mit geringem Einsatz durchgesetzt. Ähnlich wie Kreuzworträtsel bieten Brettspiele und Bingo einen Hauch von Nostalgie, der gleichermaßen anziehend und beruhigend wirkt. Diese Spiele brauchen keinen Alkohol, um unterhaltsam zu sein, und man kann auch ohne einen Partner zu den Abendaktivitäten kommen. Beliebt sind auch Bingo-Apps, bei denen die Spieler/innen jeden Tag gegeneinander antreten können, manchmal (je nach Landes- oder Kommunalrecht) auch um einen Geldpreis.

Frage deine Jugendlichen: Jetzt, wo Brettspiele wieder in sind, was ist dein Lieblingsbrettspiel oder deine Lieblingsbeschäftigung mit deinen Freunden? (Meine Kinder spielen zur Zeit mit jeder Freundesgruppe Stadt, Land, Fluss).

2. Eltern geht’s nicht gut

Worum es geht: Eltern haben heute einen gefährlich hohen Stresspegel, der sich auf Familienmitglieder auswirkt, sagt der US Surgeon General in seinem neuen Gesundheitshinweis für Eltern.

Wie er seine Warnung begründet: Mehrere kürzlich veröffentlichte Studien zeichnen ein beunruhigendes Bild von Eltern. Die vier Gründe:

1. Geld: Jedes vierte Elternteil in den USA gibt an, finanziell gestresst zu sein und sich im vergangenen Jahr gefragt zu haben, ob das Geld für die Grundbedürfnisse ausreicht. 
2. Soziale Medien: Fast 70 % sagen, dass Elternschaft heute schwieriger ist als vor zwanzig Jahren und nennen neue Technologien und die Nutzung sozialer Medien als Hauptgründe. 
3. Einsamkeit: Eltern berichten über ein höheres Maß an Einsamkeit als Erwachsene ohne Kinder.
4. Erwartungen an den Erziehungsstil: Die kulturellen Erwartungen haben sich in Richtung eines zeitintensiven Erziehungsstils verschoben, dem viele Eltern nicht gerecht werden können. 

Der Surgeon General schlägt einige Lösungen vor, vor allem, dass Eltern in der Gesellschaft einfach mehr Wertschätzung erfahren sollten.

Frage deine Jugendlichen: Wenn du eine schwierige Zeit durchmachst, hilft es dir zu hören, dass es anderen genauso geht? Warum oder warum nicht? Wessen Eltern brauchen gerade Ermutigung? Wie könnten wir als Familie helfen?

3. ChatGPT-Cheat

Worum es geht: Obwohl Chatbots wie ChatGPT hauptsächlich auf Nachrichten und Enzyklopädien trainiert werden, zeigen Daten, dass sie am häufigsten für Hausaufgabenhilfe und erotische Geschichten verwendet werden.

Was Eltern wissen müssen: Während die Schülerinnen und Schüler in ein neues Schuljahr starten, suchen viele Lehrerinnen und Lehrer immer noch nach Lösungen für das Problem des KI-basierten Schummelns. Darüber hinaus ist die Erstellung personalisierter erotischer Inhalte mithilfe von KI sehr beliebt, was zeigt, dass viele KI-Nutzer das Gefühl von Macht und sofortiger Befriedigung suchen. Der lange und manchmal mühsame Prozess des Aufbaus und der Pflege einer Ehe (der Kontext, in dem sexuelles Verlangen gedeihen sollte) könnte mit dem langen und manchmal mühsamen Prozess des Lernens, gut zu denken, verglichen werden. Beides braucht Jahre, und viele von uns wünschen sich vielleicht eine Abkürzung. Aber wie Pippin Frodo in Der Herr der Ringe warnt: »Abkürzungen führen oft zu langen Verzögerungen«. (»Short cuts make long delays.«)

⏬ Lasst uns das Thema vertiefen ... ⏬

Abkürzungen im Angebot

Es ist allgemein bekannt, dass Ritalin (oder Adderall in den USA) für ein paar Euro gekauft werden kann, um Schülern zu helfen, sich zu konzentrieren und Aufgaben zu erledigen. Nach ein paar Jahren werden die Noten, die diese Schülerinnen und Schüler mit Adderall erreicht haben, wahrscheinlich nicht mehr relevant sein – aber was zählt, ist, ob sie gelernt haben, Abkürzungen zu nehmen und Substanzen zu missbrauchen, um ihre Probleme zu lösen.

Die Moral, Adderall & Ritalin auf diese Weise zu verwenden, war schon immer fragwürdig, aber diejenigen, die es tun, fühlen sich oft verantwortlich dafür, ihre Aufgaben zu erledigen. ChatGPT hingegen ermöglicht es den Studierenden, diese Verantwortung vollständig auszulagern. Wenn die Einnahme von Adderall ohne Rezept eine Abkürzung auf einem schwierigen Weg war, ist ChatGPT ein Teleportationsgerät, das den Weg selbst überflüssig macht.

Das Wort »cheat« hat mindestens zwei Bedeutungen. Es kann bedeuten, die Regeln eines Spiels oder einer Aufgabe zu umgehen, um ein Gefühl der Befriedigung zu erlangen, oder die Grenzen einer romantischen Beziehung zu überschreiten, um sexuelle (oder manchmal auch emotionale) Befriedigung zu erlangen. In beiden Fällen ist die Motivation der Wunsch nach kurzfristiger Befriedigung, unabhängig von den langfristigen Konsequenzen, die von einem Notenverlust bis hin zum Verlust der Beziehung reichen können. Während viele Paare die Verwendung von ChatGPT zum Schreiben erotischer Geschichten nicht als »Fremdgehen« bezeichnen würden, dient ChatGPT am häufigsten der kurzfristigen Befriedigung.

In Römer 3:8 antwortet der Apostel Paulus auf die rhetorische Frage, ob böse Taten die Ehre Gottes erhöhen können. Er schreibt: »Sollen wir etwa Böses tun, damit daraus Gutes entstehe? Ihre Verdammnis ist gerecht!« Mit anderen Worten: Ein Teil der Nachfolge Jesu besteht darin, zu erkennen, dass, auch wenn wir ein gutes Ziel verfolgen (wie z.B. ein Stipendium zu bekommen), der Weg dorthin und die Menschen, die wir dabei werden, genauso wichtig – wenn nicht sogar wichtiger – sind als das Ziel selbst.

Frag deine Jugendlichen:

• Ist es jemals gerechtfertigt, bei einer Schulaufgabe zu schummeln? Warum oder warum nicht?
• Warum glaubst du, dass sich Menschen mit sexualisierter Fiktion beschäftigen?
• Was ist wichtiger: wo wir am Ende ankommen oder wer wir auf dem Weg dorthin werden?

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