Über die Artikelserie »Wie tickt die christliche Gen Z in Deutschland?«

Über die Artikelserie »Wie tickt die christliche Gen Z in Deutschland?«

Die Gen Z ist in aller Munde, den Medien und auch in der christlichen Jugendarbeit. Wer über diese Generation datenbasiert Genaueres wissen will, schaut in die USA oder nach UK. Oft beziehen sich Umfragen nicht konkret auf die christliche Szene. Wie tickt sie wirklich, die christliche Gen Z in Deutschland? Thorsten Attendorn hat am Barna Church CoLab »Discipling Gen Z« teilgenommen und hat selbst eine Befragung von fast 1000 jungen Christinnen und Christen der Gen Z in Deutschland durchgeführt. In dieser Artikelserie teilt er Einsichten und Impulse aus dem CoLab und stellt die Ergebnisse seiner Umfrage zur Diskussion.

Die christliche Gen Z in Deutschland: Angeschlagene emotionale Gesundheit, gute persönliche Netzwerke, durchwachsene familiäre und gemeindliche Beziehungen

Wie steht es um die emotionale Gesundheit der christlichen Gen Z in Deutschland? Sind die Kennzeichen dieser »verletzlichen Generation« auch bei jungen Christinnen und Christen festzustellen? Beziehungen sind ein wichtiger Stabilisierungsfaktor. Hat die christliche Gen Z gesunde Beziehungen zu Freunden, zur Familie, zur Gemeinde?

Mental health – ein Thema für die Gen Z – auch für uns?

»Mental health ist für die Gen Z ein Thema – und mental health muss auch für uns ein Thema sein« – so insistiert Kara Powell (Executive Director im Fuller Youth Institute), die uns im Church CoLab dazugeschaltet wird. Aus ihrer Sicht hat diese Generation ein größeres Bewusstsein, ein größeres Anliegen und eine größere Sprachfähigkeit in Sachen mentale Gesundheit. Davon mag man genervt oder überfordert sein – aber man kann auch die Entscheidung treffen: »Diese Sprache ist zwar nicht meine Sprache, aber ich will sie sprechen«. Man mag die gesellschaftliche Entwicklung bedauern, die in diese mental health crisis gemündet hat. Aber ganz pragmatisch: Will man in Beziehung und im Gespräch sein, kommt man an diesem prädominanten Thema nicht vorbei.

Kara findet es unverzichtbar, in den Gemeinden Raum zu geben für Fragen, Meinungen, Zweifel; es sollte ein sicheres Umfeld geben, in dem zugehört und Hilfestellung gegeben werden kann. Sie warnt vor einfachen Antworten wie »Jesus ist die Lösung« (zugleich bekräftigt sie: »Er ist es!«), sondern empfiehlt ins Gespräch zu kommen mit ernsthaften Fragen wie einem ehrlichen und zuhörenden »Wie geht es dir?«, »Was beschäftigt dich gerade« oder auch aus Anlass solcher Umfragen: »Was denkst du über diese Umfragedaten?«

In ihrer Forschung hat Kara Powell drei existentielle Fragen dieser Generation herausgearbeitet (und Bücher darüber geschrieben), die allesamt in Jesus eine überzeugende Antwort finden:

  • Wer bin ich? Die Frage nach der Identität: Gottes Kind. Angenommen in Christus.
  • Wo gehöre ich hin? Die Frage nach der Zugehörigkeit: Gottes Volk. Teil der Familie Gottes.
  • Welchen Unterschied kann ich machen, was kann ich bewegen? Die Frage nach der Zweckbestimmung: Gottes Geschichte und Werk. Begabt und beauftragt im Reich Gottes. 

Zoom Webinar: Wie tickt die christliche Gen Z in Deutschland? Mit Thorsten Attendorn

Jüngerschaft: Digitale natives vs. »embodied life«

Matt Manno, der bei Pete Scazzeros Werk »Emotional Healthy Discipleship« den Aufbau eines Kurses für Jugendliche verantwortet, weist zum Thema Jüngerschaft auf die Bedeutung der sozialen Medien hin. »Social media is all the time discipling« und bildet eine starke Konkurrenz zu den »real-life«-Beziehungen. Er sieht die Herausforderung darin, die »digital natives« hineinzunehmen in das reale, physische Leben – das »embodied life«. Eine wichtige Rolle können hier passende Formate von Jugendarbeit und Jüngerschaftstraining spielen:

  • Eins-zu-eins-Mentoring
  • Input mit Kleingruppen
  • Statt »schulischen« Formaten Workshop- oder Seminarcharakter, je nach Teilnehmerzahl, Zielgruppe und Kontext
  • mehr hörender als antwortender, analysierender oder agenda-gesteuerter Zugang zu persönlichen Gesprächen

Gen Z – eine Generation unter Druck

Aus den Daten, die uns Savannah Kimberlin im Church CoLab präsentiert, entnehmen wir, dass die Gen Z eine »Generation unter Druck« ist, und zwar mehr aus ihrem Inneren heraus als von außen: 31% bejahen den eigenen Druck, erfolgreich und perfekt zu sein; externen Druck in Form von elterlichem Erwartungsdruck oder dem Urteil der älteren Generation stellen 25% fest (jeweils »always«/»usually«). Schlüsselt man die Gen Z nach Altersklassen auf, so ist bei Teens die Unsicherheit größer, bei young adults, die oft bereits erste berufliche Erfahrungen oder Perspektiven haben, ist es die Versagensangst.

Woher kommt der Erfolgsdruck? Schaut man tiefer, so zeigt sich, dass 51% »Glück« (happiness) als ultimatives Ziel ihres Lebens benennen. Dabei ist ihre Definition von Glück zu 43% »Erfolg«; mit weitem Abstand folgen Bildung (23%), dann Familie 20%; abgeschlagen sind Spirituelles und Gesundheit mit 8% bzw. 6%. Auch der »interne« Druck entsteht nicht von selbst, sondern wird etwa durch die sozialen Medien befeuert.

Mentale Gesundheit der Gen Z in Deutschland

Die Gen Z ist tatsächlich eine angeschlagene Generation: Man geht davon aus, dass aktuell jedes Jahr ca. 20% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland an einer psychischen Störung erkranken. In Deutschland liegen Umfragen zufolge in der Altersklasse von 14-29 Jahren Stress (46%), Erschöpfung (35%), Selbstzweifel (33%) und Antriebslosigkeit (31%) teils deutlich über den Werten für die ältere Generation. Dabei sind junge Frauen stärker betroffen als junge Männer: 53% der weiblichen Gen Z empfinden »immer« oder »meistens« Angst und Stress; dieser Wert ist 12 Prozentpunkte höher als bei weiblichen Millennials und 14 Prozentpunkte höher als bei der männlichen Gen Z. 41% der jüngeren Frauen geben an, an einer psychischen Erkrankung zu leiden.

Ist die mental health crisis nur eingebildet oder übertrieben?

Ist die mental health crisis ein subjektives Phänomen, nur eingebildet, eingeredet? In der Tat ist bspw. der Einfluss der sozialen Medien auf die psychische Selbstwahrnehmung nicht zu vernachlässigen, wie man seit Tumblr weiß und was auch anhand von TikTok erforscht wurde (Quellen s.u.): Soziale Medien sind tatsächlich »Inkubator« von persönlichkeits- und verhaltensbezogenen psychischen Erkrankungen; soziale Medien machen inkorrekte Selbstdiagnosen wahrscheinlicher. Auch ist eine größere Sprachfähigkeit und -bereitschaft der Gen Z festzustellen, mit der das Thema der mentalen Gesundheit aus einer mitunter (auch in manchen christlichen Kreisen) vorhandenen Tabuisierung oder Stigmatisierung befreit wird – was allerdings einhergeht mit der Gefahr der Überbetonung und Nachahmung (»prevalence inflation hypothesis«).

Dennoch meine ich aus zwei Gründen, dass das Thema der mentalen Gesundheit in den Gemeinden sachkundig, empathisch und geistlich-konstruktiv aufgegriffen werden sollte: Zum einen zeigen die medizinischen Daten, dass diese Generation (und darunter insbesondere die Mädchen) tatsächlich stärker mental gebeutelt ist:

  • In Deutschland lag Mitte 2020 das Auftreten von klinisch relevanten depressiven Symptomen bei jungen Menschen bei 25,3% gegenüber 10,4% in 2018/19.
  • Die stationäre Behandlung von 15-17-jährigen Mädchen hat von 2019-22 bei den Diagnosen Depression um 24%, bei Angststörungen um 35% und Essstörungen um über 50% zugenommen.

Und ich gebe zum anderen Kara Powell recht, dass dieses Thema auch für die Gemeinden wichtig sein sollte – weil es für diese Generation einen hohen Stellenwert hat, aus Gottes Sicht ein bedeutsames ist und die Gemeinden eine (Mit-)Verantwortung für die vergangene und künftige Entwicklung der seelischen Gesundheit auch dieser Generation haben. Es geht also nicht nur um eine bewusste Gegenbewegung zur »Entkopplung« dieser Generation. Der »Heiland« und Hirte Jesus Christus ist nicht nur um das ewige Heil bemüht, sondern er ist auch, wie Petrus formuliert, der »Hirte der Seelen« (1.Pet 2,25). Und wir Älteren haben eine geistliche Verantwortung für das, was wurde und das, was wird: Haben wir eine Mitverantwortung für die Verfassung, in der diese Generation sich befindet? Zum seelischen Wohlergehen der jungen Generation können und werden wir auch künftig beitragen, zum Guten oder zum Schlechteren.

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Mentale Gesundheit und Corona
Schon in der vorigen Dekade, aber insbesondere seit Corona sind in der jungen Generation psychische Diagnosen stark angewachsen:

• In den USA ist der Anteil der 18- bis 44-jährigen, die eine psychiatrische Behandlung empfangen haben, von 2019 bis 2021 von 18,5% auf 23,2% gestiegen.

• Im UK ist die Zahl der 16-17jährigen mit starker mentaler Belastung (»high level of mental distress«) von 23% (2007) auf 44% (2021) gestiegen. Die Zahl der Hospitalisierungen wegen Selbstverletzung (Altersklasse 10-19 J.) verdoppelte sich in zehn Jahren, wegen Essstörungen in sechs Jahren mit einem sprunghaften Anstieg von 2019 zu 2020 (90% davon sind weiblich).

• In Deutschland leidet fast jede/r Dritte nach eigenen Angaben unter einer mentalen Erkrankung. 41% der 18- bis 34-jährigen Frauen geben an, dass sie unter Depressionen, Angststörungen, Essstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen leiden.

Seelische Gesundheit ist angeschlagen

Ängste und Depressionen
Ich war gespannt, ob Glaubende aus der Gen Z eine bessere mentale Gesundheit aufweisen. Dass sie mit Ängsten bzw. Depressionen zu kämpfen haben,[1] bejahen 45% bzw. 20% der Befragten aus der christlichen Gen Z in Deutschland. Diese Daten lassen sich mangels exakt gleichartiger Fragestellungen nicht verlässlich mit anderen Umfragen in Relation setzen. Betrachtet man verschiedene Umfragen und Studien etwa zu Angst/Stress (je nach Umfrage bei über 50%) sowie Depressionsdiagnosen (um 25%), scheinen die Werte der christlichen Gen Z in Deutschland ein wenig unter dem Durchschnitt zu liegen, tragen aber doch deutlich die Merkmale dieser Generation.

Innere Stabilität und Selbstwert
Der zwiespältige Eindruck zur mental health der Befragten wird verstärkt, wenn man weitere Fragen heranzieht, die für die seelische Gesundheit aussagekräftig sein können. Beispielsweise

  • stehen 15% »stark« (35% »etwas«) unter Perfektionsdruck;[2] sie übertreffen damit die Werte der Open Generation-Umfrage insb. für die deutsche Gen Z (11%/17%; global 20%/26%);
  • fühlen sich nur 12% »stark« (52% »etwas«) sicher darin, wer sie sind;[3] die Vergleichsdaten aus der Open Generation-Studie sind für die deutsche Gen Z ähnlich (15%/47%), die globale Gen Z zeigt sich selbstsicherer (31%/37%);
  • sind die sozialen Beziehungen durchwachsen (s.u.).

In anderen Themensegmenten der Umfrage[4] ergab sich, dass die Themen »Selbstwert« und »Selbstwirksamkeit« der Aufmerksamkeit bedürfen:

  • Selbstwert/Perfektionsdruck: Dass sie es »wert sind, geliebt zu werden«, bejahen rd. 50%; ein Drittel hat Angst zu sündigen, ein Drittel hält es für möglich, dass Gott sie überfordern könnte, ein Viertel sieht sich als Versager, ein Fünftel braucht die Zufriedenheit Anderer, um glücklich zu sein.
  • Selbstwirksamkeit: Bei einer Abfrage der persönlichen Glaubenssätze bejahten 35%, dass sie eigene Entscheidungen treffen können. Im Kontext der »Hoffnung« war ein ausgeprägtes Gottvertrauen festzustellen, zugleich war das persönliche Übernehmen von Verantwortung, deutlich geringer ausgeprägt.

Diese Daten finde ich bedenklich, möchte sie sehr ernst nehmen, aber auch zum Nachfragen im eigenen Umfeld einladen. Natürlich frage ich mich: Warum schlägt sich die »Glaubensstärke« dieser Befragten nicht deutlicher in seelischer Gesundheit nieder? Wenn man sich (im Sinne der drei Fragen von Kara Powell) seiner Identität in Christus, seiner Zugehörigkeit zu Gottes Familie und seiner Berufung in sein Werk sicher ist – sind damit nicht die Voraussetzungen gegeben, um aus einem gesunden, in Gott verankerten Selbstbewusstsein heraus zu leben und zu wirken? Es ist und bleibt klar: Unabhängig von ihrem Glaubenskonzept sind sie Teil einer gebeutelten Generation, haben mit externen Faktoren wie Krisen, Social Media, Umbrüchen etc. zu tun. Auch scheinen die »Glaubenssätze« mancher Befragten in Richtung Angst/Druck/Perfektion auszuschlagen; auch sieht es so aus, als ginge ihre Glaubenskultur zu Lasten von Selbstwert und Selbstwirksamkeit. Wie wichtig ist die stabilisierende, vertraute und stärkende Annahme in Gott!

Durchwachsene Beziehungen zu Eltern, Freunden und Gemeinden

Soziale Beziehungen
Die Beziehungen der christlichen Gen Z in Deutschland sind ambivalent:

  • Rd. 40% bzw. 50% bejahen stark ihre Zufriedenheit mit Freundschaften und geistlichen Ermutigern.[5] Freundschaften und Hilfe anderer Menschen werden auch überdurchschnittlich häufig als Hoffnung stärkend genannt.
  • Dennoch fühlen sich rd. 60% zumindest manchmal einsam (2% »immer«, 17% »normalerweise« und 42% »manchmal«),[6] dies sind fast doppelt so viele wie im Durchschnitt der deutschen Gen Z (4%/10%/20%; global 9%/14%/28%).
  • Rd. 80% haben eine Vertrauensperson;[7] umgekehrt hat jede/r Fünfte keine Person, mit der er/sie persönliche Empfindungen oder Erfahrungen teilen kann.
  • Nur 15% haben »immer« (42% »normalerweise«) das Gefühl, dass jemand an sie glaubt; dies ist ein sehr niedriger Wert, denn bei der deutschen Gen Z aus der Open Generation-Umfrage sind es 42%/38%, bei der globalen Gen Z 40%/37%.
  • Nur 15% bejahen klar (41% »meistens«), dass man sich von den Eltern verstanden fühlt;[8] dies ist offenbar nicht nur generationsbedingt, denn der Wert liegt knapp halb so hoch wie bei den deutschen Befragten von Barnas Open Generation-Studie (42%/38%, bei der globalen Gen Z 40%/37%).

Der Blick auf die Beziehungen zeigt schöne Freundschaften und wertvolle individuelle Beziehungen zu Vertrauten und Mentoren. Die Prozentwerte sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass um die 200 Befragte ohne Vertrauensperson und Ermutiger auf der Strecke bleiben. Wie viele junge Christinnen und Christen das Gefühl von Einsamkeit kennen, zeigt, dass diese moderne Zivilisationskrankheit vor Glaubenden nicht Halt macht; dabei sind wir doch in der Familie Gottes zur Gemeinschaft berufen!

Traurig machen mich besonders die schwachen Zahlen beim (gefühlten) elterlichen Verständnis und »dass jemand an mich glaubt«. Die Vergleichsdaten zeigen, dass man dies nicht als üblichen Generationenkonflikt abtun kann. Woran liegt es dann? Ist es eine Frage der Wahrnehmung, fehlt es an stärkendem Zuspruch, an Offenheit, allgemein an Kommunikation? Gibt es auf Seiten der Eltern mehr Anspruch, geht es mehr um »Richtigsein« als um Annahme, Loslassen und Vertrauen? Kann – umgekehrt – ein Faktor auch das »Disruptive« der jüngeren Generation sein, die mitunter mit den älteren Generationen nichts mehr anfangen kann und will, was sich vielleicht im Glaubensumfeld stärker auswirkt als im »normalen Leben«?

Beziehungen zur Gemeinde
Die Teilnehmer besuchen sehr regelmäßig (meist mindestens wöchentlich[9]) die Gottesdienste, aber auch die Beziehungen zu ihrer Gemeinde stellen sich ambivalent dar:

  • Die Hälfte fühlt sich in ihrer Gemeinde »stark« zugehörig.[10]
  • Rd. 25-35% der Teilnehmenden bejahen deutlich, dass sie in der Gemeinde Platz für Zweifel finden, ihre Fragen beantwortet bekommen oder für ein treues Leben in einer säkularen Welt ausgerüstet werden.[11] Ähnlich viele verneinen dies jeweils.
  • 1/5 der Befragten haben ein starkes Vertrauen, dass die christlichen Führer ehrlich und fair sind.[12]

Für die Gemeinden ist es wichtig, Zugehörigkeit zu stiften. Dazu gehört sowohl, dass man Räume schafft, in denen offen und vertrauensvoll über verunsichernde Themen gesprochen werden kann, als auch, dass man passende Formate für Jüngerschaft und Zusammenarbeit bereitstellt. Die Umfragedaten zeigen, dass etliche versorgt sind, dass bei alledem aber doch auch noch Luft nach oben ist.

Vergleich mit US practicing Christians und der Bibel-engagierten Gen Z [13]

Zieht man als Vergleichsgruppen die ebenso bibelaffine internationale »bible engaged«-Kohorte sowie die weniger bibelfeste, pragmatischere Gruppe der »US practicing Christians« hinzu (Daten s.u. im Kasten), so bestätigt sich das Stärkenprofil der christlichen Gen Z etwa bei den Freundschaften, Vertrauenspersonen und Mentoren oder der Bedeutung der Gemeinde etc.; zugleich erweisen sich der Perfektionsdruck und eine gewisse Einsamkeit als neuralgische Punkte.

Die Vergleichsgruppen beweisen aber auch, dass die bei der christlichen Gen Z in Deutschland vorhandenen Schwächen im emotionalen und relationalen Bereich nicht in Stein gemeißelt sind. Im Gegenteil kann ein ausgewogenes, hingebungsvolles christliches Leben offensichtlich seine Stärken gerade auch in gesunden Beziehungen, im Gemeindeleben und einem gesunden, überzeugten Selbstwert ausspielen. Es scheint, dass bei der christlichen Gen Z in Deutschland diese Potentiale noch nicht gehoben sind. Baustellen scheinen das Gottes- und Selbstbild[14] sowie die Beziehungs- und Gemeindekultur zu sein.

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Vergleich mit US practicing Christians
Die von Barna herangezogene Vergleichsgruppe von US practicing Christians zeigt zur inneren Stabilität sowie auch in den Beziehungen heterogene Ergebnisse:

• Sie weist jeweils über 50% (gegenüber 12-15% bei der christlichen Gen Z in Deutschland) stark positive Antworten auf bei »jemand glaubt an mich«, »ich fühle mich von meinen Eltern verstanden« sowie bei der Selbstsicherheit.
• Sie steht aber auch doppelt so oft unter Perfektionsdruck wie die hiesigen Befragten (über 30% gegenüber 15%).
• Sie hat noch höhere Einsamkeitswerte (15% gegenüber 2% »immer«), aber mit 60% antworten fast doppelt so viele wie bei der deutschen christlichen Gen Z mit »selten« oder »nie«.
• Sie punktet stark in Beziehungen: Die US practicing Christians haben noch deutlich bessere Freundschaften und geistliche Ermutiger sowie Mentoren, die ihnen das Bibellesen beigebracht haben (60%, 75%, 95% gegenüber 40%, 50%, 75%).
• Gleiches gilt für die meisten gemeindebezogenen Fragen (Zugehörigkeit, Antworten und Alltagsweisheit bei 70% gegenüber 35-50%; Raum für Fragen und Zweifel allerdings auf ähnlichem Niveau).

Vergleich mit der bible engaged Gen Z
Beim Thema Gesundheit fällt auf, dass die »bible-engaged«-Teilgruppe der Barna Open Generation-Umfrage deutlich höhere Werte aufweist als die christliche Gen Z in Deutschland:

• Selbstwert und -wirksamkeit (53%/81% gegenüber 12%/13%),
• Bedeutung für andere (48% zu 15%),
• Zugehörigkeitsgefühl und praktische Weisheit von der Gemeinde (fast 80% zu 50% bzw. 30%).

Fazit und Next Steps

Kurz zusammengefasst: Kennzeichen der christlichen Gen Z in Deutschland

  • Evtl. etwas bessere, aber doch angeschlagene emotionale Gesundheit
  • Perfektionsdruck, schwacher Selbstwert und -wirksamkeit
  • Gute Freundschaften, Vertraute und geistliche Ermutiger, aber teils schlechte Eltern-/Familienbeziehungen und mitunter einsam
  • Durchwachsene Gemeindekultur (stark: Zugehörigkeit; schwach: Antworten auf Fragen, Raum für Zweifel)

Sprungbrett-Fragen

  • Wie stehst du dazu, dass 45% bzw. 20% deiner Generation mit Ängsten/Depressionen zu kämpfen hat? Welche Rolle spielen dabei die sozialen Medien? Ist das ein Thema in deiner Gemeinde?
  • Was stresst dich, wer oder was setzt dich unter Druck – du selbst, dein Umfeld (Gesellschaft, Familie, Schule, Gemeinde)? Wie gehst du damit um?
  • Was kann ein Grund sein, dass ein junger Christ/eine junge Christin sich von den Eltern nicht verstanden fühlt? Hast du Tipps für Eltern?
  • Wie erlebst du (oder wünschst du dir) Freundschaft und Ermutigung, um im Glauben zu wachsen?
  • Was bedeutet für dich »Selbstsicherheit«? Welche Rolle spielt dabei der Glaube? Welchen Wert hast du für Gott und in deinem Umfeld?
  • Empfindest du, dass du in der Gemeinde dazu gehörst? Mit wem (in der Gemeinde) kannst du offen über deinen Glauben und deine Zweifel sprechen?

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Ressourcen

Studien und Statistiken

Ressourcen aus christlicher Perspektive


[1] Fragestellungen: »Do you struggle with anxiety?« sowie »Do you struggle with depression?«; Antwort jeweils »Yes«; weitere 4%/6% antworteten »Prefer not to say«.

[2] Fragestellung: »How often do you feel a need to be perfect?«; Antworten »always« bzw. »usually«.

[3] Fragestellung: »How often do you feel secure in who you are?«; Antworten »always« bzw. »usually«.

[4] Dazu noch Episode 4.

[5] Fragestellungen: »Is this statement true of you? ‚I am happy with the friends I have«; »There is someone in my life who encourages me to grow spiritually« Antworten »very true«/ »agree strongly«.

[6] Fragestellung: »How often do you feel lonely and isolated from others?«; Antworten »always«/ »usually«/ »sometimes«.

[7] Fragestellung: »Do you have someone you can confide in (not including your partner or spouse)? This is someone who you would feel comfortable sharing your feelings or personal stories with.«

[8] Fragestellung: »Is this statement true of you? ›I feel understood by my parents or guardians‹«; Antwort »very true«.

[9] S. Episode 1.

[10] Fragestellung: »The church is a place where I feel I belong«; Antwort »agree strongly«.

[11] Fragestellungen: »In my church, I am able to openly talk about my spiritual beliefs and doubts I may have«, »In my church, I regularly receive wisdom for how to live faithfully in a secular world«; Antwort jeweils »agree strongly«; »The church is a place where I feel I belong«; Antwort »disagree strongly«.

[12] Fragestellung: »How much do you trust Christian leaders to be fair and honest?«; Antwort »Strongly trust«.

[13] S. zu weiteren Vergleichen Episode 5.

[14] Dazu noch Episode 4.

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