Fünf Gesprächsthemen

1. Muslimische Jugendliche leben ihren Glauben, christliche verlieren ihn

Worum es geht: Der Glaube an Gott verliert laut Shell Jugendstudie 2024 bei Jugendlichen in Deutschland zunehmend an Bedeutung – vor allem bei katholischen und evangelischen Jugendlichen. Im Gegensatz dazu ist der Glaube für muslimische Jugendliche nicht nur weiterhin relevant, sondern scheint auch tief im Alltag verwurzelt zu sein. Für mehr Einblick in die Ergebnisse der Shell Jugendstudie, hier die Zusammenfassung.

Warum es nicht überrascht: Während 2002 noch etwas mehr als die Hälfte der katholischen Jugendlichen ihren Glauben für wichtig hielt, sind es heute nur noch 38 Prozent. Bei den evangelischen Jugendlichen war der Anteil schon damals geringer und sinkt weiter. 37 Prozent der muslimischen Jugendlichen beten ein- oder mehrmals täglich, während fast die Hälfte der christlichen Jugendlichen nie betet. Während die muslimische Gemeinschaft ihren Glauben weiterhin aktiv lebt, scheint er für viele christliche Jugendliche immer mehr zur Nebensache zu werden. Auch das Vertrauen in Institutionen wie die Kirchen nimmt ab. Nur 2,4 von 5 möglichen Punkten geben die Jugendlichen den Kirchen, während sie Parteien, der EU und sogar Banken mehr Vertrauen entgegenbringen. Das überrascht nicht.

Wo die Kirche fehlt — Ein Blick hinter die Fassade: Die Kirche ist heute oft mehr Institution als Gemeinschaft. Für die Berliner Pfarrerin und Influencerin Theresa Brückner ist der Sonntagsgottesdienst ein »überholtes Format«. Konfirmanden erleben Kirche viel mehr in ihrer Mitarbeit bei der Berliner Tafel – nah an den Menschen, im Alltag. Wenn der Fokus zu sehr auf Programmen liegt und weniger auf der Begegnung mit den Menschen, verliert die Kirche an Relevanz.

Frag deine Jugendlichen: Wie müsste Kirche für dich sein, damit du gerne dazugehörst?

2. Digital Detox in der Schule: Hamburg als Vorbild, Solingen zieht nach

Worum es geht: Ab dem Schuljahr 2025/26 machen 42 Schulen in Solingen ernst: Soziale Medien wie Instagram, Snapchat und TikTok sind für Fünftklässler tabu. Dahinter steckt die Idee, Kinder und Jugendliche vor den schädlichen Auswirkungen dieser Plattformen zu schützen.

Warum das an Schulen wichtig ist: Eltern, Lehrer und Experten ziehen an einem Strang. Ein Gymnasium in Hamburg hat es vorgemacht: Dort dürfen Schüler der Klassen 5 bis 9 keine Smartphones während der Schulzeit benutzen – und die Ergebnisse sind beeindruckend, resümiert der Schulleiter: Mehr persönliche Gespräche, weniger Stress, weniger Cybermobbing und bessere Noten. Die Botschaft ist klar: Ein bewusster Umgang mit digitalen Medien tut gut. Viele Studien belegen, dass exzessive Nutzung von Social Media zu Angststörungen, Depressionen und schlechteren Leistungen führen kann. Ein Verbot in der Schule könnte helfen, den Druck »immer online sein zu müssen« zu verringern und den Fokus wieder auf das echte Leben zu legen.

Frag deine Jugendlichen: Was hältst du von dem Handyverbot an Schulen? Wäre das auch an deiner Schule eine gute Idee?

3. Trend: Micro-Churches à la ICF

Worum es geht: Kirchen wie Life.Church in den USA und ICF in Europa setzen seit der Pandemie verstärkt auf das »blended Modell«. Gemeindemitglieder, die weiter weg wohnen, können Gottesdienste in ihre Wohnzimmer streamen, Freunde und Nachbarn einladen und so Mini-Gemeinden schaffen. ICF München bietet beispielsweise Micro-Churches an, in denen lokale Gruppen Gottesdienste verfolgen und Gemeinschaft pflegen – kleine Start-ups für neue Gemeinden.

Warum es relevant ist: Diese Form der Gemeindegründung erleichtert es, lokal eine neue Kirche zu starten, inspiriert von etablierten Modellen. Sie verbindet lokale Gemeinschaften stärker mit der globalen Kirche und schafft neue Formen der geistlichen Vernetzung.

Online-Communities als Vorstufe der Micro-Churches? Eine Bremer Gemeinde zieht momentan hunderte Schweizer in ihren Bann. Sie sind per Livestream mit St. Martini verbunden, hören Pastor Olaf Latzel beim Predigen zu und sehen die Gemeinde als geistliche Heimat, ohne physisch vor Ort zu sein. Seit der Pandemie hat sich eine »Internetgemeinde« gebildet, die bis in die Schweiz reicht. Die Verbindung mit der Muttergemeinde durch YouTube ermöglicht eine neue Form digitaler Gemeinschaft – ein Weg, der auch in Richtung eigenständiger Micro-Churches führen könnte.

Frag deine Jugendlichen: Verliert deine Gemeinde bald Mitglieder an digitale Kirchen? Was macht sie so attraktiv? Was bedeutet das für die Zukunft deiner Kirche?

4. Von Spaß zu Straftat: Schüler erleben die Folgen von Cyber-Kriminalität

Worum es geht: Im Rahmen der Aktionswoche #keinhandytäter stellten sich 450 Schülerinnen und Schüler einem fiktiven Gerichtsprozess. Die Jugendlichen übernahmen die Rollen von Richter, Staatsanwalt und Angeklagtem, der beschuldigt wurde, intime Fotos seiner Freundin gemacht und verschickt zu haben.

Warum Sensibilisierung wichtig ist: Solche Fälle nehmen in der Realität zu. Viele Jugendliche sind sich der Tragweite ihres Handelns nicht bewusst. Sebastian Pelkofer von der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth betont, dass es oft am Unrechtsbewusstsein fehlt – besonders, wenn es um Kinderpornografie geht. »Oft sehen die Jugendlichen es nur als Spaß oder Schock, wenn sie virale, strafbare Sticker oder Videos teilen. Sie machen sich aber keine Gedanken darüber, dass solche Inhalte strafbar sind«, warnt Pelkofer. Doch der Schaden ist erheblich: Laut WHO wird jedes sechste Kind in Europa Opfer von Cyber-Mobbing, mit gravierenden Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Die #keinhandytäter-Aktion möchte das Unrechtsbewusstsein von Jugendlichen im Umgang mit digitalen Inhalten schärfen und Verantwortung im digitalen Leben fördern.

Frag deine Jugendlichen: Hast du schon einmal etwas geteilt, von dem du dachtest, es sei »lustig« und das dann nach hinten losgegangen ist?

5. Christen gegen Christen: Online-Schlagabtausch

Worum es geht: Influencer des evangelischen Content-Netzwerks Yeet äußern öffentlich ihre Kritik an »fundamentalistischen Christen« und Freikirchen. Dabei machen sie ihre Ansichten in Posts und Stories deutlich.

Warum die Diskussion wichtig ist: Das ProMedienmagazin berichtete über einen Post der Bloggerin Daniela-Marlin Jakobi, in dem sie sich sarkastisch über typische Freikirchler-Statements äußert. Auch Pfarrerin Julia Schnitzlein (@juliandthechurch) zeigte in einer Story Besorgnis über die Aussagen »fundamentalistischer Frauen«. Diese oft pauschalisierenden und drastischen Kommentare stoßen in den Kommentarspalten auf gemischte Reaktionen, werden aber auch als Startpunkt für notwendige Reflexionen gesehen. Aktuelle Umfragedaten der Kommunikationsagentur creedoo zeigen besorgniserregende Ergebnisse zu Missbrauch im freikirchlichen Umfeld. Der SWR veröffentlichte dazu eine Dokumentation über betroffene Kinder.

Gesetzlichkeit als Systemproblem: Darüber hinaus wird in Kommentarspalten lebhaft diskutiert, wie Freikirchen ihre Mitglieder durch eigene Veranstaltungen stark binden und ihnen oft wenig Raum für Aktivitäten außerhalb der Kirche – wie Yoga, Musikinteressen oder Partnerschaften – lassen.

Frag deine Jugendlichen: Fühlst du dich durch deine Kirche eingeengt oder sogar ausgenutzt? Hast du den Eindruck, deine Gemeinde stellt mehr Regeln auf als Jesus?

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