Sieben Gesprächsthemen

1. Australien sperrt Jugendliche von Social Media aus – Schutz oder Überwachung?

Worum geht es: Australien hat ein radikales Gesetz verabschiedet: Ab Ende 2025 dürfen Jugendliche unter 16 Jahren keinen Zugang mehr zu Social-Media-Plattformen haben. Wie will die Regierung das durchsetzen? 

Warum wir genauer hinschauen sollten: Die australische Regierung sieht das Gesetz als Schutzmaßnahme vor schädlichen Inhalten wie Gewalt, Drogen oder selbstverletzendem Verhalten. Studien zufolge haben fast zwei Drittel der 14- bis 17-Jährigen in Australien bereits solche Inhalte konsumiert. Doch die Umsetzung des Gesetzes wirft erhebliche Fragen auf: Wie sollen Altersverifikationen technisch gelöst werden, ohne die Privatsphäre aller Nutzer und die digitale Freiheit massiv einzuschränken? Dazu müsste es aber erst einmal eine digitale Sperre geben, die umgangen werden kann. Australien ist nicht allein. Auch Frankreich und Großbritannien diskutieren ähnliche Gesetze, doch konkrete Lösungen fehlen bislang. Sollte Australien hier tatsächlich erfolgreich sein, droht eine Blaupause für Regierungen weltweit, digitale Freiheiten einzuschränken. Eltern könnten zunächst Erleichterung verspüren, aber später feststellen, dass die Regierung ihnen auf die Finger schaut.

»Finde ich gut.« »gute Idee« »Gut aber total unrealistisch« »sehe ich auch so - wie will australien komtrollieren wie das in privaten haushalten gehandhabt wird? und wie sollen jugendliche einen gesunden umgang lernen wenn sie mit 16 auf einmal in das kalte wasser geschmissen werden?« »Ich denke es ist gut den Konsum zu regulieren aber denke nicht das es gut ist Social Media komplett zu verbieten !! Ich denke eher Altersgerechte inhalte und begrenzter Zugriff wären sinnvoller« — Stimmen unserer Trend-Scouts (WhatsApp Gruppe für Trend Recherche)
Frag deine Jugendlichen: Findest du ein Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige sinnvoll?

2. Wie Gen Z beim Shoppen manipuliert wird

Worum es geht: Die Netflix-Doku Buy Now: The Shopping Conspiracy wirft ein ungeschöntes Licht auf die globalen Schattenseiten des Konsums.

Welche Shopping-Facts jeder wissen sollte: Die Netflix-Dokumentation beleuchtet brisante Fakten des globalen Konsums. Zum Beispiel beim Thema Recycling: Wohlhabende Länder exportieren ihren Elektroschrott häufig in Entwicklungsländer, wo mangelnde Sicherheitsstandards Arbeiter erheblichen Gefahren aussetzen. Auch die Psychologie hinter dem Kaufverhalten wird analysiert: Der Reiz der sofortigen Befriedigung führt dazu, dass Konsumenten oft unnötige Produkte wie Fast-Fashion-Artikel erwerben, um sich abzureagieren oder um sich Teil der (Trend-)Gemeinschaft zu fühlen. Besonders alarmierend ist, wie Algorithmen im Online-Shopping gezielt Schwachstellen der Konsumenten ausnutzen, um zu weiteren Ausgaben zu animieren. Rabatte, die vermeintlich Vorteile versprechen, erweisen sich meist als raffinierte Mechanismen zur Gewinnmaximierung der Unternehmen. Trotz dieser düsteren Perspektive zeigt die Dokumentation, dass Wandel möglich ist. Organisationen und Einzelpersonen decken unethische Praktiken großer Konzerne auf und fördern einen bewussteren Konsum. So entlarven Fokus.Online und Recyclehero das Versprechen von H&M, Altkleidern ein zweites Leben zu schenken, als übertrieben. Greenpeace wiederum macht auf Instagram auf die verheerenden Folgen des Textilmülls in Ghana aufmerksam.

Frag deine Jugendlichen: Hängst du gerne auf amazon, Temu und Co. herum und schaust dir Sachen an? Wie oft kaufst du Dinge, die du eigentlich nicht brauchst?

3. TEMU-Shops in ganz Europa

Worum es geht: Überall in Europa werden derzeit asiatische Läden eröffnet, welche exakt die Waren des chinesischen Riesens TEMU im Angebot zu haben scheinen und deshalb wahlweise von Verbrauchern »Temu-Laden«, »der Asiate«, »der Koreaner« oder »der Chinese« genannt werden. Schüler strömen in Scharen während der Pause oder nach der Schule in diese Läden und werden so in ihrer Preislage zu braven Konsum-Liebhabern erzogen.

Warum Temu relevant ist: Diese Shops üben wegen der geringen Preise und ihrer oft zentralen Lage eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Schüler und junge Leute aus, welche wenig Geld im Sack haben und sich freuen, dass es hier mehr wert ist. Ebenso bieten die Asia-Läden die Möglichkeit, »TEMU«-Ware vor Ort genau zu begutachten, bevor man sie kauft. Und all das, ohne persönliche Daten online an China verscherbeln zu müssen. Apropos TEMU: Der vom chinesischen Staat unterstützte aggressive Online-Shopping-Riese hat bereits im Sommer 2024 seine Plattform auch europäischen Anbietern geöffnet (zum Nulltarif!). Die europäischen Händler erkennt man an den vergleichsweise hohen Preisen 😅. Derweil hat die Europäische Kommission gemäss Tagesschau Ende Oktober ein Verfahren gegen TEMU eröffnet. Die Anklagepunkte sind unseriöses Handeln, gefälschte Produkte und das potenziell süchtig machende Design der Seite. 

4. Gen Z und besonders Frauen verschulden sich durch Online-Shopping

Worum es geht: Die Tagesschau berichtete alarmiert, dass vor allem junge Menschen durch Online-Shopping in die Schuldenfalle geraten: »40 Prozent sind zwischen 20 und 24 Jahre alt.« Laut Statistischem Bundesamt haben 30 Prozent der Menschen, die eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchen, Schulden bei Online-Händlern – ein Anstieg um 15 Prozent seit 2018. 

Wie kann das passieren: Besonders jüngere Menschen zwischen 20 und 24 Jahren verschulden sich häufiger, da geringe Einkommen und Konsumdruck aufeinandertreffen. Frauen haben im Schnitt weit höhere Online-Schulden als Männer. Zwar erscheinen die durchschnittlichen Schulden von 650 Euro gering, doch die Dynamik ist alarmierend: Bequemlichkeit, Kaufdruck und verführerische Zahlungsmodelle wie »Buy Now, Pay Later« (BNPL) tragen erheblich dazu bei. Der Boom von BNPL-Anbietern wie Klarna und PayPal verstärkt den Trend, da verzögerte Zahlungen oft den Überblick erschweren und Zinsen zusätzliche Belastungen schaffen. Neben neuen EU-Regulierungen, die Bonitätsprüfungen und strengere Werbevorschriften vorsehen, betonen Experten die Bedeutung finanzieller Bildung. Präventionsmaßnahmen wie digitale Haushaltsbücher könnten helfen, Überschuldung zu vermeiden. 

Frag deine Jugendlichen: War Verschuldung unter Freunden schon mal ein Thema? Wie habt ihr einander geholfen?

PS: Der Dyson Airwrap ist immer noch DAS Must Have bei jungen Frauen und preislich sicherlich ein Kandidat für sofortige Überschuldung.

Der konsumorientierte Zeitgeist versucht alle wichtigen Fragen des Lebens mit Shopping zu beantworten: Die drei großen Fragen für Jugendliche sind »Wer bin ich?«, »Wo gehöre ich hin?« und »Was kann ich bewegen?«. Auch wenn die Produkte oder der (kostspielige) Lifestyle über herausragende, bewundernswerte Influencer vertrieben werden, das Hauptproblem bleibt: Der Mensch baut sich über die Zugehörigkeit einer bestimmten Konsumentengruppe eine Pseudo-Identität auf. Bei Jesus hingegen lernen wir, uns Schätze im Himmel zu sammeln und unser Herz an ihn und nicht an die neuesten technologischen Gadgets zu hängen.

5. Die Zukunft des Shoppings: Phygital und Livestream-Shopping

Worum geht es: »Phygital«, eine Fusion der Worte »physisch« und »digital«, strebt den Verkauf von Produkten auf jedem erdenklichen Kanal an. Livestream-Shopping oder einfach Live-Shopping ist eine Marketingstrategie, bei der ein Moderator, in der Regel ein Influencer oder eine prominente Persönlichkeit, ein Produkt über ein Live-Video bewirbt. Es ist vergleichbar mit TV-Home-Shopping-Sendungen, bei denen eine Person die Verwendung eines Produkts demonstriert, aber die gesamte Interaktion zwischen dem Moderator und dem Publikum ist, wie der Name schon sagt, live und interaktiv. 

Warum der grössere Komfort mit grösserer Manipulation einhergeht: Kunden profitieren bereits jetzt von verbesserten Einkaufsmöglichkeiten, wie virtuellen Anproben, QR-Codes zur Produktinfo oder personalisierten Empfehlungen. Diese Integration von physischen und digitalen Elementen schafft eine dynamischere Interaktion, spart Zeit und verbessert den Komfort durch massgeschneiderte Angebote, Echtzeit-Produktverfügbarkeit und optimierte Prozesse, z. B. durch Self-Checkout.

Beim Livestream-Shopping können Kunden vom bequemen Sofa zu Hause aus Fragen zum vorgestellten Produkt stellen und sich so vergewissern, dass es ihren Ansprüchen genügt. Laut SWR setzen einige Unternehmen extra auf ein unprofessionelles und nahbares Erscheinungsbild bei den Livestreams und stellen sicher, dass alle Teilnehmer des Livestreams mit Namen erwähnt werden und sich als wichtige Beteiligte im Livestream fühlen. Die sonst perfekt gestylten Stars wirken hier, als wären sie die beste Freundin im Wohnzimmer nebenan. Gemäss Konsumpsychologin Kathrin Schütz sei genau diese Authentizität die Masche: »Das wirkt alles viel persönlicher, nahbarer und weniger wie eine Verkaufsshow.« So kaufen viele Leute Produkt, das sie sich ohne die Initiative des Unternehmens und der Arbeit des Influencers vielleicht nie vorgenommen hätten, zu kaufen. Ups.

Frag deine Jugendlichen: Warst du schon mal bei einem Livestream eines Influencers dabei und hast dabei gemerkt, dass es um den Verkauf eines Produktes ging?

6. Langeweile: In Kombination mit Social Media noch potenter

Worum es geht: Eine Studie in der Fachzeitschrift Communications Psychology analysiert ein Jahrzehnt an Umfrageergebnissen von Studierenden in den USA und China. Die Ergebnisse legen nahe, dass die zunehmende Nutzung digitaler Medien eng mit dem Empfinden von Langeweile verknüpft ist.

Warum das Sinn macht: In der Regel greifen wir (auch Teenager) zu digitalen Geräten, sobald Langeweile aufkommt. Man könnte meinen, diese ständige Stimulation würde Langeweile reduzieren – tatsächlich scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Die Daten zeigen: Digitale Medien wirken nicht nachhaltig befriedigend. Stattdessen entsteht ein Teufelskreis, in dem vermeintliche Lösungen wie soziale Medien, Streaming oder Videospiele die Gefühle von Langeweile und Unruhe sogar verstärken. Der Vergleich ist treffend: Digitale Medien sind wie salziges Wasser – sie stillen den Durst nicht.

Tauchen wir tiefer ein…

Langeweile kann uns eigentlich zum Handeln motivieren. Sie lädt uns ein, Neues auszuprobieren, Hobbys zu entdecken oder uns mit tiefergehenden Themen zu beschäftigen. Doch statt diese produktive Kraft zu nutzen, greifen viele reflexartig zu einem digitalen Schnuller – sei es Social Media, Streaming oder Videospiele. Diese Ablenkungen fühlen sich wie eine schnelle Lösung an, verschärfen das Problem jedoch langfristig.

Wenn wir die Jugendlichen in unserem Leben zu Jüngern machen, müssen wir ihnen klarmachen, dass das, was sie vielleicht als »Langeweile« bezeichnen, in Wirklichkeit ein wichtiger Teil ihrer Glaubensreise ist. John Mark Comer sieht Ablenkung als eine der größten Gefahren für unsere geistliche Gesundheit. Die Bibel unterstützt diese Sicht: Gott begegnet Menschen oft in der Stille und Einsamkeit. Elia hört Gottes Stimme erst, als der Lärm vorüber ist. David betont in Psalm 62, wie wichtig die Stille für unsere Seele ist. Und Jesus selbst suchte immer wieder Einsamkeit im Gebet. 

Statt Langeweile als Feind zu sehen, könnten wir sie als Chance verstehen – für unsere Teenager und uns selbst. Ermutige Jugendliche, sich bei der nächsten Auszeit der Stille hinzugeben und Gott zu suchen. Vielleicht sollten wir das Gleiche versuchen.

Frag deine Jugendlichen: Wann fühlst du dich gelangweilt? Was machst du dann? Wie wäre es, Langeweile einmal ohne digitale Ablenkung zu erleben? Wann warst du das letzte Mal allein und ohne dein Handy oder ein anderes Gerät?

7. Ein »richtiger Mann«?

Worum es geht: In einer Zeit widersprüchlicher Botschaften über Männlichkeit suchen viele junge Männer Orientierung – sei es bei Superhelden, Fantasy-Charakteren oder realen Persönlichkeiten.

Warum es wichtig ist: Eine Studie der National Research Group zeigt, dass nur 52 Prozent der Jungen und jungen Männer zwischen 8 und 30 Jahren reale Vorbilder haben. 26 Prozent orientieren sich an fiktionalen Charakteren, 21 Prozent an Prominenten. Fehlen positive reale Vorbilder, können auch kontroverse Figuren diese Lücke füllen. 

Ein aktuelles Beispiel aus Rumänien verdeutlicht dies: Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am 24. November 2024 erhielt Călin Georgescu überraschend die meisten Stimmen. Georgescu, ein ehemaliges Mitglied der ultranationalistischen AUR-Partei, wurde in europäischen Medien als rechtsgerichtet und prorussisch beschrieben. Seine Gegenkandidatin, die liberale Elena Lasconi, wird von vielen Rumänen als eine Art rumänische Kamala Harris gesehen. Im Fitnessstudio in Rumänien erzählte mir ein Trainer, dass er und seine zahlreichen Verwandten in Deutschland geschlossen für Georgescu gestimmt haben. Auf die Frage nach dem Warum antwortete er prompt: »Weil er ein richtiger Mann ist.« Diese Begebenheit zeigt, wie tief das Bedürfnis nach Orientierung in einer polarisierten Welt ist. Doch was bedeutet es, ein »richtiger Mann« zu sein? Für mich, Andy, verkörpert Jesus dieses Ideal

Frag deine Jugendlichen: Welche Eigenschaften machen einen Mann zu einem Vorbild? Und wie beeinflussen fiktionale Charaktere oder Promis unser Bild von Männlichkeit?

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