Freitags-News: Kippt der neue Talahon-Trend?

Fünf Gesprächsthemen

1. Gib es mir als Podcast

Eine typische Situation: Während eines UNO-Spiels mit Studenten steckt sich ein junger Erwachsener neben uns unauffällig einen AirPod ins Ohr. Irgendwann fragen wir ihn leise, ob er Musik höre. »Nein, einen Sport-Podcast«, flüstert er zurück. 

Warum es relevant ist: Die Generation Z in Europa hört mehr Podcasts als je zuvor: Podcasts wurden als vorübergehende Erscheinung der Pandemie belächelt, aber der Trend ist seither ungebrochen. Gemäß YPulse hat sich besonders die Zahl der jungen Podcast-Hörer in den letzten vier Jahren deutlich erhöht. Doch welche christlichen Podcasts gibt es für deutschsprachige Jugendliche?, kam eine Frage aus der Community. Unsere Vorschläge: Real Model Podcast, Schloss mit Lustig, Highholder’s Highlights, Ästhethik & Tiefgang, Crosstalk, Crosspaint. Welche Podcasts empfiehlst du? Schreib uns eine Mail.

2. Getrackt und geweckt: Nintendo-Merchandising

Worum es geht: Nintendo hat statt der erwarteten Switch 2 einen neuen Wecker namens Alarmo vorgestellt, der ab Januar 2025 erhältlich sein wird. 

Warum es bezeichnend ist: Dieser rote Wecker erkennt Bewegungen mit Sensoren, trackt die Schlaf- und Aufwachbewegungen und reagiert darauf. Sowohl fürs Einschlafen als auch fürs Wecken spielt er passende Klänge aus verschiedenen Nintendo-Spielen ab, z.B. Münzen aus Super Mario Odyssey. Wenn man endlich aufsteht, gibt’s einen Siegesjubel. Dafür verlangt Nintendo satte 99 EUR pro Wecker. Unser Vorschlag: Wenn Nintendo demnächst mal die getrackten Daten seiner Fans zusammenzieht und analysiert, könnte der Branchenriese dann selber auswerten, wie sich das Spielverhalten eines Pre-Teens auf sein Schlafverhalten auswirkt. Und womöglich daraus Konsequenzen ziehen.

3. Gefährlich? Social-Media-Trend »Talahon«

Worum es geht: In den sozialen Medien kursieren derzeit sogenannte »Talahon-Videos«, die für Schlagzeilen sorgen. Diese Videos zeigen Jugendliche, die sich über einen neuen Kleidertrend definieren (Stichwort Hängetasche und Gucci-Cap) und darüber, dass sie in der Stadt gemeinsam nach Mädchen Ausschau halten, aber auch Jugendliche, die sich absichtlich respektlos verhalten und problematische Inhalte verbreiten. 

Warum wir hinschauen sollten: Carsten Stahl, Anti-Gewalt-Trainer und bekannt für seine Präventionsarbeit an deutschen Schulen, äußerte sich besorgt über die Auswirkungen auf junge Menschen. Stahl beobachtet, dass die Kombination aus Respektlosigkeit, Rassismus und sexistischen Inhalten durch die enorme Reichweite und Dynamik von Plattformen wie TikTok und Instagram verstärkt wird. Jugendlichen wird eine Bühne geboten, auf der sie durch Provokation und problematisches Verhalten Anerkennung suchen. Stahl warnt eindringlich: »Was, wenn die Videos nicht mehr reichen?«. Es sei kein weiter Weg von respektlosen Worten zu gewalttätigen Taten. Der respektlose Umgang mit Autoritäten wie Polizei und Rettungskräften ist bereits jetzt alarmierend. Stahl sieht darin auch eine »verzweifelten Schrei nach Aufmerksamkeit«.

4. Gehackt: Smart-Brille

Worum es geht: Zwei Harvard-Studenten haben die Ray-Ban-Smart-Brille von Meta (Facebook) modifiziert, um Gesichter zu erkennen und persönliche Informationen über Fremde zu sammeln. 

Warum es brisant ist: Die Smart-Brille wurde ursprünglich auf den Markt gebracht, um mit dem Erkennungswort »Hey, Meta« Verbindung mit dem Smartphone aufzunehmen, Nachrichten zu verschicken, Funktionen zu steuern, Telefonate zu führen oder Videos aufzunehmen und zu streamen. Die Studenten Caine Ardayfio und AnhPhu Nguyen haben nun mit dem Projekt I-XRAY gezeigt, dass die Brille auch verwendet werden kann, um Gesichter zu erfassen und sie auf Gesichtserkennungsseiten wie PimEyes zu suchen. Dabei werden Daten wie Beruf, Schule und Familienmitglieder aus öffentlich zugänglichen Quellen gesammelt. Die Entwickler haben den Code nicht veröffentlicht, da er ein erhebliches Doxing-Risiko darstellt (Doxing = Verwenden/Veröffentlichen von persönlichen Daten anderer Personen mit böser Absicht).

5. Gefährdet: Juden in Deutschland

Worum es geht: Am vergangenen Mittwoch wurde in Hamburg der 40. Robert Geisendörfer Preis verliehen. Passend zum Jahrestag der Anschläge der Hamas am 7. Oktober 2023 wurde neben sieben anderen Produktionen auch der spezielle Kinderpodcast »Was ist Antisemitismus?« ausgezeichnet. 

Warum es wichtig ist: Der 7. Oktober 2023 markiert für viele Jüdinnen und Juden in Deutschland einen Wendepunkt. Die aktuelle politische Lage und der Nahostkonflikt haben dazu geführt, dass antisemitische Ressentiments und Übergriffe in Deutschland wieder spürbar zugenommen haben. Genau hier setzt der Kakadu-Podcast »Was ist Antisemitismus?« an, indem er nicht nur aufklärt, sondern auch betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu Wort kommen lässt. Sie sprechen darüber, wie sich ihr Alltag verändert hat, wie sie aus Angst ihre jüdischen Symbole verstecken und was das für ihr Leben bedeutet. »Selbst Erwachsene können auf diese Weise noch eine Menge lernen. Dem Autorinnenduo ist eine Sendung gelungen, die weder verharmlost noch bevormundet, die auch dank der sympathischen jüdischen Co-Moderatorin ein starkes Zeichen setzt, die im besten Fall Eltern und Kinder miteinander ins Gespräch bringt und die keinen Zweifel an ihrer Botschaft lässt: Antisemitismus geht uns alle an« – so die Jury.