Fünf Gesprächsthemen

1. TikTok und der »Dritte Weltkrieg«

Worum es geht: »Wird die Bundeswehr bald wieder Pflicht?« ist eine aktuelle und relevante Frage für viele Jugendliche. Unter jungen Menschen kursieren auf TikTok überdurchschnittlich viele Videos mit politischen Inhalten. Themen wie die US-Wahlen, Neuwahlen in Deutschland oder die Eskalationen rund um den Ukraine-Krieg beherrschen die Plattform. Besonders brisant: Influencer generieren Klicks über die Frage, ob der Dritte Weltkrieg naht, welche Bundesländer am ehesten einen Atomschlag überleben würden oder Was passiert, wenn Russland Deutschland angreift.

Warum es relevant ist: TikTok-Videos zu solchen Themen erreichen im deutschsprachigen Raum oft hunderttausende Klicks und richten sich gezielt an ein junges Publikum. Soziale Medien spielen bei Jugendlichen eine zentrale Rolle in der Meinungsbildung. Relevant wird dies im Zusammenhang mit der Shell Jugendstudie 2024: 81 % der befragten Jugendlichen nennen die Angst vor Krieg in Europa als größte Sorge – ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu 46 % vor fünf Jahren. Pikant: Viele Jugendliche vertrauen laut Radio Bremen nur auf ihr Bauchgefühl, um zu entscheiden, ob sie Informationen eines Videos für wahr halten. Provokante und kontroverse Inhalte erhalten übrigens die meisten Reaktionen: Also je wilder, desto mehr monetärer Erfolg für die Content Creators. Zudem sind viele Ersteller von Deepfakes und Desinformation in den Sozialen Medien zu finden und gehen hoch professionell vor. Viele sind politisch motiviert, oft geht es darum, Ideologien zu verbreiten. Julia Kehr-Ritz, Expertin im Projekt Future Fabric, empfiehlt, Quellen kritisch zu prüfen und die Absichten hinter den geteilten Inhalten zu hinterfragen.

Immerhin, einen »Lichtblick« gibt es: Die sogenannten Talahons, über deren seltsame Kleidung und Redensarten sich der Rest der Gesellschaft gerade gerne lustig macht, würden anscheinend »ohne zu zögern für Deutschland in den Krieg ziehen«.

2. Bloomin’ Zwiebel

Worum es geht: TikTok begeistert sich gerade für ein Rezept, das aus einer einfachen Zutat etwas Großes macht: gebackene Zwiebeln.

Warum das wirklich schmecken könnte: Die sogenannten »Onion Boils«—auch wenn die Zwiebeln meist gebacken und nicht gekocht werden—sind ein Fest für alle Butterfans. Ein populäres Video zeigt, wie eine einzige Zwiebel mit einer halben Packung Butter, fünf Knoblauchzehen und einem gehäuften Esslöffel Gewürzsalz veredelt wird. Kein Wunder, dass der Trend einschlägt: Zwiebeln sind günstig, duften unwiderstehlich, wenn sie im Ofen rösten, und lassen sich perfekt für ASMR-Clips inszenieren. Allein das Geräusch eines scharfen Messers, das durch eine knackige Zwiebel gleitet, löst bei vielen ein wohliges Kribbeln aus.

Frag deine Jugendlichen: Wollen wir diese Woche mal »Onion Boils« ausprobieren? Oder doch erst den Dubai-Schokolade-Trend?
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ASMR (Autonomous-Sensory Meridian Response) ist ein beruhigendes Kribbeln, das durch sanfte Reize wie Flüstern, bestimmte Geräusche oder Bewegungen ausgelöst wird. Es hilft vielen Menschen, sich zu entspannen oder besser einzuschlafen.

🕶️ MRJ Trend Scouts Einladung

Unsere MRJ Trend Scouts helfen uns, aktuelle Trends frühzeitig zu erkennen und zu bewerten. Wir brauchen deine Hilfe! Leite diese Einladung an vertrauenswürdige junge Leute ab 18 Jahren in deinem Umfeld weiter, die auf dem neuesten Stand sind, was Trends angeht:

Hier ein Text zum Weiterleiten: Ich habe eine Anfrage von der christlichen Plattform MrJugendarbeit.com erhalten, die junge Erwachsene ab 18 als Informanten für neue Trends gewinnen möchte. Ich denke, du könntest da gut rein passen! Ein bis zweimal die Woche gibt es eine Frage zu aktuellen Trends. Etwa: Welches Online-Game ist bei euch gerade in? Welches Weihnachts-Accessoire trägt gefühlt jedes Mädchen in deiner Klasse/Gemeinde/Kurs? Wenn du Trends unter den Jugendlichen in deinem Umfeld beobachtest, kannst du sie auch direkt in den Chat schreiben. Die Moderatoren fragen dann die anderen, ob es bei ihnen auch so ist. Es können auch Links zu News über lokale Trends sein. (Bitte keine Trends erfinden 😅) Danke für deine Mithilfe!

Hier der Link: https://chat.whatsapp.com/LdUB0crbaok50cUhc56fC3

MRJ Trend Scouts WhatsApp Gruppe

3. Böse Spam-SMS

Was passiert ist: Schwarze Einwohnerinnen und Einwohner in mindestens dreißig US-Bundesstaaten wurden vergangene Woche mit einer Flut anonymer, rassistischer Textnachrichten bombardiert. Unter den Betroffenen waren auch Kinder und Studierende.

Der Inhalt: Die Nachrichten spielten laut der Nachrichtenagentur Associated Press auf eine Wiedereinführung der Sklaverei an und behaupteten, Empfänger würden für Plantagenarbeit rekrutiert. Auch Minderjährige sind betroffen. Die US-Justiz untersucht die Vorfälle, die Urheber bleiben bisher unbekannt. Fest steht jedoch: Wir haben ein Spam-Problem – und SMS werden zunehmend als Waffe genutzt, um Angst und Hass zu verbreiten. 

Frag deine Jugendlichen: Hast du je Spam-SMS bekommen? Wie gehst du damit um?

4. Leuchtturm-Eltern

Worum es geht: »Lighthouse Parenting« wird als neuer Ansatz in der Erziehung bekannt – eine Alternative zum beliebten »Gentle Parenting« wie z.B. in »Gilmore Girls«. Die Serie wird seit Jahren als Klassiker gefeiert, doch sie zeigt auch, wie problematisch es sein kann, wenn Eltern zu sehr in das Leben ihrer Kinder eingreifen. Lorelai Gilmore wird oft als Heldin ihrer Tochter Rory dargestellt, die stets an ihrer Seite steht, Probleme löst und Konflikte beseitigt. Doch diese Art von Mama-Sein führt dazu, dass Rory kaum lernt, selbstständig zu handeln. Stattdessen zeigt sie Anspruchsdenken und wiederholt viele Fehler ihrer Mutter.

Warum das gerade jetzt relevant ist: Viele Eltern greifen schnell ein, um die Probleme ihrer Kinder zu lösen oder sie vor Schwierigkeiten zu bewahren. Doch Leuchtturm-Eltern setzen auf einen anderen Weg: Sie begleiten ihre Kinder, ohne sofort Lösungen vorzugeben. Statt Konflikte selbst zu klären oder Lehrer zu kontaktieren, stellen sie Fragen wie: »Was könnte dir helfen?« So lernen Kinder, selbstständig und verantwortungsbewusst zu handeln. Russell Shaw, ein Erziehungsberater, erklärt, dass dieser Ansatz nicht nur die Selbstständigkeit der Kinder fördert, sondern auch Eltern langfristig entlastet. »Manchmal ist das Beste, was du als Elternteil tun kannst, einfach nichts zu tun«, fasst Shaw zusammen.

Frag deine Jugendlichen: Wie findest du es, wenn Eltern dich Konflikte selbst lösen lassen? Gibt es Eltern – aus deinem Umfeld oder aus Serien –, die ein Vorbild für dich sind? Welches Problem beschäftigt dich gerade, und was möchtest du tun, um es zu lösen?

5. Erzbischof von Canterbury tritt nach Missbrauchsskandal zurück

Worum es geht: Letzte Woche, am 12. November 2024, gab der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, seinen Rücktritt bekannt. Der Grund: Ein brisanter Bericht über einen Missbrauchsskandal, der die Church of England schon länger beschäftigt. Mit dem Rücktritt zog Welby die Konsequenz aus dem sogenannten Makin Review, einem Bericht über den Umgang der Kirche mit den Verbrechen des einflussreichen evangelikalen Leiters John Smyth. Dieser hatte seit den 1970ern weit über 100 Jungen und junge Männer, zunächst im Rahmen von christlichen Freizeiten in England, durch Schläge und teilweise auch durch sexuelle Übergriffe missbraucht. Dazu kam geistlicher Missbrauch, da Smyth seine Taten mit Verweisen auf die Bibel und auf seine spirituelle Autorität rechtfertigte. Als seine Vergehen ab 1982 in kirchlichen Kreisen bekannt (und unter Verschluss gehalten) wurden, setzte er sich zunächst nach Simbabwe ab. Von 2001 bis zu seinem Tod 2018 lebte er in Südafrika. Auch in diesen Ländern soll er ähnliche Taten verübt haben. Kurz nach seinem Amtsantritt als Erzbischof wurde Justin Welby 2013 über die Vorwürfe informiert. Wie er sagte, vertraute er damals darauf, dass die Polizei sich der Sache annehmen würde – was sich als schwere Fehleinschätzung herausstellte.

Warum es wichtig ist: Mit 85 Millionen Mitgliedern weltweit gilt die Anglikanische Kirche als die drittgrößte christliche Konfessionsgemeinschaft der Welt. Der Erzbischof von Canterbury ist nicht nur Oberhaupt der Kirche von England, sondern auch der geistliche Leiter der anderen Gliedkirchen der weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft. Und auch in Deutschland haben die Impulse aus der Church of England, wie die Verbindung von lebendigem Glauben und kirchlicher Tradition funktionieren kann, oft Vorbildcharakter. Etwa der beliebte Alpha-Kurs oder der neue Gottesdienst-Trend TTT. Auch deshalb zeigt der Fall einmal mehr: Die christliche Kirche als Ganzes trägt eine immense Verantwortung, Missbrauch zu verhindern und transparent mit Fehlern umzugehen.

Welby wird von Betroffenen vorgeworfen, trotz seines Wissens zu zögerlich gehandelt zu haben, weshalb sie jahrelang auf Gerechtigkeit warten mussten – teilweise mit dramatischen Folgen. Sie betonen aber auch, dass es viele weitere Mitwisser gab, die ebenfalls Verantwortung für das institutionelle Versagen der Kirche tragen. Auch Keith Makin, der die unabhängige Untersuchung der Vorfälle leitete, bezeichnete die Reaktion der Church of England und anderer seit den Achtziger Jahren als »so unwirksam, dass sie einer Vertuschungsaktion gleichkommt«. Nach der Vorstellung des Berichts wurden schnell Stimmen laut, die den Rücktritt von Erzbischof Justin Welby forderten.

Was wir daraus lernen können: In seiner Rücktrittserklärung zeigte Welby Einsicht: »Das Makin Review hat die langjährige Verschwörung des Schweigens im Hinblick auf die abscheulichen Verbrechen von John Smyth aufgedeckt. Als ich 2013 informiert wurde und erfuhr, dass die Polizei benachrichtigt worden sei, glaubte ich fälschlicherweise, dass eine angemessene Lösung folgen würde. Es ist ganz klar, dass ich persönliche und institutionelle Verantwortung für die lange und retraumatisierende Zeit zwischen 2013 und 2024 übernehmen muss.« Der Prozess um einen Nachfolger, möglicherweise auch eine Nachfolgerin, zu bestimmen ist kompliziert und kann noch einige Zeit dauern. Vorerst bleibt Welby im Amt, hat aber seine Verantwortungen und Befugnisse im Bereich »Safeguarding«, was den Bereich des Kinder- und Jugendschutzes in der Kirche umfasst, abgegeben. Die zuständige Bischöfin betonte: »Obwohl Erzbischof Justin der Church of England während seiner Amtszeit geholfen hat, in Sachen Safeguarding viel zu erreichen, ist es angesichts der im Makin-Bericht aufgezeigten Versäumnisse nun notwendig, dass andere den Staffelstab übernehmen. [Aber] natürlich liegt die Verantwortung für einen guten Kinder- und Jugendschutz in der Kirche [...] bei jedem Einzelnen von uns.«

Frag deine Jugendlichen: In welcher Situation hast du dich in deiner Kirche schon mal so richtig unwohl gefühlt?

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