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Hinweis: Das Material startet mit einem Icebreaker, gefolgt von Impuls und Reflexion. Der Ablauf ist flexibel und für Andacht oder Predigt ganz oder in Teilen einsetzbar.

Icebreaker: SINKING BOAT

⏱ 20-30 Minuten

Ziel: Die Jugendlichen erleben hautnah, was es bedeutet, schwierige Entscheidungen zu treffen, und reflektieren ihren Umgang mit Menschen, die außen vor sind.

Zeit: 20-30 Minuten
Material: Stühle, Personenkarten
Teilnehmer: mind. 6

Ablauf: Stellt euch vor, ihr seid neun Personen in einem Rettungsboot, das aber nur acht Personen tragen kann. Eine Person muss das Boot verlassen, sonst sinkt es und alle gehen unter. Jeder von euch bekommt eine Identität (z.B. Arzt, Mutter, Arbeitsloser, Witwe, Sozialhilfe-Empfänger). Jede Person muss Argumente liefern, weshalb gerade sie bleiben sollte. Danach trifft die Gruppe gemeinsam eine Entscheidung, wer das Boot verlassen muss. Die Teilnehmer, die nicht im Rettungsboot sitzen, beobachten das Spiel. Am Ende findet eine Auswertung der Diskussion und Entscheidungsfindung statt.

Welche Einstellungen haben zu deiner Entscheidung beigetragen?

Impuls

⏱ 20 Minuten

Im Kern geht es darum: Wie behandeln wir Außenseiter, Trauernde und Menschen, die nicht in unser Bild passen?

Im Neuen Testament begegnet uns ein Verständnis von Gerechtigkeit, das radikal anders ist als unser Alltagsverständnis. Jesus stellt klar, dass Gerechtigkeit nicht in Gesetzen oder in moralischer Perfektion liegt, sondern in Beziehungen. Jesu Vorstellung von Gerechtigkeit ist überraschend: Sie definiert sich nicht über Leistung, Status oder Zugehörigkeit, sondern durch Verbundenheit, Mitgefühl und echte Begegnung. Als Jesus seinen Dienst – also seine Mission – begann, zitierte er Jesaja 61:

»Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, Armen die gute Botschaft zu bringen und Gefangenen die Freiheit. Ich soll Blinden sagen, dass sie sehen werden und Zerbrochenen, dass sie frei werden von Schuld. 19 Ich soll verkünden ein Gnadenjahr des Herrn.« (Lk 4,18-19).

Dann verkündete er, dass sich diese Prophezeiung mit ihm erfüllt hat – und zog damit heftigen Ärger auf sich.

Warum diese Aufregung? Weil Jesus mit seiner Botschaft bestehende Machtverhältnisse hinterfragte. Er kümmerte sich um Arme, Außenseiter und Ausgestoßene – um jene, die leicht übersehen werden. Er heilte Blinde und Aussätzige und integrierte sie zurück in die Gesellschaft. Denn Ungerechtigkeit entsteht dort, wo echte Beziehungen fehlen oder zerbrochen sind.

Heute sehen wir weiterhin viel Leid, Krieg und Ungerechtigkeit. Das Reich Gottes beendet dies nicht, aber es setzt Zeichen der Hoffnung und des Friedens. Wo wir uns mit anderen verbinden, sie ernst nehmen und wertschätzen, erleben wir etwas vom Reich Gottes. Wir sind dazu aufgerufen, in diese Melodie des Himmels – eine Melodie des Friedens und der Gerechtigkeit – einzustimmen.

Wie hat Jesus Gerechtigkeit gelebt?

Zum Beispiel mit Aussätzigen: Jesus hatte viele Aussätzige geheilt. Wer damals Aussatz hatte, war total ausgegrenzt. Als Aussätziger musste man abgeschoben, für sich selbst leben. Das bedeutet: Man war sehr einsam, konnte kaum Handel betreiben, sprich seinen Lebensunterhalt verdienen, was wiederum bedeutete, in Armut zu leben. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie schlimm Lepra damals war, kann man sich die Geschichte von Sujatha aus Inden anhören:

Gehen wir vom aktuellen Beispiel nochmals zurück zu Jesus:

Was können wir von Jesu Worten und über sein Wirken lernen?

Jesus hat vor allem Menschen wieder zurück in die Gemeinschaft gebracht. Ungerechtigkeit und Ungleichheit können vor allem dann entstehen und sich verfestigen, wenn wir keine echten Beziehungen mehr zueinander haben. Dort, wo es gerecht zugeht, sind Beziehungen meistens in Ordnung. Aber bei Ungerechtigkeit zerbrechen Beziehungen oft oder sind bereits vorher zerbrochen.

Nachgefragt:
Halte mal kurz inne und reflektiere deine Beziehungen: Denke in deinem Umfeld an jemanden, der als »Außenseiter« gilt. Wie ist deine Beziehung und die Beziehung deiner Klasse / deiner Kommilitonen/ deiner Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen zu dieser »Außenseiterin« oder diesem »Außenseiter«? Würdest du die Beziehung zu dieser Person als »herzlich« und »wohlwollend« beschreiben? Oder eher als kalt und gegenüber dem Einzelgänger oder der Einzelgängerin als desinteressiert?

Kommen wir nochmals zurück zu Jesus und seinem Reich: Hatte Jesus einen vollkommenen Himmel auf Erden gebracht? Nein, sicher nicht. Obwohl Jesus wirkte, heilte und Ausgestoßene wieder in die Gemeinschaft brachte, gab es auch zu seiner Zeit viel Leid, Schmerz und Entzweiungen. Ebenso als Jesus zum Himmel auffuhr und seinen Geist – den Heiligen Geist – sendete, kennen wir bis heute eine Welt, in der es viel Leid, Krieg und Hunger gibt. Das Reich Gottes beendet nicht Hunger und Leid, aber überall dort, wo das Reich Gottes einbricht, können Menschen die Freiheit und die Schönheit des Lebens riechen, schmecken und ein Stück weit verändert werden.

Das Reich Gottes kann man so beschreiben: Das Reich Gottes hat schon begonnen, aber es ist noch nicht vollendet. Gottes Gerechtigkeit zeigt sich hier auf der Erde in kleinen Momenten. Aber natürlich ist es Gottes Herzenswunsch, dass Menschen gut miteinander umgehen. Oder etwas anders gesagt: gerecht leben.

Für die Pfarrerin Bettina Birkner ist Schwäche kein Makel, sondern Ausdruck von Gottes Wirken in der Welt. Sie erklärt es so:

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Wir leben in der Hoffnung auf eine neue Welt – eine vollständige Erneuerung der Schöpfung, in der das Reich Gottes vollendet ist und der perfekte Frieden, der Schalom, herrscht. Doch diese Veränderung beginnt schon heute: in uns selbst, in unseren Beziehungen, in unseren Kirchen, in unserer Gesellschaft und überall auf der Welt. Der Theologe N. T. Wright hat es so gesagt:

Wir sind noch nicht im Himmel, aber wir können die Melodie des Himmels schon singen.

Und diese Melodie ist ein Lied des Friedens, in das wir als Christinnen und Christen hier und jetzt gemeinsam einstimmen dürfen. 

Vertiefung

⏱ 3 Minuten

Challenge der Woche: Begegne bewusst einem obdachlosen Menschen. Schenke ihm oder ihr ein Lächeln und nimm dir Zeit für ein Gespräch. Frage dich: Was kannst du von dieser Person lernen?

Dieser Artikel basiert auf einer Idee aus dem »Just People Kurs Youth«, der uns freundlicherweise von der Micha-Initiative Deutschland zur Verfügung gestellt wurde. Herzlichen Dank dafür!

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