Es gibt viele Missverständnisse zum Thema ADS und was es eigentlich ist. Viele „Glaubensrichtungen“ die entweder ADS als nicht existent ansehen oder in jeder Psychischen Erkrankung ADS als Grundlage sehen. ADS wird auf jedenfall immer öfter und auch immer Professioneller erkannt und Behandelt – weil Ärzte und Pädagogen immer aufmerksamer werden und besser Informiert sind. ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit oder ohne Hyperaktivität) bei Kids in Deiner Jugendgruppe kommt das bei 10 Jugendlichen etwa 1-2 mal vor. Laut WHO sind ca. 8-12 % der Weltbevölkerung mit ADS Betroffen, egal wo jemand her kommt oder in welchem Status er geboren wurde oder um welches Geschlecht sich handelt. Wenn wir amerikanischen Studien Glauben schenken dürfen, liegt der Anteil von ADS Betroffenen Menschen in Kirchen und Gemeinden 3x höher als in der Normalbevölkerung, dies liegt wohl am überzeugenden Lebenskonzept, klaren Regeln und verbindlicher Gemeinschaft!

Berühmte Leute wie Woopy Goldberg, Albert Einstein oder der Sänger der Band Casting Crowns, Mark Hall, haben ADS.

ADS bedeutet nicht zwangsläufig, dass ein Mensch Hyperaktiv ist oder das er immer unkonzentriert durch deine Jugendstunde zappelt. Aber ADS bedeutet, dass Du das Thema kennen solltest, um die Biographie Deiner Teens besser zu verstehen und einfacher Wege zu finden an sie heranzukommen und ihr Leben zu prägen.

Was ist ADS eigentlich?

Das Problem eines ADSlers liegt in seinen Genen, oder in Komplikationen die während der Schwangerschaft auftreten.

Im Bild gesprochen kann man ADS so erklären wie beim Auto, das Gas und Bremse hat, nur das der Regulator, also der Fahrer, keine Balance hat und die Geschwindikeit nicht richtig einschätzen kann. Also rauchen ADS betroffene Teens mit Vollgas an Freundschaften und produktiver Arbeit vorbei oder bremsen sich derart, das gar nichts zustande kommt.

Die jeweiligen Medikamente (Ritalin, Concerta, Stratera…) wirken hier genau auf die ausgleichende Kraft. Studien zeigen, das ADSler zu eigenen Medikamenten greifen, wenn es keine profesionelle Behandlung oder Therapie gibt. 80% häufiger greifen untherapierte ADS Kids zu Stimulanzien wie Alkohol oder Drogen.

Was macht ADS mit den Betroffenen?

ADS Kids haben das Problem, dass alles in Extremen läuft. Entweder extrem konzentriert (Hyperfokusiert) so dass man beispielsweise einen kompletten Harry Potter Band an 2 Abenden erledigt. Oder es läuft total neben der Spur, so das alles was der Alltag hergibt wie in Trance durchlebt wird (Hypoaktiv).

ADS ist eine Wahrnehmungsstörung die meistens die Eigenwahrnehmung oder die Fremdwahrnehmung verschiebt und anders Darstellt als es wirklich ist. ADSler neigen zu jähzorns-Attacken und übertriebenem Gerechtigkeitsdenken. Alles was stattfindet ist extrem: Denken, Leben, Handeln, Umgang, Reden, Beziehungen, Alles.

Immer wird auf jeden Impuls reagiert, auf jeden Kommentar geantwortet. So kann der Jugendraum zur riesigen Impulskanone werden, wo sogar auf das Ticken der Funkuhr und „jeden Kommentar“ übertrieben reagiert wird.

Symptome

  • Äußern eines jeden Gedankens der gerade durch den Kopf schießt
  • Kurze Aufmerksamkeitsspannen
  • Motorische Unruhe (Kippeln, Wackeln oder Fummeln)
  • Motorische Unaufmerksamkeit (Rennen gegen Sachen; Umschmeißen von Dingen …)
  • Leichtsinnige Fehler
  • Keine angemessene Dosierung von Kraft und Impulsen
  • Impulsiv und explosiv sein; liebe-haschend und distanzlos; sensibel und verschlossen
  • Umherspringen in Gesprächsthemen ohne Fokus

Tipps zum Umgang mit ADS Kids

  • Immer ausgewogenes Verhältnis zwischen Bibelarbeit und Sport anbieten
  • Achte darauf im Lobpreis »laut« anzufangen und »leise« zu enden
  • Verteile möglichst keine Langzeitprojekte an ADS Betroffene (Gruppenleitung, Geburtstagsliste, Spendenkasse)
  • Überlasse nur spontane, gruppendynamische Aktionen ADS-Kids (Gestaltung von Spielen, Ausflügen oder Sonderaktionen)
  • Denke daran, es geht um den Reiz und den Nervenkitzel; danach hast du die Aufmerksamkeit!
  • Rede niemals mit ADS-Kids, wenn andere Reize in Konkurrenz stehen (Handy aus, TV aus, keine Musik, Augen schauen)
  • Rechne mit mehr Fehlern bei Gruppenaufgaben und verteile Sonderaufgaben an ADS Kids.
  • Verteile deine ADS Kids gut in Gruppenaufgaben
  • Rede über ADS (durchgeknallte Typen in der Bibel gibt es genug)
  • Rede konkret, rede kurz, vergib viel!
  • ADS Kids sind immer die Ersten, wenn es um Aufgaben geht, aber die Letzten, die Jobs erledigen.
  • 2 Sachen auf einmal: Lasse bei Seelsorgegesprächen mitschreiben, oder gehe spazieren während du mit ADS Kids sprichst.
  • Nutze mehrere Reize / reden und visualisieren / gehen und sprechen / Schulter oder Arm anfassen beim Reden, wenn du wichtige Punkte hast
  • Bei Explosion, Teens eine Runde um das Gemeindehaus laufen lassen, erst dann klären oder reden!
  • Wenn Arbeit übertragen wird, immer Hilfen mit anbieten, Checklisten oder Step by Step Plan erarbeiten, Erinnerung per SMS
  • Lasse Kritzeleien oder Kaugummi kauen zu
  • Trotz Problemen Wohlwollen zum Ausdruck bringen
  • Sicherheit schaffen durch Anerkennung und Lob
  • Konsequenzen vorher IMMER ankündigen !!
  • Lieber wenige aber breite Regeln anstelle von vielen Regeln und Verwirrung

Und noch was!

Als Jugendleiter hast du keine therapeutische Verantwortung oder die der psychologischen Betreuung. ADS ist Thema im Familienkontext und meistens ist auch ein Elternteil betroffen, überlege dir gut, ob du mit den Eltern darüber sprichst und was du ihnen sagen willst. Beobachte genau und wende in Elterngespräch dieselben Tipps an, um die Eltern für eine Diagnose zu gewinnen. Liefer gleich die Adressen zu Selbsthilfegruppen oder Ärzten mit; oder ein ADS Buch.

ADS aus persönlicher Sicht!

Tja, irgendwas muss sich Gott wohl an dieser Ausprägung gedacht haben. Nur weil irgendwer einen Namen für meine Stärken und Schwächen gefunden hat bin ich der Meinung, das jeder ein Anrecht hat darauf seine Stärken zu leben und in seinen Schwächen ergänzt zu werden ohne sich dabei schlecht zu fühlen.

Leute die ADS haben und Medikamente nehmen werden noch öfter unsere Kirchen und Gemeinden besuchen und Gott wartet auf diese Leute. Ich gehe davon aus, dass viele dynamische und junggebliebene Jugendleiter die selben Probleme wie deren Besucher haben. Aber wir haben den selben Gott, der ein und das selbe Konzept anbietet das auf Vergebung, Verbindlichkeit und Vertrauen basiert. Und dieses Konzept ist attraktiv für Gesunde und Kranke; mit oder ohne ADS.

Gottes Segen für eure Arbeit!

–Markus Emmerich

Link Tipp: www.ads-hyperaktivitaet.de

Buchtipp für betroffene Jugendleiter: ADS/ADHS für Eltern ,Pädagogen und Therapeuten von Matthias Gelb

Buchtipp für betroffene Jugendleiter: Zwanghaft zerstreut oder die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein von Edward M. Hallowell

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