Stell dir einmal vor: Ihr unternehmt zusammen eine Kanufahrt. Der Fluss manchmal sanft, manchmal reißerisch, verlangt einiges von euch ab. Weiter unten packt ihr euer Essen aus und brätelt über dem Feuer. Vielleicht ist es auch ein Teil einer mehrtägigen Expedition. Irgendwann zieht ihr euch um und packt euer Material und die Kanus zusammen und es geht nach Hause.

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Als Leiter wertet ihr aus:

  • Was lief gut?
  • Was weniger gut?
  • Was würden wir nächstes Mal anders machen?

… Doch die Teilnehmer sind an diesem Punkt nicht mehr dabei.

Jugendliche werden oft nicht in den Auswertungsprozess einbezogen (Symbolbild) Foto Mike Erskine, Unsplash.

Ich höre immer wieder von jungen Menschen, dass sie in einem Camp eine tolle Zeit hatten und manchmal auch an ihre Grenzen kamen. Wenn ich dann nachfrage, ob die Leiter mit ihnen die Erlebnisse reflektiert hatten, bekomme ich vielfach ein »Nein« zur Antwort.

Als Erlebnispädagoge denke ich mir: Schade eigentlich, denn so gehen viele der Erfahrungen, welche gemacht werden, sprichwörtlich den Bach runter.

Zwischen den Extremen

Es gibt zwei Extreme und beides entspricht nicht dem Gedanken der Erlebnispädagogik:

#1 Animation

Wir animieren die Kinder und Jugendlichen zu verschiedenen Aktivitäten: kreatives, sportliches, spielerisches, kulinarisches … wir haben Spaß miteinander, wir meistern Herausforderungen. Am Ende schütteln wir uns die Hand oder haben ein anderes Ritual und gehen nach Hause. Die Reflexion in der Gruppe bleibt aus. So habe ich es oft meiner Zeit in der Jungschar erlebt.

#2 Therapie

Das andere Extrem befindet sich da, wo keine Aktion der Reflexion vorangegangen ist. Man versucht, Themen zu reflektieren, die keine praktische Grundlage haben. Die einen haben das, was man besprechen will, vielleicht noch gar nicht erlebt oder ganz anders als das, worauf wir hinaus wollen. Man kann es ein Stück weit mit einer Therapiesitzung vergleichen. Das, was man besprechen will oder vielleicht auch nur soll, liegt ggf. weit zurück. Der Fokus liegt auf der Reflexion aus einer unmittelbaren Aktion heraus.

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Erlebnispädagogik
Die Erlebnispädagogik oder Erfahrungspädagogik setzt auf beide Bestandteile: Die der Aktion und die der Reflexion. Sie verbindet Aktivitäten mit einer pädagogischen Komponente.

Zusammen Auswerten ist wichtig

An dieser Stelle plädiere ich dafür, zusammen mit der Gruppe eine Aktivität auszuwerten. Oft läuft es ja so, dass man Aktionen zwar auswertet, aber man tut es im Leitungsteam. Manchen scheint eine Reflexion unnötig zu sein. Vielleicht hat man auch die Angst, dass es bei den Kindern und Jugendlichen nicht gut ankommt. Persönlich habe ich gute Erfahrungen damit gemacht und ich versuche mal etwas die Angst davor zu nehmen.

Zuerst allerdings noch etwas zum Nutzen der Reflexion:

#1 Aus Erlebnissen werden Erfahrungen

Die Aktion steht im Vordergrund, jedoch werden die Aktionen durch die Reflexion zu einer Erfahrung. Die Erfahrungen treten nochmals ins Bewusstsein und können gespiegelt werden. Aus der Reflexion heraus nehmen Teilnehmer die Erfahrungen mit nach Hause und es können auch Ziele gesetzt werden: Wie versuche ich beim nächsten Mal mit einer bestimmten Situation umzugehen, wenn ich dieser wieder begegne?

#2 Ich werde als Leiter von der Gruppe gespiegelt

Oft wusste ich gar nicht, woran ich als Leiter überhaupt bin. Was kommt eigentlich gut an bei den Jugendlichen? Was empfanden sie als vielleicht weniger toll? Wie kann ich mich als Leiter verbessern und verändern? In der Auswertung als Team werten wir so aus, dass es um unsere Eindrücke geht. Das Feedback der Teilnehmenden bleibt dabei aus. Wir sind dabei vielleicht auch voreingenommen, weil wir etwas eine gute Idee fanden und merken gar nicht so, dass die Wahrnehmung unserer Teilnehmer eine andere ist. Auch Leiter haben ihre blinden Flecke und daher sind auch wir auf Feedback angewiesen.

4 kreative Methoden der Reflexion

Doch wie läuft nun eine Reflexion ab, die eben nicht langweilig wird? Zum einen hat es viel damit zu tun, wie du als Leiterin oder Leiter die Reflexion vorbereitest. Wie auch das Rahmenprogramm, benötigt auch eine Reflexion eine gewisse Vorbereitungszeit. Und ja: Reflexion darf kreativ gestaltet werden. Versuche immer mal wieder neue Methoden anzuwenden. Es braucht dabei nicht immer Worte. Denke mal daran, wie du Dinge in deinem Alltag oder im Beruf auswertest.

  1. Vielleicht arbeitest du gerne mit einer Skala von 1 bis 10:
  • Was trifft zu?
  • Was trifft weniger zu?
Beispiel für eine Kreis-Reflexionsmethode (Symbolbild). Foto Margarida CSilva, Unsplash.
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2. Kreative Gruppenreflexion im Kreis
Du definierst ein Feld. Die Teilnehmer stellen sich in der Mitte auf. Nun stellst du eine konkrete Frage.
✅ Trifft sie zu, gehen die Teilnehmer in die eine Richtung.
❌ Trifft sie nicht zu, selbstverständlich in die andere.

Oder du willst dir über eine ganze Freizeit ein Überblick verschaffen.

3. Wie wäre es da mit einer Wetterkarte?

  • Du schreibst jeden Tag die Aktivitäten auf, die ihr unternommen habt.
  • Die Teilnehmer können nun je nach Alter selbst Wettersymbole drauf zeichnen oder bereits vorbereitete Wettersymbole aufkleben: Sonne (für schöne Momente), Wolken, Regen, Schnee, etc.

So erhältst du ein Bild wie die Gruppe aber auch einzelne Teilnehmer die Freizeit erlebt haben.

4. Eine einfache Methode ist auch einen Mülleimer und einen Rucksack rumzugeben:

Jede:r Teilnehmer:in kann dazu kurz sagen, was er/sie von heute mitnimmt (Rucksack) und was er oder sie wegwirft (Mülleimer). Wenn man nichts dazu sagen will, kann man Mülleimer oder Rucksack auch so weitergeben.

Diese Reflexionsmethode ist besonders für eine kurze Reflexion bspw. von einem Nachmittag geeignet, bei der man jetzt nicht zu viel Zeit verlieren will.

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