Enneagramm, Myers-Briggs, DISG, Strengths Finder, Temperamente, Birkmann, Working Genius, RightPath, Liebessprachen, Hogwarts-Häuser ...

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Persönlichkeitstests boomen – keine Überraschung, wenn man mal darüber nachdenkt, in was für einer Welt wir leben. Wir sind immer mehr miteinander »vernetzt«, aber nicht wirklich verbunden und entfernen uns immer mehr von der Realität. Wir leben in einer Kultur, in der Menschen verzweifelt danach suchen, nicht nur einen Sinn im Leben zu finden, sondern auch sich selbst.

Egal, ob du Persönlichkeitstests für blanken Unsinn hältst oder ob du sie alle machst und deine Ergebnisse stolz zur Schau stellst – ich denke, wir können uns darauf einigen: Wenn jemand in einer Identitätskrise steckt, ist es immer besser, ihn auf solche bewährten Methoden hinzuweisen, als ihn allein durch die Untiefen von Social Media zu schicken.

Das ist der Grund, warum ich diese Kolumne gestartet habe.

Was mich antreibt

Ich hatte das große Privileg, von einigen beeindruckenden Persönlichkeiten lernen zu dürfen. Eine Botschaft, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, lautet:

Wenn du eine Aufgabe suchst, die dich erfüllt, dann frage dich selbst: Was bricht dir das Herz? Und wie kannst du deinen Gaben nutzen, das Problem zu lösen, das dich am meisten bewegt?

Im Moment bewegt mich eine kollektive Identitätskrise in unserer westlichen Kultur. Sie ist überall spürbar, doch nirgends wird sie so schmerzlich sichtbar wie unter Jugendlichen.

Bei Teenagern und jungen Erwachsenen nehmen Depressionen und Suizidgedanken stetig zu – eine Entwicklung, die zutiefst alarmierend ist. Und ich bin davon überzeugt, dass ein großer Teil dieses Problems darauf zurückzuführen ist, dass sich junge Menschen verloren fühlen. Doch nicht nur das – sie greifen auch zu den falschen Mitteln, um Orientierung zu finden. Sie wenden sich vermeintlichen Wegweisern zu, die sie in die Irre führen.

In der Mittel- und Oberstufe beginnt die entscheidende Suche nach der Antwort auf die fundamentalen Fragen nach Identität und Zugehörigkeit: Wer bin ich? Was ist mein Ziel? Wo gehöre ich hin?

Teenager und Preteens suchen verzweifelt nach Antworten auf diese Fragen – nicht zuletzt, weil wir als Gesellschaft so viel Druck auf sie ausüben. Wir verlangen von ihnen Bestleistungen in der Schule. Wir drängen sie in Leistungssportvereine und fördern sie mit dem Ziel, sie an die Spitze zu bringen. Bereits im Kindergarten fragen wir sie: Was willst du später einmal werden?

Als wäre das nicht genug, gaukeln ihnen die sozialen Medien eine falsche Realität vor. Dort sehen sie Gleichaltrige, die ihre besten Tanzschritte zeigen, perfekt geschminkt sind und ein scheinbar tolles Leben führen. Die Botschaft ist klar: Wenn du das nicht hast, musst du aufholen.

Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Unsicherheit – alles wird durch Social Media verstärkt. Und ganz nebenbei hinterlässt es tiefere, unterschwellige Spuren in ihrer mentalen Gesundheit.

Das bricht mir das Herz.

Kein Wunder, dass Jugendliche verzweifelt nach Orten suchen, mit denen sie sich identifizieren können, wo sie sich zugehörig fühlen.

Was aber, wenn sie dort nur bestätigt bekommen, was sie ohnehin befürchten: dass sie nicht gut genug sind?

Die falschen Antworten der Welt

Die gängige Botschaft auf dieses Dilemma lautet: »Schau nach außen und verändere dich.«

  • Du fühlst dich nicht dazugehörig? Dann liegt es sicher an deiner Familie oder deinen Freunden. Such dir neue.
  • Du hast das Gefühl, du passt nicht? Vielleicht bist du im falschen Körper geboren. Ändere das.
  • Du bist immer noch ein Außenseiter? Vielleicht bist du selbst das Problem. Vielleicht bist du ein Fehler. Und dann bleibt oft nur noch ein letzter Schritt …

Natürlich stelle ich das gerade sehr vereinfacht dar. Die Epidemie von Depressionen, Angststörungen und Suizidgedanken ist unglaublich komplex und vielschichtig. Sie betrifft auch nicht nur Jugendlichedie gesamte westliche Welt ist voll von Menschen, die einfach nur hören wollen: »Du gehörst dazu. Du bist nicht allein

Und genau das bricht mir das Herz.

Meine persönliche Entdeckung

Wie antworte ich darauf? Ich gebe weiter, was ich auf meiner eigenen Reise entdeckt habe. Und damit bin ich wieder bei den Persönlichkeitstests.

Jeder einzelne Test, den ich gemacht habe, hat mir geholfen, ein weiteres Puzzleteil von mir selbst zu finden. Es war eine wunderbare Reise, bei der ich Begriffe und Konzepte gefunden habe, die beschreiben, wie ich denke, fühle und funktioniere. Diese Tests haben mir auch Wege gezeigt, wie ich mit meinen Schwächen umgehen und meine Stärken nutzen kann.

Zu verstehen, dass jeder Mensch anders »gestrickt« ist und dass wir alle eine einzigartige Mischung aus Gaben, Talenten und Schwächen haben, hat mir geholfen, selbstbewusster zu werden – sowohl in dem, was ich gut kann, als auch in dem, was ich nicht gut kann.

Natürlich gibt es unterschiedliche Ansichten über den Wert solcher Analysen. Manche Menschen schwören auf ein bestimmtes Modell, andere halten sie für unsinnig. Doch unabhängig von der persönlichen Meinung lässt sich nicht leugnen, dass sie Orientierung bieten können – gerade in einer Welt, die von Unsicherheiten geprägt ist.

Ganz egal, wo du dich einordnest – ich lade dich ein. Als zertifizierter Enneagramm-Coach habe ich mich intensiv mit diesen Typologien beschäftigt und ich glaube, dass ich dir eine Perspektive bieten kann, die dich auf deiner Reise unterstützt.

Ich werde regelmäßig über Themen aus der Welt der Typologien und Identität schreiben. Ich bin ein echter Nerd, wenn es um diese Dinge geht, und ich hoffe, dass du durch meine Texte hilfreiche Einblicke findest, die dich weiterbringen.

Ein letzter Gedanke

Eines solltest du wissen: Es ist eine lebenslange Reise. Kein Test kann die gesamte Wahrheit über uns offenbaren. Wir sind zu komplex, zu einzigartig. Doch gerade darin liegt ein großes Geschenk. Wir sind unglaublich einzigartig gemacht. Wenn du anfängst, dich mit diesen Themen zu beschäftigen, wirst du vor allem eines deutlich sehen: wie einzigartig wir alle sind ... wie einzigartig du bist ... und wie wir alle dazugehören.

Dieser Artikel wurde von Cory Draper verfasst und zuerst auf seinem Substack veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner.

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