Wenn Pornos pubertieren: aus der Schmuddelecke in den Feed

Gabriel Kießling, Fachreferent vom Weißen Kreuz, gibt heute Einblicke in die neuesten Entwicklungen rund um Pornografie und Jugendliche. Drei Trends zeigen, wie Pornografie durch Social Media und Plattformen wie OnlyFans interaktiv, sichtbar und zunehmend normalisiert wird – und wie wir mit Jugendlichen heute darüber sprechen können. Aber zuerst:

Die Zeiten, in denen pornografische Filme hinter samtroten Vorhängen in Videotheken verborgen waren, sind lange vorbei. Heute ist das riesige Archiv der Pornografie für jeden, zu jeder Zeit, an jedem Ort, anonym und kostenlos zugänglich – ein Klick genügt.

Doch auch dieses Kapitel gehört bereits der Vergangenheit an. Die digitale Welt verändert nicht nur, wie Pornografie konsumiert wird, sondern auch, wie sie sich in unseren Alltag drängt. Was einst peinliche Besuche in der Videothek oder das Herumreichen von Festplatten auf LAN-Partys waren, erscheint heute wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Ähnlich nostalgisch könnte die heranwachsende Generation einmal auf die Ära der großen Online-Pornoplattformen zurückblicken.

Pornokinos und Videotheken markierten die Geburt der pornografischen Bewegtbilder,[1] die Ära der Online-Plattformen ihre Kindheit. Nun tritt die Pornografie in die Pubertät ein – und zwar im Windschatten der Digitalisierung. Pornografie wartet nicht mehr passiv hinter Browsern und Plattformen auf Kundschaft, sondern sucht aktiv nach Wegen, sich in den Alltag ihrer Konsumenten einzuschleichen.

Wer als Elternteil, Lehrer oder Jugendleiter den Anschluss nicht verlieren will, muss diese Entwicklung ernst nehmen, um eine kompetente Ansprechperson für junge Menschen zu bleiben. Drei Trends zeigen, wie die Jugend der Pornografie aussieht – und warum wir uns mit ihr auseinandersetzen müssen.