Was bedeutet es, männlich oder weiblich zu sein? Sind das die beiden einzigen Optionen? Kann ein Mann sich weiblich verhalten, darf eine Frau sich männlich verhalten? Kann man im falschen Körper geboren sein oder die Seele eines anderen Geschlechts haben? Mit welchen Pronomen soll ich über meine Trans*-Freunde sprechen? Wo lassen wir Trans*-Teenager im Sommerlager schlafen? Oder, die drängendste Frage: Mein Kind hat sich kürzlich als trans* geoutet. Ich weiß nicht genau, was das jetzt für uns bedeutet und was ich tun soll. Ich liebe mein Kind von ganzem Herzen und möchte Jesus mit meinem Verhalten Freude machen – können Sie mir dabei helfen? – Preston Sprinkle, Transgender, S. 13

Diesen Fragen geht Dr. Preston Sprinkle in seinem Buch Transgender nach, von dem wir dir hier Kapitel 10 »ROGD – Zunehmende Transidenfizierung unter Jugendlichen« kostenfrei zur Verfügung stellen dürfen. Dafür geht unser herzlicher Dank an den Fontis-Verlag 🎉.

Lass dich beim Lesen von Jesu Liebe für die Menschen durchfluten, die tatsächlich und ehrlich struggeln.

Liebe Grüße
— Andy und das MRJ Team

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Helena war vierzehn, als ihr bewusst wurde, dass sie sich sowohl zu Jungen als auch zu Mädchen hingezogen fühlte. Sie versuchte herauszufinden, was dies für sie bedeutete, indem sie Online-Communitys auf Tumblr besuchte. Dort erfuhr sie von verschiedenen geschlechtlichen Identitäten. Sie las einen Bericht nach dem anderen und begegnete immer mehr Menschen, die sich als trans* bezeichneten. »Irgendwann fing ich an, mich mit [diesen Geschichten] zu identifizieren«, erklärte sie später, »und ordnete mich als trans* ein.«[228]

Helena erfuhr auf Tumblr, dass die Einnahme von Testosteron ein möglicher nächster Schritt war, den sie als Trans*-Person gehen konnte. Also begann sie mit einer Cross-Hormon-Therapie (CHT): »Auf Tumblr traf ich nur Leute, die der Meinung waren, dass es am besten ist, bald mit den Hormonen zu starten und damit zu experimentieren, sobald man vermutet, dass man in Bezug auf die geschlechtliche Identität unsicher ist.«

Es war einfach, an Testosteron zu kommen.[229] Ein einstündiges Gespräch mit einem Berater, der sie nach ihrer Dysphorie fragte, genügte. »Ich kannte all diese vorgefertigten Antworten, die zum Teil gar nicht auf mich zutrafen. Aber es ist in der Trans*-Community so üblich, … sich gegenseitig zu helfen, Antworten einzuüben und einander zu sagen, was man den Ärzten sagen soll.«

Helena machte zwei Jahre lang die Cross-Hormon-Therapie (körperliche Transition bei Transgender-Personen durch die Gabe von Hormonen). Am Anfang genoss sie diese Erfahrung sehr. Aber nach einer Weile traten verschiedene Probleme auf:

Frauen, die Testosteron nehmen, erleben oft sehr viel Wut. Dazu kommt dieses seltsame Phänomen, dass man sich aufregt und weinen möchte, aber nicht weinen kann. Obwohl ich anfangs wirklich begeistert war, wurden diese Probleme mit der Zeit immer deutlicher und ich fühlte mich wirklich miserabel …
Ich war ständig wütend. Alles regte mich auf.
Ich fühlte mich, als hätte man meine Emotionen durch die Mangel gedreht … Das hat meine geistige Gesundheit wirklich beeinträchtigt.

Dann fand Helena heraus, dass hohe Dosen von Testosteron bei Frauen die Eierstöcke und Gebärmutter innerhalb von etwa fünf Jahren verkümmern lassen. »Ich war mir dessen bewusst … aber [ich nahm an, dass] die Ärzte schon eine Lösung finden würden, falls das irgendwann für mich ein Problem werden würde.«

Helena setzte sich leidenschaftlich für ihre neue Identität ein. »Ich war eine sehr, sehr, sehr radikale Trans*-Aktivistin, sehr überzeugt von der Gender-Ideologie.« Eine ihrer Trans*-Freundinnen detransitionierte (kehrte zum Leben gemäß dem Geschlecht vor der Transition zurück), was sich für Helen wie ein Verrat anfühlte. »Es hat mich ›getriggert‹, also habe ich sie auf Tumblr einfach blockiert. Alles, was mit Detransition zu tun hatte, empfand ich als ‚triggernd‘, weil es mich an mir selbst zweifeln ließ. Also habe ich diese Themen einfach ausgeblendet.«

Helena ging es nicht gut – seelisch, körperlich und geistig. »Irgendwann«, so erinnert sie sich, »habe ich einfach zugeben müssen: So geht es nicht weiter.« Sie begann auch, »einige Fehler in der Trans*-Ideologie insgesamt zu sehen. Ich erkannte, dass manche Teile der Community wirklich toxisch und verkorkst waren.« Schließlich entschied sie sich zur Rückkehr in die weibliche Identität.

Helena lebt jetzt als bisexuelle Frau, die immer noch mit Dysphorie zu kämpfen hat, und sie beschreibt ihre Erfahrungen mit der Identifizierung als Trans*-Person rückblickend sehr eindrücklich:

Ich habe fünf Jahre meines Lebens an die Gender-Ideologie verloren … fünf Jahre lang einer Lüge geglaubt … meine komplette Identität, alle Freundschaften, Aktivitäten und Gedanken auf eine Lüge ausgerichtet. Eine Irrlehre. Fünf Jahre, in denen ich das zugrundeliegende Trauma und meine Sexualität zugunsten einer Lüge verdrängt habe.[230]

Helenas Geschichte ist eine einzelne Geschichte. Es ist das, was Helena erlebt hat. Wir sollten uns niemals auf der Grundlage einer einzigen Geschichte eine umfassende Meinung bilden oder ein weitreichendes Konzept entwickeln. Aber in den letzten Jahren haben Geschichten wie die von Helena massiv zugenommen. Manche bezeichnen die plötzliche Zunahme der Dysphorie bei Jugendlichen als Trend. Andere nennen es einen epidemischen Ausbruch.[231] Einige Psychologen sprechen von plötzlich einsetzender Geschlechtsdysphorie (Rapid Onset Gender Dysphoria, ROGD). Wie auch immer man das Phänomen bezeichnet: Der Prozentsatz der Teenager, die sich als trans* identifizieren – und von denen immer mehr später detransitionieren –, ist exponentiell angestiegen, vor allem unter weiblichen Teenagern.

Ich möchte dieses gesellschaftliche Phänomen erörtern, da es viele praktische Fragen zu Trans*-Identitäten, psychischer Gesundheit, Online-Beeinflussung und der Ethik medizinischer Eingriffe bei Jugendlichen aufwirft. Zunächst müssen wir uns aber mit der zunehmenden Zahl von Teenagern beschäftigen, die sich als trans* identifizieren.

Was ist eine plötzlich einsetzende Geschlechtsdysphorie (ROGD)?

In vielen westlichen Ländern begegnen wir einer sprunghaften Zunahme von Teenagern, die ihr Geschlecht infrage stellen. Im Jahr 2009 hat das Londoner Tavistock Centre, die wichtigste Gender-Klinik in Großbritannien, 51 Kinder und Jugendliche behandelt, die an Geschlechtsdysphorie litten oder sich als trans* identifizierten (34 männliche, 17 weibliche). Im Jahr 2016 wurden in derselben Klinik 1766 Kinder und Jugendliche behandelt (557 männliche, 1209 weibliche) und im Jahr 2019 waren es 2364 (624 männliche, 1740 weibliche).[232]Das ist ein Anstieg von mehr als 5000% bei den weiblichen Patienten innerhalb von zehn Jahren.

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