Es ist Tag zwei auf dem Sommercamp und dir fällt auf, dass ein Teenager irgendwie nicht richtig ankommt und auch sonst einen sehr unglücklichen Eindruck macht. Du überlegst, wann der beste Moment wäre, um dem Teenie zu zeigen, dass er gesehen wird und seine Not teilen darf. Das Camp-Programm rattert unaufhaltsam weiter, aber du findest einen Moment, in dem die anderen betreut sind und du dich mit dem Teenie in Ruhe unterhalten kannst. Du nimmst ihn mit in eine ungestörte Ecke und beginnst.

#1 Finde den passenden Ort für ein Gespräch

Idealerweise habt ihr euch im Team schon vorher Gedanken gemacht und einen Ort für Seelsorgegespräche vorbereitet. Dieser Ort sollte diskret, aber auch für andere einsehbar sein. Diese Regel dient deinem Schutz. Schon ein erfundener Verdacht eines Kindes oder Jugendlichen kann sonst das Ende deiner Mitarbeit bedeuten. Wenn diese Aussage bei dir Fragezeichen hervorruft, ist es spätestens jetzt an der Zeit, dich mit dem Thema »Kinder- und Jugendschutz« auseinanderzusetzen. Wenn ein »Verhaltenskodex« und ein »polizeiliches Führungszeugnis« nicht Teil deiner Vorbereitung auf das Camp waren, dann kontaktiere deinen Campleiter und bitte ihn, dich aufzuklären.

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Hilfreiche Ressourcen für die Campleitung

1. »Schützen und Begleiten« Initiative zum Schutz vor Gewalt und Missbrauch. Inklusive Verhaltenskodex für ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bund Freier evangelischer Gemeinden: https://hoerstgen.feg.de/wp-content/uploads/2018/02/Schuetzen-und-Begleiten-Jugendschutz.pdf

2. Verhaltenskodex für ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter/innen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bund Freier evangelischer Gemeinden https://www.juca.camp/wp-content/uploads/2016/10/Schutz_Sexueller_Missbrauch_2.pdf

3. »Vor sexuellem Missbrauch schützen« von CJ Lernen – Inspiration & Material für deine Jugendarbeit: https://static.steps-leaders.de/spezial0.pdf

#2 Zeige Empathie und schaffe eine offene Atmosphäre

  • Beginne das Gespräch mit einer einfühlsamen Bemerkung wie: »Hey _____, ich habe bemerkt, dass _____. Möchtest du darüber reden?«

Beispiel:
... dass, du viel alleine unterwegs bist.
... dass, du traurig ausschaust. 
... dass, die anderen dich oft ärgern.
... dass, ____ 

  • Zeige Verständnis für seine Emotionen und mache deutlich, dass du für ihn da bist, indem du sagst: »Ich bin hier, um dir zuzuhören und dir beizustehen. Wenn du darüber sprechen möchtest, höre ich dir gerne zu und bin für dich da.«
Wenn der Teenager mit emotionalen Problemen zu kämpfen hat, höre ihm zu. Vermeide es, ihm Ratschläge zu erteilen oder ihm zu sagen, was er tun soll, um aus seinem Tief herauszukommen. Foto Bailey Burton

#3 Höre aktiv zu

Wenn der Teenager mit emotionalen Problemen zu kämpfen hat, höre ihm zu. Vermeide es, ihm Ratschläge zu erteilen oder ihm zu sagen, was er tun soll, um aus seinem Tief herauszukommen. Wenn er nicht ausdrücklich um Ratschläge bittet, höre ihm einfach zu. Unterbrich ihn dabei nicht. Dies ist nicht der Zeitpunkt seine Aussagen zu werten oder zu verurteilen. Zeige durch Körpersprache und verbale Bestätigung, dass du da bist und ernst nimmst, was er sagt.

  • Mit deinen Ohren zuhören: Hör selbst auf zu reden. Stell Fragen, die zeigen, dass du intensiv zuhörst. Gib keine vorschnellen Antworten. Beende nicht den Satz für den Teenager.
  • Mit deinen Augen zuhören: Sei mit deinen Augen beim Teenager. Lass deine Augen nicht ständig durch die Gegend wandern. Beobachte beim Zuhören nicht andere Leute. Schau nicht auf die Uhr. 
  • Mit deinem Gesicht zuhören: Sei echt mit deinen Gefühlen und lass dein Gesicht die Gefühle deines Gegenübers widerspiegeln. Wenn der Teenager traurig ist, lass auch dein Gesicht und dein Herz emotional reagieren. 
  • Mit deinen Händen zuhören: wenn es angemessen ist, dein Gegenüber in den Arm zu nehmen, auf die Schulter zu klopfen oder eine »High Five« zu geben, dann tu es! Beachte dabei ganz besonders die Grenzen deines Gegenübers. 

Vielleicht bist du die einzige Person, die sich an diesem Tag emotional um den Teenager kümmert. Eine Umarmung (wenn angemessen) und ein paar ermutigende Worte sind eine echte Möglichkeit, dein ehrliches Interesse und Unterstützung zu zeigen: »Vielen Dank für dein Vertrauen mir gegenüber und deinen Mut, mir das zu erzählen. Das war bestimmt nicht leicht«.

Bestätige ihm, dass du verstehst, dass er eine schwierige Zeit durchmacht, und lobe ihn für seinen Mut. Erinnere den Teenager daran, dass du für ihn da bist. Bestätigung bedeutet nicht unbedingt, dass du mit der Einschätzung der Situation des Teenagers übereinstimmst.

Bestätigung ist vielmehr ein Kommunikationsmittel, das dazu beiträgt, das Fundament der Beziehung zwischen dir und dem Jugendlichen zu festigen.

#4 Stelle weitere Fragen

  • Versuche, geschlossene Fragen zu vermeiden. Sonst bekommst du nur ein »Ja« oder »Nein« als Antwort. Stelle stattdessen offene Fragen: »Wie geht es dir damit?«, »Was macht dich wütend?«, »Was macht dich traurig?«, usw.
  • Wenn der Teenager über bestimmte Themen spricht, die Anlass zur Sorge geben, ermutige ihn, mehr darüber zu erzählen. Stelle weitere Fragen, um ein tieferes Verständnis zu gewinnen. Zum Beispiel: »Kannst du mir mehr darüber erzählen? Wie genau hat dich das beeinflusst?« »Wie lange hast du das Problem schon, wann taucht es auf?«
Suche immer nach den Ursachen, nie nach den Symptomen.
Wenn der Teenager über bestimmte Themen spricht, die Anlass zur Sorge geben, ermutige ihn, mehr darüber zu erzählen. Stelle weitere Fragen, um ein tieferes Verständnis zu gewinnen. Foto Norbert Kundrak.

#5 Biete Unterstützung an

  • Biete Hilfe und Unterstützung an, indem du sagst: »Ich bin hier für dich. Wenn du Hilfe benötigst, kannst du jederzeit auf mich zukommen. Du bist nicht allein.«
  • Weise auf die Möglichkeit hin, mit den Camp-Seelsorgern zu sprechen. Wenn du Gruppenleiter bist oder durch deine Rolle für eine Gruppe von Jugendlichen verantwortlich bist, wird es dir nicht möglich sein, mit jedem Jugendlichen deiner Gruppe ein seelsorgerliches Gespräch zu führen. Deshalb ist ein Seelsorgeangebot auf Camps essenziell, um Camp-Teilnehmern (und auch Mitarbeitern) sofortige Hilfe und Unterstützung bieten zu können.
  • Ermutige den Jugendlichen, das Seelsorgeangebot in Anspruch zu nehmen. Mach ihm deutlich, dass es normal ist, sich Hilfe zu holen. Wenn dies bereits Teil der Gemeindekultur ist, hilft es. 
Ein Seelsorgeangebot auf Camps ist essenziell, um Camp-Teilnehmern (und auch Mitarbeitern) sofortige Hilfe und Unterstützung bieten zu können. 

#6 Betone Vertraulichkeit

Versichere dem Teenager, dass das Gespräch vertraulich behandelt wird, es sei denn, es besteht eine Gefahr für seine Sicherheit oder die Sicherheit anderer. Zeige, dass du respektvoll mit persönlichen Informationen umgehen wirst und er sich darauf verlassen kann.

Jesus hat viele Fragen gestellt, unter anderem, »Was willst du, dass ich tue?« Das können wir umwandeln in, »Was möchtest du, dass Jesus für dich tut?« oder »Was wünschst du dir von Jesus?« Es geht dabei nicht um dich, sondern es geht um Jesus und seine Autorität in dieser Situation. Foto Marie-Michèle Bouchard.

#7 Weise in deinem Gespräch auf Jesus hin

  • Jesus hat viele Fragen gestellt, unter anderem, »Was willst du, dass ich tue?« Das können wir umwandeln in, »Was möchtest du, dass Jesus für dich tut?« oder »Was wünschst du dir von Jesus?« Es geht dabei nicht um dich, sondern es geht um Jesus und seine Autorität in dieser Situation. 
  • Wenn dein Gegenüber Jesus noch nicht kennt, frage ihn »Wer ist Jesus für dich?«
Seelsorge und Evangelisation, also die Weitergabe der Good News von Gott, gehen immer Hand in Hand. 

Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Teenager unterschiedlich ist, und es kann sein, dass nicht alle Fragen oder Ansätze gleichermaßen wirksam sind. Sei geduldig, einfühlsam und respektvoll gegenüber den Grenzen des Teenagers. Das Ziel ist es, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu öffnen, wenn er bereit dazu ist.

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Kummer am Abend: Sollten deine Teeanger oder Co-Mitarbeiter während dem Camp einmal spätabends einen emotionalen Zusammenbruch erleiden, dann hilft neben dem Erste-Hilfe-Zuhören und Gebet auch folgender Hack: Schicke sie freundlich ins Bett. Meist sieht die Welt nach einer Mütze Schlaf bereits viel rosiger aus.

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