Wir haben einige Stimmen aus der MRJ-Community gesammelt und möchten sie mit euch teilen. Der Artikel wird laufend aktualisiert (neueste Einsendungen zuoberst). Was sind eure Herausforderungen? Was sind eure Tipps & Tricks? Schreibt uns gerne eine Mail.

Gemeinsam für Jugendleiter und Eltern,
Priscilla und das MrJugendarbeit-Team


Nele, 15-Jährige, schreibt:

Wie sind eure Smartphone-Regeln zuhause? Unter der Woche habe ich pro Tag 2 Stunden und am Wochenende habe ich 2 Stunden 30 Minuten. Falls ich aber mehr brauche, kann ich mit meinen Eltern reden und je nachdem bekomme ich dann auch noch etwas mehr. Ich darf keine Social Media Apps wie Instagram, TikTok, Twitter und solche Apps benutzen. Ich habe aber SnapChat, Youtube und Whatsapp. Ich habe klare Regeln für Snapchat, z.B. dass ich keine fremde Personen annehmen darf. Wenn mein Handy klingelt und ich die Nummer nicht kenne, darf ich auch nicht rangehen.

Bist du mit diesen Regeln happy oder nicht? Warum? Ich bin eigentlich zufrieden mit diesen Regeln. Manchmal ist es aber auch ein bisschen doof, wenn ich z.B. gerne noch mehr daddeln möchte oder dass ich z.B. kein Instagram oder TikTok haben darf, aber auf der anderen Seite bin ich sehr dankbar, dass ich es nicht habe, denn so habe ich keinen Druck, ständig auf mein Handy schauen zu müssen und zu sehen, was die anderen so machen und ich dann vielleicht dadurch unglücklicher werde, wenn ich sehe, was die so alles cooles machen und ich vielleicht nur zuhause bin.

Was begeistert dich an deinem Smartphone? Wo siehst du Gefahren? Es hat wirklich viele Vorteile, ein Smartphone zu haben. Die große Gefahr sehe ich im Bereich von Social Media. Jeder will sich von seiner besten Seite zeigen und sich darstellen, wie cool er ist und man vergleicht sich ständig miteinander, das finde ich nicht gut. Außerdem lenkt das Handy ziemlich ab und es kann einfach zu einer Sucht werden.


Sofia, 13-Jährige, schreibt:

Wie sind eure Smartphone-Regeln zuhause? Ich habe eigentlich fast genau die gleichen Regeln wie Nele, kein TikTok, kein Instagram, aber ich habe auch noch kein SnapChat - das darf ich erst mit 14 Jahren. Ich habe aber Youtube und Whatsapp. Ich habe 1,5 Stunden Handyzeit pro Tag unter der Woche und am Wochenende 1 Std.45 und in den Ferien meistens 2 Stunden. Wenn wir z.B. im Urlaub sind, mache ich viele Fotos und dann bekomme ich mehr Zeit, diese zu bearbeiten und zu sortieren. Wenn ich manchmal mehr Zeit brauche, dann rede ich mit meinem Eltern und dann bekomme ich auch noch mehr Zeit.

Bist du mit diesen Regeln happy oder nicht? Warum? Ich finde diese Regeln richtig gut eigentlich. Ich habe nicht zu viel und nicht zu wenig Handyzeit, man kann schon noch Hausaufgaben machen. Mit Youtube verbringe ich gar nicht so viel Zeit, am meisten Zeit verbringe ich am Handy mit Whatsapp und mit dem Schreiben mit Freunden. Das ist mir sehr wichtig.

Was begeistert dich an deinem Smartphone? Wo siehst du Gefahren? Ich finde das Handy super, denn ich telefoniere auch oft damit, z.B. rufe ich meine Eltern an, wenn ich noch zum Förderunterricht gehe, damit sie Bescheid wissen. Was mich am Handy nervt und wo ich die Gefahr sehe ist, dass das Handy immer ablenkt, bei dem was man gerade macht und man immer direkt drauf schauen muss, wenn neue Nachrichten kommen, denn ich will ja wissen, wer was geschrieben hat. Was ich auch nervig und anstrengend finde, wenn ich mal Youtube Videos schaue,  dass man immer das angeblich perfekte Leben von anderen sieht. 


Nicole und Holger, Teenieeltern, schreiben:

Was uns die Augen geöffnet hat: Vor ein paar Jahren verzichteten wir während der Fastenzeit vor Ostern auf Social Media. Diese Zeit war ein Augenöffner für uns gewesen. Erst dann bemerkten wir, wie abhängig wir tatsächlich von unseren Handys gewesen waren, wieviel Zeit es uns geraubt hatte und wie sehr es unsere Emotionen und tatsächlich auch unseren Selbstwert beeinflusst hatte. Da uns diese Auszeit so gut getan hatte, beschlossen wir deshalb, dass es für uns persönlich besser ist, weiterhin auf Social Media zu verzichten. 

Bester Lösungsansatz: Wir ziehen als Eltern an einem Strang, nehmen uns selbst in unserer Rolle als Vorbilder in die Pflicht und besprechen das Thema Smartphone immer wieder ausführlich mit unseren Töchtern. Wir geben klare Regeln vor, sind aber nicht rigoros. Wir passen die Handyzeit mit fortschreitendem Alter immer wieder an, genauso wie den Zugriff auf bestimmte Apps.

Das Wichtigste für uns ist, im Gespräch zu bleiben und den Kontakt zu unseren Töchtern nicht zu verlieren. 

Janine, Mutter, schreibt:

Grösste Herausforderung: Unsere grösste Herausforderung war es, eine wirklich funktionierende Kindersicherung in den Geräten einzuführen. Habe seit 2 Jahren nach einer geeigneten Filtersoftware gesucht. JusProg und ähnliche schränken leider nur das Surfen extrem auf die Whitelist ein, aber viele (täglich neue) gefährdende Seiten sind noch nicht erfasst. Das führt zu Frust bei Kindern und Eltern.

Bester Lösungsansatz: Wir haben unseren Kindern die Kinderschutz-App Canopy installiert, die wirklich erfolgreich Pornografische Bilder, Videos – je nach Einstellungen der Eltern – filtert. Habe ich bereits mit Pinks Video »Try« und ähnlichen bekannten Musikvideos ausprobiert. Vergleichbar gibt es leider keine andere App, die in Echtzeit beim Aufruf einer Website filtert — und für rund 10 EUR/Monat ist sie günstiger als andere, die das nicht können. Sie funktioniert auch in Deutschland sehr gut und die dahinterstehende AI wird gerade z.B. auch mit Infos zu Gewaltbildern gefüttert, so dass sie zukünftig noch mehr schützen kann.

Ansonsten sind wir mit dem Thema Bildschirmzeit und Selbstdisziplin unsrer Kinder beim Zocken und Videos ansehen auch noch mitten im Lernen.


Eine 17-jährige Leserin schreibt:

Größter Segen und größte Herausforderung: Das Handy war für mich 2 Dinge:

  1. Zugang zu Gemeinschaft (superwichtig). Die Möglichkeit, Teil meiner Klassengemeinschaft, Jugendgruppe und Freundesgruppe zu sein und auch meine Long-Distance-Beziehung funktionierten großteils durch mein Smartphone.
  2. Der Zugang zur Welt, die um meine Aufmerksamkeit kämpft. Ich bin bis heute davon überzeugt, dass du dein Kind in ein Schlachtfeld schickst, in dem es nur verlieren kann, wenn du ihm keine Grenzen setzt. Das Handy verwendet absichtlich Taktiken, die süchtig machen und Kinder und Jugendliche sind noch anfälliger dafür. 
Ich selbst habe eigentlich vollen Zugang zu meinem Handy. Aber ich gab freiwillig eine Zeitbeschränkung für bestimmte Apps hinter ein Passwort, welches ich nicht kenne...(guten Freunden sei Dank)

Bester Lösungsansatz: Eltern, bitte fragt genau nach, was eure Kinder tun! »YouTube« reicht nicht als Antwort. »YouTube« kann von christlichen Botschaften über weltlichen Spaß bis zu Pornografie (JA, Pornografie) alles sein.
Erklärt bitte, warum ihr gewisse Regeln in eurem Haus habt und (!) haltet euch selbst auch an diese oder ähnliche Regeln. Wenn eure Kinder sehen, dass ihr euren Bildschirmkonsum verharmlost, werden sie dasselbe tun.
Bitte nehmt euch die Zeit, mit euren Kindern offen über Dinge, wie die Gefahren des Internets, Pornografie und Gewalt zu sprechen. Und wenn ihr merkt, dass euer Jugendlicher/eure Jugendliche Schwierigkeiten mit ihrem Bildschirmkonsum hat, redet offen und verurteilt nicht sofort alles. Viele Jugendliche flüchten, weil sie irgendwo leiden. (Ich selbst auch)


Marianne, Teeniemutter, schreibt:

Größte Herausforderung: Ich finde es sehr schwierig, die sozialen Interaktionen zu unterbinden. TikTok kann ich ohne Probleme stoppen, aber Unterhaltungen abzuwürgen finde ich hart. Ich möchte ja auch nicht meine Unterhaltungen mit meinen Freundinnen ständig unterbrechen müssen.
Gleichzeitig finde ich es furchtbar, wenn ich mit meinem Teen rede und er nebenher auf das Handy starrt. Oder wenn er doppel-digital fährt: TV und Handy.

Beste Lösungsansätze:

  1. Ich begrenze die BildschirmZEIT. Jeder hat Zeiten, in denen er nicht sofort antworten kann, z.B. in der Schule, auf der Arbeit oder im Sport. Warum also nicht auch zuhause so eine Zeit einführen? Und die FOMO (Fear of Missing Out, z.dt. Angst, etwas zu verpassen) ist selten begründet. Sehr real jedoch ist die Gefahr der Entwicklung von Suchtverhalten. Aber bei WhatsApp und Snapchat bin ich großzügiger. Hier dealen wir um die Zeit.
  2. Ich gebe meinem Teen kleine Challenges, die seinen Ehrgeiz wecken, z.B. 30 Min ohne aufs Handy zu schauen. Oder auf Lautlos stellen und weglegen (sich selbst überlisten). Also ein kleines Training in Selbstverantwortung und Selbstkontrolle.
  3. Ich biete meinem Sohn coole Alternativen an, womit er sich beschäftigen kann, um danach mit gutem Gewissen wieder das Handy in die Hand zu nehmen. Also Aktivitäten mit Handyzeit abwechseln.
  4. Ich rede nur mit ihm, wenn er nicht aufs Handy schaut. Sonst höre ich schlagartig auf und drehe mich weg. Wenn ich ein wichtiges Anliegen hab, verlange ich das Weglegen des Handys, bevor ich anfange.

Antwort von Zoe, 15:

  1. Wie sind deine Smartphone-Regeln zuhause?
    Ich hab ungefähr 3 Stunden Handyzeit und darf sowas wie Instagram oder TikTok nicht.
  2. Bist du damit happy oder bist du damit unzufrieden? Wenn ja, mit welcher Regel?
    Ich bin zufrieden mit den Regeln, weil ich sonst viel zu viel am Handy wäre und das auch zu einer Sucht führen könnte.
  3. Wo siehst du für dich und auch für deine Freunde Gefahren? Was stresst und was begeistert dich an deinem Smartphone?
    Ich glaube, wenn wir zu viel am Handy sind, verpassen wir zu oft die Realität und im schlimmsten Fall werden davon abhängig. Unsere Aufmerksamkeitsspanne verschlechtert sich dadurch auch.

Kerstin, Psychologin, schreibt:

Unseren älteren Söhnen hatten wir eher unüberlegt ein Smartphone zum 11. Geburtstag geschenkt. Das wollte ich jetzt, vor allem aufgrund des Streitpotentials beim Thema »Nutzungszeiten«, bei unserem jüngsten Sohn (10 Jahre) nicht mehr so früh machen. Ich machte mich also auf die Suche nach gut begründeten Empfehlungen … Ich stieß unter anderem auf die Elterninitiative »Smarter Start ab 14«, auf Silke Müllers Buch »Wir verlieren unsere Kinder« und auf Jonathan Haidts Buch »The Anxious Generation«. Die Gemeinsamkeit bei allen: Sie empfehlen – mit sehr guten Argumenten – dass Kinder unter 14 Jahren möglichst keine Smartphones besitzen sollten.

Da ich Psychologin bin, habe ich das Buch von Haidt besonders interessiert gelesen. Ich fand es sehr gründlich recherchiert und sehr überzeugend dargestellt. Haidt sieht eine der Ursachen für die psychische Krise, in denen sich die Jugendlichen momentan befinden, in zu früher Smartphonenutzung bzw. damit verbundenen unkontrollierten Online-Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen. Tatsächlich gibt es international sehr viele wissenschaftliche Studien zur Nutzung von Smartphones und Sozialer Medien. Es zeigen sich z.B. Zusammenhänge zwischen übermäßiger Nutzung und körperlichen und psychischen Gesundheitsvariablen, Konzentration und Lernleistung und Suchtentwicklung.

Es sind nicht alle Forscher der gleichen Meinung wie Haidt. Ein paar sagen, dass die Zusammenhänge zu niedrig sind, dass sie nicht kausal sind (also nicht klar ist, ob die Mediennutzung wirklich Ursache ist oder doch Folge) oder nicht auf Deutschland zu übertragen. Mittlerweile gibt es aber auch in Deutschland Studien, die dafür sprechen, dass sich übermäßige Smartphonenutzung oder Soziale Medien-Nutzung schlecht auf die psychische Gesundheit (und andere Aspekte) auswirken kann. Besonders interessant finde ich dabei Studien, die sich anschauen, was passiert, wenn man die Zeit am Smartphone (oder in den Sozialen Medien) über die Zeitspanne von ein oder zwei Wochen selbst reduziert. Die Mehrzahl dieser Studien zeigen eine verbesserte psychische Gesundheit durch die Reduktion von Medienzeiten.

Ein Letztes: Es gibt international immer mehr Stimmen, die »unregulierte Soziale Medien« als eine der Ursachen für die Zunahme psychischer Erkrankungen sehen. So z.B. auch zuletzt die Lancet Psychiatry Commission on youth mental health.

Nach meiner bisherigen Sichtung sprechen also insgesamt die Forschungsergebnisse dafür, die Auswirkungen von (Sozialen) Medien auf Kinder und Jugendliche sehr ernst zu nehmen. Eins der Fazits, die ich für mich daraus ziehe: Unser jüngster Sohn bekommt sein erstes Smartphone erst später … ob wir es schaffen, das hinauszuzögern, bis er 14 ist, weiß ich noch nicht 😊.


Wie ihr seht, bewegt die Frage, wie man Kinder und Jugendliche im Umgang mit Smartphones anleiten soll, unsere Community. Die Statistiken, Meinungen und Aufrufe zum Thema scheinen sehr vielfältig. Gleichzeitig müssen wir fast täglich Entscheidungen zur Smartphone-Nutzung unserer Kinder treffen.
Was sind eure Herausforderungen? Was sind eure Tipps & Tricks? Eure Gedanken sind für andere Eltern Gold wert. Deshalb lasst uns wissen, wie ihr damit umgeht und schreibt uns eine Mail.


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