Guten Morgen. Bildschirme überall – aber wie viel davon tut unseren Kindern wirklich gut? Was passiert mit der Kindheit, wenn die reale Welt zur Kulisse und die digitale zur Bühne wird? In diesem Artikel erfährst du, warum die »echte« Welt für Kinder heute wichtiger denn je ist und welche versteckten Gefahren die digitale Entkörperlichung birgt. Aber zuerst:

Weitere Teile der »Smartphone-Guide für Eltern« Serie:
#1 Wann ist der richtige Zeitpunkt für das erste Smartphone? (MRJ)
#2 Ein Balanceakt zwischen Schutz und Vertrauen (MRJ)
#3 Wann und wie oft? Perspektiven von Eltern, Jugendlichen und Experten (MRJ)

Stell dir eine Schallplatte vor, die sich auf einem Plattenspieler dreht, während die Kamera langsam über vertraute Gegenstände schwenkt: eine Trompete, Farbeimer, einen Stapel Bücher, ein Klavier, einen Fernseher. Doch dann senkt sich eine massive Stahlplatte herab und presst alles zusammen, wie in einer industriellen Müllpresse. Die Trompete verbiegt sich, Farbeimer platzen, das Klavier zersplittert, der Fernseher explodiert in Funken. Schließlich hebt sich die Stahlplatte – und anstelle dieser vielfältigen Gegenstände bleibt nur noch ein dünnes, leistungsstarkes iPad zurück.

Diese Szene aus dem Werbespot »Crush« von Apple verkörpert, was viele fürchten: Die digitale Welt ersetzt die analoge, bis nur noch ein Bildschirm übrig bleibt. Kinder brauchen die reale Welt – die Möglichkeit, Dinge zu berühren, zu entdecken und wirklich zu erleben.

Seit über einem Jahrzehnt warnen Stimmen wie die von Andy Crouch vor den unbeabsichtigten Folgen des digitalen Zeitalters. Besonders besorgniserregend sind die Auswirkungen auf das Gehirn und die Art, wie wir Gemeinschaften bilden. Für Eltern ist dieses Thema besonders relevant, da sich das kindliche Gehirn in Echtzeit entwickelt – und die Fragen, die sich stellen, sind drängend:

  • Wie viel Bildschirmzeit ist zu viel?
  • Welche Arten von Bildschirmaktivitäten sind unbedenklich?
  • Macht es einen Unterschied, ob die Inhalte lehrreich sind?
  • Und wie lange sollte man warten, bevor man seinem Kind ein Smartphone gibt?

Doch es gibt noch etwas Beunruhigenderes – und, wenn man dem Einführungsvideo von Apple Glauben schenken darf, sogar Unheilvolleres in Bezug auf die Fragen, die Eltern heute beschäftigen. Die Stahlplatte hat nicht nur alle ursprünglichen Artefakte in das Tablet gepresst, sondern sie auch zerstört. Kritiker wie Crouch hätten sich keine treffendere Darstellung ihrer Bedenken vorstellen können: die gewaltsame Auslöschung einer Lebensform, in der die greifbare Welt zunehmend einer immer dünneren, körperlosen Technologie weicht.

Das Potenzial, in zunehmend virtuellen Räumen wie dem Metaversum zu leben, ist mehr als ein theoretisches Problem. Es beeinflusst, wie unsere Kinder mit der materiellen Realität umgehen. Der Autor Jonathan Haidt weist in seinem Buch Generation Angst darauf hin, dass die vermehrte Smartphone-Nutzung mit einem Anstieg psychischer Probleme bei Teenagern einhergeht. Er sieht einen Zusammenhang zwischen diesen Trends und Veränderungen in der Erziehung in denselben Jahren.

Eltern und Erziehungsberechtigte wandten sich zunehmend von einer spielerischen Kindheit ab, die das freie Spiel im Freien einschloss, und förderten stattdessen eine stärker von Erwachsenen gelenkte und vermittelte Erfahrung der »realen Welt«. Kinder erhielten nicht nur frühzeitig Zugang zu digitaler Technologie, sondern verloren auch zunehmend den Zugang zur materiellen Welt – und damit zur Freiheit und zum selbstbestimmten Spiel.

Diese Kluft ist geradezu ironisch, denn Kinder erleben die Welt von Natur aus mit ihrem ganzen Körper. Von schmutzigen Windeln über zermatschte Kuchen, Fingerfarben, Knete und Schlammkuchen bis hin zum Herumtollen im Garten unter dem Rasensprenger – ihre Welt ist voller Materialität. Mit klebrigen Händen umarmen und küssen sie uns und hinterlassen Fingerabdrücke auf den Bildschirmen, über die die Erwachsenen diskutieren. Sie lassen Dinge fallen und zerbrechen sie, verschütten Milch und stolpern. Sie schürfen sich die Knie auf, verlieren Zähne und tragen irgendwann den unverkennbaren Duft der Pubertät mit sich.

Aber irgendwie wird die körperlich-sinnliche Kindheit bis ins Erwachsenenalter hinein als zu unkontrollierbar empfunden, und allmählich beginnen wir, das Erwachsenwerden mit Entkörperlichung zu verknüpfen. Wir lernen, still zu sitzen, um zu lernen. Die bestbezahlten Berufe sind oft jene, die keine körperliche Arbeit erfordern. Und während unsere Körper altern, pressen wir sie in unnatürliche Formen und streben nach einer Art körperloser Effizienz, die der natürlichen Lebendigkeit des Kindes völlig entgegensteht.

Unsere Kultur steht bereits im Widerspruch zur physischen Welt. Es überrascht kaum, dass Smartphones mit all ihren negativen Auswirkungen so nahtlos in diese Welt passen.

Anstatt also zu fragen: »Was ist in Ordnung?« und »Wie viel Zeit ist zu viel?«, sollten wir vielleicht zuerst überlegen: »Was vermitteln wir unseren Kindern über die physische Welt, in der sie leben?« Christliche Eltern, die einen lebendigen, greifbaren Glauben weitergeben möchten, sollten die ersten sein, die sich diese Frage stellen.

Das Christentum ist von Natur aus ein verkörperter Glaube, dessen Kern darin liegt, dass Gott in die materielle Welt kam, unter uns lebte, einen physischen Tod starb und leiblich auferstand. Das physische Leben Christi war so bedeutsam, dass der Apostel Johannes seinen ersten Brief damit eröffnete, seine eigene sinnliche Erfahrung mit ihm zu bezeugen.

Johannes schreibt: »Es war von Anfang an da; wir haben es gehört und mit eigenen Augen gesehen; wir haben es angeschaut und mit unseren Händen berührt: das Wort des Lebens. Ja, das Leben ist erschienen. Das können wir bezeugen. Wir haben es gesehen und verkündigen es euch: das ewige Leben, das beim Vater war und bei uns sichtbar geworden ist« (1. Johannes 1,1-2 | NeÜ).

Für christliche Eltern liegt die Herausforderung des digitalen Zeitalters nicht nur darin, unsere Kinder vor den Gefahren des Internets oder übermäßiger Bildschirmzeit zu schützen. Vielmehr geht es darum, Wege zu finden, wie wir Gottes Schöpfung und unseren Platz darin ehren können.

Die eigentliche Herausforderung für Eltern besteht darin, das zu verstehen, was unsere Kinder bereits intuitiv wissen.

In einem Interview aus dem Jahr 1985 fragte Oprah Winfrey den bekannten Kinderpädagogen Fred Rogers, was in seinen Augen der größte Fehler sei, den Eltern in der Erziehung machen. »Sich nicht an ihre eigene Kindheit zu erinnern«, antwortete Rogers.

»Aber weißt du was?«, erwiderte Winfrey. »Es ist wirklich schwer, wenn man erst einmal selbst Mutter oder Vater ist. Sobald man in unser Alter kommt, vergisst man, wie es war, als man selbst so jung war. Man vergisst es wirklich.«

»Nun«, antwortete Rogers mit seiner ruhigen, bedächtigen Stimme, die Generationen junger Zuschauer lieben gelernt haben, »Kinder helfen uns, uns daran zu erinnern, wie es war. Deshalb haben Eltern eine neue Chance, mit ihren Kindern gemeinsam zu wachsen.«

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