Die Diskussion über Fehlinformationen und politischer Aufwiegelung auf Social Media hat mit der Kündigung von Faktencheckern bei Meta einen neuen Höhepunkt erreicht. 

Will Zuckerberg nur Geld sparen, sich dem neuen politischen Klima in den USA anbiedern und Social Media vor die Hunde werfen? Ich glaube, so einfach kann man das nicht sehen.

Wie verzwickt die Lage von Social Media wirklich ist, zeigen folgende Beispiele:

  1. Missbrauch durch Regierungen: Zuckerberg berichtete beim beliebten Joe Rogan Podcast, dass er mehrmals von der US-Regierung gebeten wurde, bestimmte Inhalte auf Social Media zu löschen. Als Beispiel führte er die kritischen Posts zum Thema Covid-Impfung an.
  2. Missbrauchsgefahr durch Faktenchecker: Eine wichtige Frage bezüglich Faktenchecks lautet immer: WER checkt die Fakten? Unter den Faktencheckern in Deutschland (die noch für Meta arbeiten), zählt nebst der Nachrichtenagentur dpa, der französischen AFP auch das Rechercheportal Correktiv, eine Organisation, die in den letzten Monaten aufgrund ihrer weltanschaulichen Voreingenommenheit und manipulativer Berichterstattungsmethode massiv unter Kritik kam.
  3. Sind Tageszeitungen wirklich vertrauenswürdiger? Influencer nehmen Aussagen wie »Die Brände in Los Angeles haben nichts mit dem Klimawandel zu tun« als Beispiel für typische Fake-Informationen. Aber was glauben, wenn eine bekannte Tageszeitung genau dieses Klimawandel-Narrativ relativiert und verkündet, dass Kalifornien schon lange ein typisches Waldbrandgebiet sei? Wem kann man im Ringen um die Klimawandel-Wahrheit überhaupt noch Glauben schenken?
  4. Risiko bei Community-Faktencheck: Den Faktencheck alleine der Community zu überlassen, ist ein gewagter Ansatz. Bereits heute kommentiert, reported und cancelt die Community sehr gerne im Auftrag von Influencern. Als Beispiel sei der 2024-Aufruf zum Canceln derjenigen Met Gala Celebrities genannt, die sich nicht öffentlich für die Befreiung Palästinas einsetzten. Die Aktion endete in Chaos und in den Kommentaren der Posts baten haufenweise Menschen, bestimmte Celebrities wieder aus der Cancel-Liste herauszunehmen, da diese doch selbst palästinensische Wurzeln oder »die richtige Gesinnung« hätten. Hier gehts zu den aktuellen Cancel-Aufrufen auf TikTok. Glauben wir nicht sowieso mehr an Personen als an Fakten?
  5. Schlechte Alternativen: TikTok steht bei westlichen Regierungen aufgrund von Datenschutzproblemen und unzureichendem Schutz Minderjähriger massiv unter Kritik und stets an der Schwelle zur Abschaltung. Als Alternativen werden von enttäuschten Usern aber ausgerechnet ….andere chinesische Social Media Plattformen wie RedNote gewählt, die noch schlechter moderiert sind, noch weniger Schutz bieten und der Desinformation noch besser Tür und Tor öffnen.
  6. Ungelöstes Grundproblem: ProMedienmagazin berichtete über die Schaffung eines neues Social Media Netzwerkes, welches frei von dem Einfluss von Milliardären sein soll. Aber löst ein neues Netzwerk die grundlegenden Probleme der Willkürlichkeit des Feed-Algorithmus, der Favorisierung von polarisierten Darstellungen von Nachrichten, der Bildung von Filterblasen und der Infiltration durch politische Desinformation? 

Was ich beobachte, ist folgendes: Die Entwicklung in unserer westlichen Gesellschaft, Wahrheit als relativ betrachten, frisst sich langsam in alle Bereiche des Lebens hinein. Schon lange hat der Mensch erkannt, dass jeder eine andere Perspektive hat, da jede Person einzigartig ist und damit auch eine einzigartige Brille aufhat. Gibt es dann noch eine von unserer Sichtweise unabhängige Realität beziehungsweise Wahrheit? Ist nicht überall Interpretation dabei?

Immer einfacher fällt es im Zuge dieser Infragestellung einer menschenunabhängigen Realität den Medien, Meinung und Tatsachen zu vermischen. Kein Bild eines Politikers, das nicht gewollt düster, unbeschwert, hochnäsig oder sympathisch aussieht. Kein Text, der nicht durch Adjektive und Grammatik subtil eine Meinung mittransportiert (dieser Text ist natürlich ausgenommen ;-)).

Zeitungen klagen sich gerne gegenseitig an, zu einseitig und nicht »die ganze Wahrheit« zu berichten. Weil staatlich geförderte Medien zu »links« schreiben, wandern Leser zu alternativen Medien ab. Social Media Algorithmen fördern durch personalisierten Content das Entstehen von Filterblasen. Das Konzept der relativen Wahrheit fördert dabei den Glauben an die eigene Version von Geschichten, an die personalisierten Feeds. Die häufigen Breaking News zu Korruption und Machtmissbrauch auf allen Ebenen der Politik, Gesellschaft und Kirche unterhöhlen dabei weiter das Vertrauen an den Wahrheitsgehalt von offiziellen Mitteilungen.

Das Verzichten auf Faktenchecker durch den Social Media Giganten Meta ist daher nur ein weiterer Schritt zu einer Welt hin, in der sich der Glaube an bestimmte »Wahrheiten« individualisiert und sich sogenannte Glaubensgruppen bilden, die an ihre eigene Wahrheit glauben. Natürlich ist diese Entwicklung aus Sicht des gesellschaftlichen Zusammenhalts mit Sorge zu betrachten.

Jetzt aber die »Good News«

Christen allerdings … müssten sehr viel Erfahrung damit haben, als Glaubensgruppe zu gelten und sind in diesem neuen Spiel um das Wetteifern nach verbindlichen Wahrheiten im Vorteil. Sie wissen schon lange, dass Wahrheit kein Konzept ist, kein Ding an sich, sondern in Wirklichkeit personengebunden. Jesus Christus hat sich selbst als »die Wahrheit« bezeichnet (Johannes 14,6) und ist seit Jahrtausenden als Influencer für alle unterwegs, die seinem Vorbild folgen wollen. Gelingt es den Followern von Jesus, die Wahrheit ihres Glaubensbekenntnisses glaubwürdig in die Welt zu tragen und einmal mehr eine gesellschaftliche Wertewende herbeizuführen? Eine Wende, die nicht auf Manipulation, Desinformation oder Menschengewalt setzt, sondern auf die besondere, göttliche Kombination von Wahrheit und Liebe? Ich drücke uns die Daumen ...ääähm, falte die Hände.

Spendier uns einen Kaffee

Mit Dauerauftrag oder Einmalspende hilfst du uns, wertvolle Ressourcen für Familien und Jugendarbeit zu ermöglichen.