Toiletten und Schlafräume


»Ich hasse es, wenn ich auf eine öffentliche Toilette gehen muss«, erklärte mir Kat. Öffentliche Toiletten waren für sie schon immer eine Belastung.

»Ich gehöre nicht auf die Männertoilette. Aber wenn ich auf die Damentoilette gehe, denken einige Frauen, ich wäre ein Mann, und schreien mich an. Ich bin in der Situation immer die Dumme.«

Dann erzählte mir Kat, was sie alles tut, um die Benutzung öffentlicher Toiletten zu vermeiden. Vor allem versucht sie, unterwegs so wenig wie möglich zu trinken. »Wenn ich in der Gemeinde bin, trinke ich keinen Kaffee, obwohl ich Kaffee mag. Ich versuche, mit allen Mitteln das stressige Gefühl zu vermeiden, auf die Toilette gehen zu müssen.«

Ich erzähle die Geschichte von Kat nicht, um dafür zu plädieren, dass wir Männer- und Frauentoiletten abschaffen sollten. Ich erzähle sie nur, damit wir verstehen, dass die Toilettenfrage mehr als nur eine theoretische ist. Manche Leute reden darüber, als ob Trans*-Menschen kein anderes Ziel hätten, als die geschlechtergetrennten Toiletten abzuschaffen. Meiner Erfahrung nach würden die meisten von ihnen sich einfach nur gern unbehelligt erleichtern können, wenn sie unterwegs sind.

Kat und andere Trans*-Personen, mit denen ich gesprochen habe, erzählten mir übereinstimmend, dass sie in einer Kirchengemeinde immer als Erstes nachsehen, ob es eine Einzeltoilette gibt. Wenn nicht, dann gehen sie oft direkt wieder. Die meisten von uns haben darüber noch nie nachgedacht. Und genau das ist der Punkt. Trans*-Menschen stehen im Leben immer wieder vor Herausforderungen, über die wir noch nie nachgedacht haben.

Ich würde vorschlagen, dass eine Kirchengemeinde, soweit es in ihrer Macht steht, eine oder zwei Einzeltoiletten in ihrem Gebäude einrichtet, die man zum Beispiel auch als Familientoilette benutzen kann – indem man sie groß genug plant, sodass auch Eltern mit ihren kleinen Kindern darin Platz haben. (Als dreifacher Vater war ich immer froh, wenn wir so eine Toilette fanden, als unsere Mädchen noch klein waren.)

Einige Gemeinden können dies nicht leisten, weil sie über ein kleines Budget oder wenig Platz verfügen oder weil sie gemietete Räume nutzen. Aber wo es möglich ist, könnte die Einrichtung einer Einzeltoilette ein schönes Zeichen der Gastfreundschaft sein. Versetzen wir uns einmal in die Lage einer Trans*-Person, die nicht gern auf öffentliche Toiletten geht. Wie würde es sich für diese Person wohl anfühlen, wenn eine Kirche an Einzeltoiletten denken würde, damit auch Trans*-Besucher nach dem Gottesdienst Kaffee trinken können? Die meisten Trans*-Personen fühlen sich in einer Kirche ohnehin fehl am Platz und unwohl. Warum sollten die Gemeinden nicht alles tun, um zu zeigen, dass sie sich um die eine Person kümmern und nicht nur um die neunundneunzig?

Abgesehen von der Toilettenfrage ist meiner Meinung nach die Frage der Schlaf- und der Umkleideräume, z. B. bei kirchlichen Sommercamps, besonders drängend. Wenn ein Teenager biologisch männlich ist, sich aber als Mädchen identifiziert, schläft er dann bei den Jungen oder bei den Mädchen? Oder gibt es andere Möglichkeiten? Und wie wird die Regelung begründet?

Bevor wir diese Fragen im Zusammenhang mit Trans*-Jugendlichen in Angriff nehmen, müssen wir uns vergegenwärtigen, dass gleichgeschlechtliche Schlafräume für Jugendliche immer kompliziert sind, auch wenn niemand trans* ist. Wenn eine Gruppe von Teenagern, bei denen die Hormonproduktion auf Hochtouren läuft, deren Gehirne sich noch in der Entwicklung befinden und die jede Menge Zucker und Adrenalin im Körper haben, zusammen in einen Schlafraum gesteckt wird – und es keine ausreichende Aufsicht durch Erwachsene gibt –, dann kann das eigentlich nicht gutgehen.

Vielleicht sind einige Jugendliche homosexuell und fühlen sich zum eigenen Geschlecht hingezogen. Sie haben Angst, sich vor Gleichaltrigen auszuziehen oder zuschauen zu müssen, wie Gleichaltrige sich vor ihren Augen ausziehen, weil sie befürchten, dass ihr Körper ihre Erregung verraten könnte. Andere schämen sich vielleicht, ihren unterentwickelten oder unsportlichen Körper in Gegenwart älterer, attraktiverer Gleichaltriger zu zeigen, die ihre Vorzüge offen präsentieren. Die Haut mancher Teenager könnte mit Narben von Schnittverletzungen übersät sein, die niemand bemerken soll. Vielleicht haben manche auch sexuellen Missbrauch erlebt und – unabhängig davon, ob der Täter eine Person desselben oder des anderen Geschlechts war – es kann eine quälende Erfahrung sein, sich überhaupt vor anderen ausziehen zu müssen.

Wenn wir den unterschiedlichen Bedürfnissen und Anliegen von Jugendlichen gerecht werden wollen, können wir nicht einfach davon ausgehen, dass die Unterbringung in nach Geschlecht getrennten Räumen ausreichen müsste, um das Wohlbefinden und die Sicherheit aller zu gewährleisten.

Umkleide- und Schlafräume, die den Jugendlichen keine Privatsphäre bieten, können zu einer ganzen Reihe von Problemen führen. Unser Bestreben sollte es sein, alle unnötigen Hindernisse zu beseitigen, die Teenager davon abhalten könnten, Christus zu begegnen. Es ist wahrscheinlich keine gute Idee, wenn sich alle männlichen Teenager im Camp gemeinsam ausziehen (und alle weiblichen Teenager dasselbe tun). Die Gründe sind vielfältig und haben nichts mit Trans*-Jugendlichen zu tun.

Kurz gesagt, männer- und frauenspezifische Räume wie Badezimmer und Schlafräume brauchen zum Wohle aller Jugendlichen eine angemessene Aufsicht sowie Bereiche für die körperliche Intimsphäre.

Aber was bedeutet das für Trans*-Jugendliche? Sollten Personen, deren Körpergeschlecht nicht mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt, in Räumen untergebracht werden, die ihrem biologischen Geschlecht entsprechen oder ihrem sozialen? Wie können wir den Bedürfnissen der Trans*-Jugendlichen gemeinsam mit den Bedürfnissen aller anderen gerecht werden?

Unabhängig davon, wie wir diese Fragen angehen, kann jede kategorische Regel zu neuen Schwierigkeiten führen. Wenn wir die Räume für Jungen und Mädchen entsprechend der geschlechtlichen Identität und nicht nach dem biologischen Geschlecht trennen (sodass eine biologisch weibliche Person, die sich als männlich identifiziert, in einem Raum für Jungen untergebracht wird), könnte diese Regelung bei einigen Nicht-trans*-Jugendlichen und deren Eltern Bedenken auslösen. Trans*-Jugendliche selbst könnten es schwierig finden, sich in einem gegengeschlechtlichen Raum aufzuhalten, besonders wenn sie wissen, dass einige den Raum nicht mit ihnen teilen wollen.

Andererseits kann die Unterbringung von Trans*-Jugendlichen in gleichgeschlechtlichen Räumen (z. B. wenn eine biologisch weibliche Person, die sich als männlich identifiziert, in einem Mädchenzimmer wohnt) ein erhöhtes Risiko für diese Trans*-Personen darstellen. Das Schlafen und Umziehen in einem Raum für Gleichgeschlechtliche kann die Dysphorie verstärken und zu lähmender Angst, Selbstverletzung oder Selbstmordgedanken führen. Für Nicht-trans*-Personen, insbesondere für diejenigen von uns, die keine Erfahrung mit psychischen Problemen haben, ist es schwer, sich eine solche Dynamik vorzustellen. Aber diese Art von psychologischer Kettenreaktion ist bei Menschen mit Dysphorie recht häufig und sie sollte von Jugendleitern ernst genommen werden, wenn ihnen daran gelegen ist, dass Trans*-Mitglieder ihrer Gruppe Jesus begegnen.

Trans*-Personen können sich in einem Raum mit gleichgeschlechtlichen Jugendlichen sehr unsicher fühlen. Vielleicht wurden sie in der Vergangenheit gemobbt, besonders wenn ihre Trans*-Identität oder ihre Erfahrung mit Dysphorie öffentlich bekannt ist. Häufig werden biologisch männliche Personen, die stereotypisch weniger männlich sind, von »männlicheren« Gleichaltrigen verspottet, belästigt oder körperlich oder sexuell missbraucht. Wenn eine Trans*-Person diese Art von Mobbing oder Missbrauch erlebt hat, könnte das Schlafen im selben Raum mit einer Gruppe von Jungen – selbst wenn diese Jungen die Trans*-Person niemals schikanieren würden – ein Trauma wieder aufleben lassen.

Was bedeutet das für uns? Ich bin der Meinung, dass sich die Schlafplätze grundsätzlich schon nach dem biologischen Geschlecht und nicht nach der geschlechtlichen Identität richten sollten. Aber ich empfehle auch, den Bedürfnissen von Trans*-Jugendlichen (oder anderen, für die das Schlafen in einem Gemeinschaftsraum belastend sein könnte) Rechnung zu tragen. Im Gespräch mit dem Trans*-Teenager und seiner Familie sollte in einer Haltung des gegenseitigen Respekts und Vertrauens nach einer individuellen Lösung gesucht werden, die diesem Jugendlichen – und allen anderen in der Gruppe – hilft, Jesus zu begegnen. [...]

Wenn es um die konkreten Möglichkeiten geht, wie man Trans*-Jugendliche gut unterbringen kann, empfehlen wir das Buch Transgender – Eine wertschätzende Annäherung aus christlicher Perspektive von Preston Sprinkler (2024, Fontis) zu bestellen. 😊

Transgender: Eine wertschätzende Annäherung aus christlicher Perspektive

Mit großer Wertschätzung und Sorgfalt wagt sich Preston Sprinkle, Theologe und Buchautor, an das heiß diskutierte und sensible Thema »Transgender«. Dabei erläutert er, was es bedeutet, transgender, nicht-binär oder gender-queer zu sein und wie sich diese Identitäten zum Mann- oder Frausein verhalten.

Jetzt bestellen
Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Kapitel 12 »Pronomen, Toiletten und Schlafräume« aus Dr. Preston Sprinkle's Buch »Transgender: Eine wertschätzende Annäherung aus christlicher Perspektive«. Verwendet mit Genehmigung des Fontis Verlag.

Sei ein Teil der Zwölf

Wenn nur 12% unserer Leser monatlich 12€ spenden, können wir unsere Arbeit für die Jugendarbeit nachhaltig sichern.

Jetzt spenden