Wie wird man Trauerbegleiterin?

Das Wort »Trauerbegleiterin« ist kein geschützter Begriff. Im Prinzip kann sich jeder und jede so nennen. Es gibt inzwischen aber ein gutes Angebot von qualifizierten Ausbildungen dazu. Eine gute Adresse ist zum Beispiel der Bundesverband für Trauerbegleitung, wo umfassend und mit einer großen Kompetenz Trauerbegleitende ausgebildet werden.

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Wie sind Sie persönlich darauf gekommen, das zu machen?

Ich war vor neun Jahren auf der Suche nach einem Ehrenamt und habe einen Aufruf von einem ambulanten Hospizdienst gelesen, das auf der Suche nach neuen ehrenamtlichen Mitarbeitenden war. Dort habe ich mich erst zur Sterbebegleitung für Erwachsene und dann auch zur Sterbebegleiterin für Kinder und Jugendliche ausbilden lassen. Ich habe schnell gemerkt, dass das ein Bereich ist, wo ich tiefer hinein möchte. Deshalb habe ich dann hauptberuflich als pädagogische Fachkraft im ambulanten Hospizdienst gearbeitet und mich nochmal weiterbilden lassen – erst zur Trauerbegleiterin für Erwachsene und dann zur Familientrauerbegleiterin.

Wer kann Trauerbegleitung in Anspruch nehmen?

Im Prinzip können alle Menschen Trauerbegleitung in Anspruch nehmen, die mit ihrer Trauer nicht allein fertig werden. Das heißt, sie merken im Alltag, dass die Trauer immer wieder überhandnimmt und ein Weiterleben ohne diesen Schmerz nicht mehr so einfach möglich ist.

Es gibt viele unterschiedliche Angebote: Vereine, die kostenfreie Trauerbegleitung anbieten, Gruppen, in denen man sich austauschen kann, oder Selbstständige, wie ich, die eine Einzelbegleitung anbieten.

Wenn jemand im Freundes- oder Bekanntenkreis trauert, fühlen sich viele hilflos. Was kann man Ihrer Erfahrung nach am besten tun, um Trost zu spenden?

Wenn jemand in unserem Umfeld trauert, sind wir oft hilflos, weil uns die Worte fehlen. Wir dürfen das aber aussprechen, indem wir zum Beispiel sagen: »Das ist schrecklich, was dir passiert ist. Ich weiß gar nicht, was ich sagen könnte, um dich zu trösten.« Das hilft manchmal schon mehr, als wenn man leere Platituden von sich gibt.

Außerdem ist es, am besten nicht zu sagen: »Wenn du mich brauchst, dann melde dich!«, denn das hieße, dass die Trauernden in dieser schwierigen Phase selbst aktiv werden und die Kraft aufwenden müssen, um zum Telefon zu greifen. Da wäre es hilfreicher zu fragen: »Ist es okay, wenn ich mich regelmäßig melde?«, und dann alle paar Tage mal zu schreiben, dass man an denjenigen denkt. Oder man kocht eine Suppe und bringt sie vorbei, wenn man weiß, dass der andere das mag. Man kann auch ein paar Blumen besorgen und sie vor der Haustür abstellen. Kleinigkeiten, an denen Trauernde konstant merken, dass da jemand ist.

Als Trauerrednerin und Trauerbegleiterin bekommen Sie sehr persönliche Einblicke in das Leben und die Schicksale von Menschen. Wie grenzen sie sich da ab?

Ja, ich bekomme viele persönliche Einblicke, aber das ist auch ein schöner Aspekt meines Berufs, denn ich darf am Leben vieler Menschen teilhaben. Mir werden häufig Geschichten erzählt, von Macken, die ein Mensch hatte, oder von seinen Lebensweisheiten. Ich kann ganz viel aus den Gesprächen mit den Trauernden mitnehmen. Ich habe in meinen Ausbildungen aber auch gelernt, wie ich professionelle Nähe zulassen kann. Also, wie ich Menschen nah sein kann, ohne über meine eigenen Grenzen hinaus zu gehen. Dafür ist es erstmal wichtig, dass man gut auf sich selbst hört. Ich musste mich auch mit meiner eigenen Trauer auseinandersetzen und weiß, dass gerade nichts mehr offen ist, woran ich noch arbeiten muss. Und ich weiß ganz genau, wenn ich in eine Begleitung gehe und da gibt es Parallelen zu meiner eigenen Welt – vielleicht sind die Menschen, die gestorben sind, so alt wie ich, oder hatten auch eine Schwester – dann muss ich nochmal stärker auf mich achten.

Brauchen Sie auch manchmal Trost und wo finden Sie den?

Ich habe mir angewöhnt, mir einmal am Tag mindestens fünf Minuten Zeit zu nehmen, um etwas zu tun, das mir guttut, egal wie stressig der Tag ist.

  • Morgens fünf Minuten länger liegenbleiben,
  • im Wald spazieren gehen oder
  • abends für fünf Minuten die Musik richtig laut aufdrehen und
  • tanzen zum Beispiel.

Ich glaube, im Gegensatz zu vielen anderen, die nicht täglich mit dem Sterben, Tod und der Trauer konfrontiert sind, lebe ich mein Leben achtsamer und konzentriere mich viel mehr auf die Kleinigkeiten, die mir Freude bereiten.

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Ich gebe meinem Körper und meinem Geist auch in schwierigen Situationen immer wieder Zeit, um Dinge zu verarbeiten. Ich verdränge das nicht.

Außerdem bin ich gut vernetzt. Es ist wichtig, dass man Menschen hat, die auch in dem Bereich arbeiten und meine Sorgen und Ängste verstehen und denen ich davon erzählen kann. Denn wenn ich das meinem Mann erzählen würde, dann würde ich ihm nur eine Last auf die Schultern legen, mit der er nichts anfangen kann. Wenn ich das mit Kolleginnen durchquatsche, dann können sie das nochmal auf einer ganz anderen Ebene fassen und nachvollziehen.

Und manchmal hilft es mir auch, einfach zu weinen. Ich sehe mir an verregneten Herbstsamstagen auch gerne mal einen Schnulzenfilm an, wo man einfach heulen kann, weil der so schön traurig ist. Wenn die Emotionen Überhand gewinnen, dann erlaube ich diesen Gefühlen auch, da zu sein. Das ist bei mir wahrscheinlich anders als bei vielen, die sich dann verbieten zu weinen oder sich zusammenreißen möchten.

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