Hallo!
Während ich hier schreibe, schleichen vor unserem Haus irgendwelche seltsamen Gestalten herum und klingeln an wildfremden Häusern. „Süßes oder Saures“ heißt die Parole.
Aber ich will gar nicht über Halloween schreiben – und auch nicht über den Reformationstag. Diese Woche hat mich eine ganz andere Geschichte gepackt und bis heute nicht losgelassen. Es ist die Geschichte von Amanda Todd.
Ich wünsche dir, dass Gott dich in dieser Woche segnet und bewahrt!
SEINE Liebe überwindet alle Grenzen!
Machs gut!
Stephan
1. Ein Wort zum Nachdenken
Gott, der Vater, wird auf die rechte Art geehrt, wenn jemand den Waisen und Witwen [den Hilfsbedürftigen] in ihrer Not beisteht und sich nicht an dem ungerechten Treiben dieser Welt beteiligt.
Jakobus 1,27
2. I have nobody
Mich hat eine Geschichte erschüttert und gepackt, die sich in den letzten Wochen ereignet hat. Von daher will ich heute davon erzählen.
Es geht um Amanda Todd. Eine 15-jährige Schülerin, die sich vor drei Wochen selbst das Leben genommen hat. Aus Verzweiflung. Weil sie im Internet und im realen Leben heftigst gemobbt wurde.
Das Ganze begann, als sie in der 7. Klasse anfing, mithilfe ihrer Webcam im Internet zu chatten. Dort lernte sie Männer kennen. Einer von ihnen forderte sie auf, ihre Brust zu entblößen und sich zu fotografieren. Das junge Mädchen tut es – und damit nimmt die Tragödie ihren Lauf. Ein Jahr später veröffentlicht der Mann das Foto. Alle möglichen Leute sehen dieses Bild und sie wird in der Schule gemobbt. Sie wechselt die Schule – doch auch dort beginnt nach einiger Zeit übelstes Mobbing.
Sie versucht sich umzubringen, indem sie Bleichmittel trinkt – der Versuch scheitert. Kurz darauf laden Schüler Bilder von Bleichmittel auf ihrer Facebook-Seite hoch und schreiben, sie habe den Tod verdient.
Anfang September ihr letzter Hilfeschrei – per youtube. Sie erzählt ihre Geschichte mithilfe von Karten, die sie in die Kamera hält. Und auf den beiden letzten Seiten stehen die verzweifelten Worte: „I have nobody – I need someone. My Name is Amanda Todd“. Einen Monat später ist sie tot.
Man könnte jetzt viel darüber schreiben, wie gefährlich Facebook ist (ich hab auch einen Account und finde das echt gut), dass man nicht zu persönliche Dinge preisgibt, oder dass Amanda keine „Oben-ohne-Fotos“ hätte machen dürfen.
Was mich viel mehr beschäftigt, ist: Warum hat niemand dieser Amanda helfen können? Warum hatte sie keine Freundin, die TROTZDEM zu ihr gestanden hat? Was wäre gewesen, wenn sich einer in ihrer Klasse um sie gekümmert hätte? Sie zuhause besucht, ihre Sorgen und Nöte angehört hätte? Was wäre passiert, wenn sie Christen kennen gelernt hätte – und auch Jesus?
Sicher wäre ihr Leben nicht einfach gewesen, das Mobbing hätte vielleicht nicht aufgehört, sie hätte vielleicht trotzdem Antidepressiva nehmen müssen. Aber ich bin mir ziemlich sicher: Sie hätte nicht sterben müssen, wenn sich jemand um sie gekümmert hätte, sie angenommen und geliebt hätte, so wie sie war. Wenn sie jemand in den Arm genommen und gesagt hätte: „Amanda – ich mag dich, so wie du bist. Wir stehen das gemeinsam durch“. Wenn das passiert wäre, dann würde das Mädchen auf dem Video wohl noch leben.
In jeder Klasse gibt es sie: Die Mobbing-Opfer. Gut: Manche sind auch zu einem guten Teil selbst dran schuld, dass sie gemobbt werden. Manche der „Opfer“ verhalten sich auch nicht gerade positiv. Können sie überhaupt noch raus aus diesem Opfer-Strudel? Aber die Frage bleibt: Wer liebt sie, so wie sie sind? Und wer geht zu ihnen hin und sagt: „Auch wenn du dich komisch benimmst, ich mag dich trotzdem! Kann ich dich mal besuchen kommen?“
Jesus hat das genauso gemacht. Er hat sich zu dem Ausgestoßenen, zu dem Aussätzigen, dem Verachteten hingewandt und hat ihm Liebe, Heilung, Aufmerksamkeit geschenkt. Und mit dieser Liebe hat er die Welt verändert. Diese Liebe hätte auch Amanda retten können.
Eine Frage persönlich an dich:
Wo ist in deiner Umgebung jemand, der von den anderen verlacht, verhöhnt, ausgestoßen wird. Schreib heute noch eine Mail, schenk der Person eine Karte, lade sie zu dir nach Hause ein.
3. Ein Tipp für die Praxis
Hilfe und praktische Tipps zum Thema: „Mobbing in der Schule und Cybermobbing“ gibt es vom Seelsorgezentrum des Deutschen EC-Verbandes als PDF-Download.
http://www.ec-seelsorge.de/index.php?id=1650#4747
Bei akuten Fällen kann man sich auch direkt zur Beratung an seelsorgezentrum@ec-jugend.de wenden.
4. Echt nicht witzig
Bei diesem Thema ist mir nicht zum Lachen zumute.
Suchst du eine Andacht – brauchst du Input für dich selbst?
Unter http://www.jugendleiternetz.de findest du alle bisherigen Jugendleitermails. Du kannst auch nach Stichworten suchen mit unserer Suchfunktion.
Viel Spaß beim Stöbern!
Stephan Münch – EC-Bayern