Dieser Artikel erschien am 30. März 2024 in der unabhängigen britischen Wochenzeitung THE SPECTATOR unter dem Titel »A Christian revival is under way in Britain«.

Tom Holland lud mich kürzlich ein, mit ihm an einem Abendgottesdienst in Londons ältester Kirche, St. Bartholomew the Great, teilzunehmen.

Holland, der den weltweit beliebtesten History-Podcast »The Rest is History« co-moderiert, ist seit einigen Jahren regelmäßiger Kirchgänger. Er begann mit dem Besuch der Kirche, als er für seinen Bestseller Dominion (dt. »HERRSCHAFT. Die Entstehung des Westens«) recherchierte, in dem er darlegt, wie die christliche Revolution des 1. Jahrhunderts die moralische Vorstellungskraft des Westens des 21. Jahrhunderts unwiderruflich geprägt hat. Sein Buch erzählt auch, wie Holland, ein säkularer, liberaler Westler, der in seinen Teenagerjahren jeglichen Glauben verloren hatte, zu der Erkenntnis gelangte, dass er in Bezug auf seine Überzeugungen über Menschenrechte, Gleichheit und Freiheit immer noch im Wesentlichen Christ war.

Holland ist nicht der einzige Agnostiker, der die Kirche neu entdeckt. Im Gegensatz zur üblichen Überalterung vieler anglikanischer Kirchen scheint die Gemeinde von St. Bart's hauptsächlich aus jungen Berufstätigen zu bestehen, sowohl aus Männern als auch aus Frauen. Mir fiel ein berühmter Politiker unter den versammelten Gläubigen auf, und mir wurde erzählt, dass in letzter Zeit auch ein bekannter melancholischer Rockstar die Kirche besucht hat.

Obwohl Weihrauch und Liturgie nicht zu meiner eigenen Kirchentradition gehören, empfand ich die Mischung aus sakraler Chormusik, Kerzenlicht und Weihrauch als berauschende Erfahrung. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen in den Kirchenbänken ebenso auf eine mystische Begegnung aus sind wie auf die Predigten und Gebete.

Ich glaube auch, dass Hollands Reise eine breitere Umkehr von der säkularen Strömung im Westen widerspiegelt, ein Phänomen, das ich in meinem Buch The Surprising Rebirth of Belief in God dokumentiere.

Die Neuen Atheisten der frühen 2000er Jahre – angeführt von Richard Dawkins, Sam Harris, Christopher Hitchens und Daniel Dennett – sagten ein zukünftiges Paradies voraus, das sich auf Wissenschaft und Vernunft gründet, sobald wir die Religion aufgegeben hätten. Doch ihre Bestseller-Bücher erwiesen sich als leere Versprechungen. Alles, was unsere postchristliche Gesellschaft bisher hervorgebracht hat, ist Verwirrung, eine Krise der geistigen Gesundheit junger Menschen und Kulturkriege. Es ist daher nicht verwunderlich, dass eine Bewegung der Neuen Theisten entstanden ist.

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Als Neuer Atheismus wird eine atheistische Bewegung des 21. Jahrhunderts bezeichnet, die ein humanistisches und naturalistisches Weltbild vertritt. Ausgelöst wurde diese atheistische Bewegung im Wesentlichen als Gegenbewegung zum religiösen Fundamentalismus. Quelle: Wikipedia

Einflussreiche Influencer wie Joe Rogan und Douglas Murray sprechen zunehmend über den Wert des christlichen Glaubens und die Gefahren, ihn beiseite zu schieben. Die ehemalige Neue Atheistin Ayaan Hirsi Ali lobt die Vorzüge unseres jüdisch-christlichen Erbes, nachdem sie zu der Überzeugung gelangt ist, dass der säkulare Humanismus den Westen nicht retten kann. Die Frauenrechtlerin Louise Perry plädiert für eine Rückkehr zur traditionellen christlichen Moral, seit sie ihr Buch The Case Against The Sexual Revolution geschrieben hat. Der Evolutionsbiologe Bret Weinstein bezeichnet Religion oft als »metaphorisch wahr«. Säkulare Psychologen wie Jonathan Haidt und John Vervaeke haben ausführlich über den Wert des Glaubens inmitten einer »Sinnkrise« im Westen geschrieben.

Eine weitere bedeutende Stimme, die über den Wert des Christentums spricht, ist der Psychologe Jordan Peterson. Im November besuchte ich einen Vortrag von ihm in der O2 Arena London. Wie so oft verwies er sein riesiges Publikum, das sich hauptsächlich aus jungen Männern zusammensetzte, auf die Bibel als Quelle tiefer Weisheit bezüglich des Zustandes des Menschen.

Es kam jedoch klar rüber, dass Peterson das Christentum zwar für nützlich hält, aber nicht glauben will, dass es wahr ist. Er wendet seinen Jung'schen Blick auf die Bibel an und erkennt »tiefe Muster von Symbolik und Bedeutung«. Doch wie auch bei Weinstein, Haidt und Vervaeke läuft eine solche Einschätzung des Glaubens immer noch darauf hinaus, dass er die Religion als eine »nützliche Fiktion« betrachtet, um dem Leben einen Sinn zu geben.

Das Christentum ist nicht nur ein nützliches Rettungsboot für gestrandete Intellektuelle. Wenn es nicht buchstäblich wahr ist, ist es nicht wertvoll.

Aber das Christentum ist nicht nur ein nützliches Rettungsboot für gestrandete Intellektuelle. Wenn es nicht buchstäblich wahr ist, ist es nicht wertvoll. Es ist wichtig, ob Jesus Christus tatsächlich von den Toten auferstanden ist. Für den heiligen Paulus war es wichtig: »Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist euer Glaube vergeblich; ihr seid noch in euren Sünden.« Und es sollte auch für uns von Bedeutung sein.

C.S. Lewis schrieb: »Wenn Sie Geschichtsbücher lesen, werden Sie feststellen, dass die Christen, die am meisten für diese Welt getan haben, gerade diejenigen waren, die am meisten an die nächste dachten.« Der Einfluss des Christentums auf das Abendland ist untrennbar mit dem lebendigen Glauben derjenigen verbunden, die seine Institutionen und Werte geschaffen haben. Hätten die Menschen nicht tatsächlich an das christliche Versprechen der Erlösung geglaubt und wären sie nicht in der Lage gewesen, im Angesicht des Todes zu hoffen, hätten sie nicht den Mut gehabt, die Welt im Namen Jesu zu verändern.

Wenn konservativ eingestellte Intellektuelle das Christentum nur »nachspielen« (Tom Hollands Ausdruck), ohne wirklich daran zu glauben, dann wird diese Bewegung der »Neuen Theisten« unweigerlich verschwinden. Wenn man das Christentum für eine Anti-Wokeness-Agenda oder zur Abwehr des radikalen Islams vereinnahmt, wird es zu einem nützlichen politischen Werkzeug, aber es verliert seine lebensspendende Kraft. Ein christlicher Nationalismus der Rechten wird genauso blass und sinnlos werden wie das Christentum der progressiven Linken, das die neuesten politisch korrekten Argumente nachplappert.

Es heißt jedoch, dass Gott sich auf geheimnisvolle Weise bewegt. Als gläubiger Christ sehe ich Anzeichen dafür, dass er sich in den Köpfen und Herzen der säkularen Intellektuellen bewegt. Viele von ihnen erkennen, dass der säkulare Humanismus gescheitert ist, und scheinen entgegen allen Erwartungen kurz davor zu sein, sich stattdessen dem Glauben zuzuwenden.

Einige sind sogar Christen geworden. Der Schriftsteller und Dichter Paul Kingsnorth überraschte seine Leserschaft, als er 2021 seine Konversion bekannt gab. Russell Brand bezeichnet sich jetzt als Christ und sagt, er wolle sich taufen lassen. Ayaan Hirsi Ali sagt, sie habe sich dem Christentum zugewandt, nachdem sie erkannt habe, dass sie »geistig bankrott« sei. Der Tech-Pionier Jordan Hall hat vor kurzem seinen Übertritt zum Christentum öffentlich gemacht. Bezeichnenderweise haben sowohl Ayaan Hirsi Ali als auch Jordan Hall den Einfluss von Tom Hollands These erwähnt, dass das Christentum das Fundament ist, auf dem die Ethik des Westens ruht.

Und dann ist da noch Holland selbst. Einige Wochen nach unserem Kirchenbesuch führten wir ein öffentliches Gespräch, in dem Holland den bisher persönlichsten Hinweis auf seinen derzeitigen geistlichen Weg gab. Er erzählte, wie er während der Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm im Nordirak entsetzt das Blutbad sah, das der Islamische Staat in einer Stadt anrichtete, in der Männer buchstäblich gekreuzigt wurden. Zu sehen, wie die Kreuzigung für ihren ursprünglichen Zweck verwendet wurde, öffnete für ihn einen »existenziellen Abgrund«. Es folgte ein tiefgreifender Moment in einer verlassenen Kirche, die vom Islamischen Staat systematisch geschändet worden war. Holland sagt, er habe eine Erfahrung zwischen Himmel und Erde gehabt, als er in den Trümmern ein zerschmettertes Bild der Maria Verkündigung durch den Engel Gabriel entdeckte.

Der Historiker war versucht, dies auf Dehydrierung und Übelkeit zurückzuführen, konnte es aber nicht so einfach abtun. »Es war eine Art süßer Rausch«, sagte Holland mir. »Vielleicht war alles merkwürdig und seltsam. Und in dem Moment, in dem man akzeptiert, dass es Engel gibt, erscheint die Welt plötzlich reicher und interessanter.«

Holland sprach auch zum ersten Mal offen über eine Krebsdiagnose, die er im Dezember 2021 erhielt und die die Entfernung eines Teils seines Verdauungssystems erforderlich gemacht hätte. Die Nachricht kam zu einer Zeit, als die Krankenhäuser von einer Covid-Welle überrollt wurden und ein klares Bild der Diagnose schwer zu bekommen war. Unter dem Eindruck dieser Nachricht besuchte Holland die Mitternachtsmesse in St. Bartholomew the Great, wo er ein verzweifeltes Gebet sprach.

Innerhalb weniger Wochen schien sein Gebet erhört worden zu sein. Eine Reihe ungewöhnlicher Umstände führte dazu, dass sich die Diagnose umkehrte. Eine Operation war nicht mehr nötig.

Holland gibt freimütig zu, dass keines dieser Beispiele einen hartgesottenen Skeptiker umstimmen kann. Aber sie haben ihn berührt. Er gibt auch zu, dass die Geschichte von der Gebetserhörung nicht einmal in jede christliche Schublade passt.

Die Marienkapelle in St. Bart's erinnert an den einzigen Ort in London, an dem eine Marienerscheinung stattgefunden haben soll. Holland sagt, dass sein verzweifeltes Gebet an die Jungfrau Maria gerichtet war. Er sagt, dass er genauso überrascht war wie jeder andere, dass ausgerechnet dies der Umstand war, der ihn davon überzeugte, dass das Christentum wahr sein könnte. »Gott muss einen Sinn für Humor haben«, lachte er.

In dem Moment, in dem man akzeptiert, dass es Engel gibt, erscheint die Welt plötzlich reicher und interessanter.

Wohin diese Bewegung führen wird, bleibt abzuwarten. Die Statistiken zeigen ein Gesamtbild des anhaltenden Rückgangs der Religiosität. Die Zahl der Kirchenbesucher ist in einigen Konfessionen seit Jahrzehnten im freien Fall. Eine aktuelle Studie hat mich jedoch zum Nachdenken gebracht. In Finnland hat sich die Zahl der Kirchenbesucher unter den 18- bis 29-jährigen Männern zwischen 2011 und 2019 mehr als verdoppelt. Der gleiche Anstieg gilt für ihre Gebetsgewohnheiten und ihren Glauben an Gott. Vielleicht sind die Zahlen nur eine seltsame Anomalie (in anderen nordischen Ländern wurde dies nicht beobachtet), vielleicht ist es aber auch ein Frühwarner für eine größere Entwicklung.

Als Christ glaube ich, dass Dinge, die tot sind, wieder zum Leben erwachen können. Das ist schließlich der Punkt des Christentums. Wie G.K. Chesterton schrieb: »Das Christentum ist viele Male gestorben und wieder auferstanden; denn es hatte einen Gott, der den Weg aus dem Grab kannte.«

Justin Brierleys The Surprising Rebirth of Belief In God ist auch ein Podcast.

Dieser Artikel wurde von Justin Brierley verfasst. Übersetzung von Priscilla Alvarez.

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