Verhält sich dein Jugendlicher noch schwieriger als sonst? Das klingt wahrscheinlich wie eine Fangfrage. Die Betonung liegt auf dem Wort noch.

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Beispiele: Hat dein normalerweise super verantwortungsvoller 14-Jähriger wieder vergessen, mit dem Hund rauszugehen? Hat er zweimal hintereinander vergessen seine Hausaufgaben zu machen und gerade eine Prüfung in seinem besten Fach total verhauen? Oder hat deine kontaktfreudige, gutmütige Elfjährige angefangen, stundenlang in ihrem Zimmer zu verschwinden, und wenn sie dann wieder herauskommt, neigt sie zunehmend zu tränenreichen und aggressiven Ausbrüchen?

Unabhängig davon, ob dein Kind ein Pre-Teen oder ein Jugendlicher ist, treten in diesem Alter häufig psychische Symptome auf. Die rätselhaften Veränderungen, die dein Kind durchmacht, werden nicht verschwinden, wenn du sie ignorierst. Und angesichts der ungewöhnlichen 3 Jahre, die wir alle mit der Corona-Pandemie erlebt haben, müssen wir uns mehr denn je um die psychische Gesundheit unserer Kinder kümmern.

Wenn du nicht weißt, wie du die psychische Gesundheit deines Kindes in Blick behältst, findest du hier einige Tipps, die dir den Einstieg erleichtern.

Halte die Augen offen für Warnzeichen

Pre-Teens und Jugendliche haben andere Entwicklungsbedürfnisse als Erwachsene. Sie befinden sich in einer Lebensphase, in der ihre Beziehungen zu Gleichaltrigen unglaublich wichtig sind. Je nach Alter, Entwicklungsstand und Reifegrad kann dein Kind oder Jugendlicher vielleicht nicht ganz begreifen, wie sich die vergangenen 3 Jahre auf ihre Welt ausgewirkt haben. Außerdem treten bei Jugendlichen in der Pubertät Stimmungsschwankungen auf, die auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen sind und nichts mit der Pandemie zu tun haben. Es ist wichtig, auf diese Anzeichen zu achten, besonders wenn sie das Leben deines Teenagers beeinträchtigen.

  • Veränderungen bei den schulischen Leistungen. Es kann sein, dass dein Kind in der Schule in Verzug gerät. Auch wenn dein Kind kein »perfekter« Schüler ist, solltest du darauf achten, ob es sich anstrengt. Gelegentlich schlechte Noten sind eine Sache, aber es ist eine ganz andere Sache, wenn sich dein Kind schlichtweg nicht mehr bemüht.
Gelegentlich schlechte Noten sind eine Sache, aber es ist eine ganz andere Sache, wenn sich dein Kind schlichtweg nicht mehr bemüht. Foto unsplash+
  • Veränderungen beim Schlaf. Vielleicht hat dein Kind Probleme beim Einschlafen, wacht mitten in der Nacht auf oder schläft zu viel. Wenn es es vorzieht, die meiste Zeit des Tages im Bett zu verbringen, könnte etwas anderes dahinterstecken.
  • Intensive Stimmungsschwankungen. Vielleicht weint dein Kind viel oder wird sehr zornig. Wenn dieses Verhalten mindestens zwei Wochen lang anhält, kämpft dein Kind möglicherweise mit psychischen oder emotionalen Problemen.
  • Interessenverlust an Aktivitäten, die ihnen Spaß machen. Am Wochenende amüsieren sich Jugendliche gerne mit ihren Freunden oder schließen sich Vereinen oder Sportgruppen an, um mehr soziale Kontakte zu knüpfen. Wenn sie jedoch mit Problemen wie Ängsten, Verzweiflung oder Depressionen zu kämpfen haben, können sie das Interesse an Dingen und Menschen verlieren, an denen sie früher Freude hatten, was zu extremer Isolation führt.
Wenn sie jedoch mit Problemen wie Ängsten, Verzweiflung oder Depressionen zu kämpfen haben, können sie das Interesse an Dingen und Menschen verlieren, an denen sie früher Freude hatten, was zu extremer Isolation führt. Foto Trinity Treft
  • Appetit- oder Gewichtsveränderungen. Wenn dein Kind kaum etwas isst, Lebensmittel hortet oder du Schwankungen beim Gewicht feststellst, könnte es sich um ein emotionales und/oder ernährungsbedingtes Problem handeln.

Stelle Fragen

Wenn du Anzeichen dafür erkennst, dass dein Kind Schwierigkeiten hat, ist es an der Zeit, Fragen zu stellen. Anfangs mag es sich unangenehm anfühlen, aber es ist besser, eine Frage fehlerhaft zu formulieren, als sie gar nicht zu stellen.

Entscheidend ist, dass du dein Kind ermutigst, sich zu öffnen.

Ein Weg, eine Verbindung herzustellen, besteht darin, zuerst etwas über sich selbst zu erzählen. Erzähle erst einmal, wie dein Tag war. Das hilft deinem Kind, Vertrauen zu fassen, dass es zu dir kommen kann. Danach kannst du es fragen, ob es etwas über seinen Tag erzählen möchte.

Versuche, Ja-/Nein-Fragen zu vermeiden, wie: »Geht es dir gut?« Sonst bekommt man nur ein »Ja« als Antwort.

Stelle stattdessen Fragen, die etwas längere Antworten erfordern, wie zum Beispiel:

  • »Was nimmt heute am meisten Platz in deinem Kopf ein?«
  • »Was hat dir heute besonders Freude gemacht?«
  • »Was war heute besonders herausfordernd?«
  • »Was für eine Last schleppst du mit dir herum, die sich heute besonders schwer anfühlt?«
  • »Wann warst du das letzte Mal mit deinen Freunden zusammen?«
  • »Wann warst du das letzte Mal draußen und hattest etwas Bewegung?«
  • »Wie kann ich dich in Zukunft besser ermutigen oder unterstützen?«
Ein Weg, eine Verbindung herzustellen, besteht darin, zuerst etwas über sich selbst zu erzählen. Erzähle erst einmal, wie dein Tag war. Das hilft deinem Kind, Vertrauen zu fassen, dass es zu dir kommen kann. Danach kannst du es fragen, ob es etwas über seinen Tag erzählen möchte. Foto unsplash+

Diese Fragen werden dir helfen, mit deinem Kind ins Gespräch zu kommen.

Biete Bestätigung statt Lösungen

Je nachdem, wie dein Kind reagiert, wirst du als Elternteil vielleicht schnell eine Lösung anbieten, um deinen Teenager vor einem Problem zu bewahren. Doch was auch immer dein Kind gerade durchmacht, für eine einfache und schnelle Lösung ist es häufig zu komplex. Wenn deine Jugendliche mit emotionalen Problemen zu kämpfen hat, ist der produktivste Weg, ihr zuzuhören. Vermeide es, Ratschläge zu erteilen, Floskeln zu äußern oder sie auf aggressive Weise zu instruieren, was sie tun soll, um aus dem Tief herauszukommen. Wenn sie nicht ausdrücklich um Ratschläge bittet, ist es besser, ihr ohne Unterbrechungen oder Wertungen zuzuhören. Für sie ist es gut zu wissen, dass du ihr zuhörst und ernst nimmst, was sie sagt.

Bestätige ihr, dass du verstehst, dass sie eine schwierige Zeit durchmacht, und lobe sie für ihre Bemühungen. Erinnere dein Kind oder deinen Teenager daran, dass du immer für sie oder ihn da bist. Bestätigung bedeutet nicht unbedingt, dass du mit der Einschätzung der Situation deines Kindes übereinstimmst.

Bestätigung ist vielmehr ein Kommunikationsmittel, das dazu beiträgt, das Fundament der Beziehung zwischen Eltern und Jugendlichen zu festigen.

Wenn du eine stabile, fürsorgliche Beziehung zu deinem Teenager hast, fällt es ihm leichter, dich um Hilfe zu bitten, wenn er in Schwierigkeiten ist.

Bestätige ihr, dass du verstehst, dass sie eine schwierige Zeit durchmacht, und lobe sie für ihre Bemühungen. Erinnere dein Kind oder deinen Teenager daran, dass du immer für sie oder ihn da bist. Foto unsplash+

Weise dein Kind auf andere Quellen hin

Generell solltest du alles, was dein Kind dir mitteilt, vertraulich behandeln. Bevor du private Details über die Probleme deines Kindes mit jemandem teilst, solltest du eine Erlaubnis einholen. Es gibt jedoch einen Vorbehalt. Es gibt einen Fall, in dem du weitergeben musst, was du gehört hast.

Wenn dein Kind etwas erzählt, das es selbst oder eine andere Person in Gefahr bringt, suche sofort Hilfe bei einer psychologischen Fachkraft.

Wenn das Kind von einem Problem berichtet, das nicht in diese Kategorie fällt (z. B. akademischer oder sozialer Druck), es aber lieber mit jemand anderem darüber sprechen möchte, solltest du es nicht persönlich nehmen. Verweise es einfach an einen anderen Erwachsenen, z. B. einen Psychotherapeuten, einen Kinderarzt, einen Schulberater oder einen Jugendleiter. Das Wichtigste ist, dass dein Kind die Unterstützung bekommt, die es braucht.

So peinlich und unangenehm es sich anfangs auch anfühlen mag: Wenn du täglich mit deinem Kind oder Jugendlichen über seine psychische Gesundheit sprichst, wird das eure Beziehung stärken.

Zur weiteren Vertiefung empfehlen wir das Buch Seen: Healing Despair and Anxiety in Kids and Teens Through the Power of Connection (Gesehen: Verzweiflung und Ängste bei Kindern und Jugendlichen durch die Kraft der Verbindung heilen). In diesem Buch werden fünf Hilfsmittel vorgestellt, die Eltern und fürsorgliche Erwachsene dabei unterstützen, Kinder und Jugendliche mit ihren Gefühlen wahrzunehmen und zu hören. Vielleicht hilft dir auch die Zusammenfassung des Buches von Nora Wendt.
Dieser Artikel wurde von Dr. Chinwé Williams verfasst und zuerst von Parent Cue veröffentlicht. Deutsche Version von Olivia Felber.

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