Ich selbst bin Mutter von Kindern in drei sehr unterschiedlichen Lebensphasen: Mein jüngster Sohn ist in der Grundschule, meine Tochter in der Mittelstufe und mein ältester Sohn geht in die Oberstufe. Zusätzlich habe ich sowohl in Vorschulen als auch an Grund- und weiterführenden Schulen unterrichtet.

Nach dem Besuch von drei Tagen der offenen Tür kann ich nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie viel heutzutage von Lehrern und Eltern erwartet wird. Die größte Veränderung für die Lehrer ist, dass von ihnen erwartet wird, mit uns Eltern zu kommunizieren.

Und von mir als Elternteil wird erwartet, dass ich den Überblick behalte: Erinnerungen über Apps, Gruppennachrichten, Posts auf Klassen- und Schulwebseiten, E-Mails, Newsletter, Kalender, Anmeldelisten und dann noch eine zusätzliche App oder Webseite, um die Noten meiner Kinder im Auge zu behalten. Ich soll das alles für alle drei meiner Kinder im Blick haben – mit verschiedenen Lehrern und Trainern.

Moment mal. Warum eigentlich? Ich bin doch nicht in der ersten, siebten oder zehnten Klasse! Manchmal fühlt es sich aber genauso an.

Eine zentrale Frage, die ich mir sowohl als Lehrerin als auch als Elternteil immer wieder stelle, ist: Wer macht hier eigentlich die Arbeit? Wer fühlt sich verantwortlich?

Ich mache mir wirklich Sorgen, dass wir in unserem gut gemeinten Bemühen, unseren Kindern zu helfen und über alles Bescheid zu wissen, ihnen eher schaden könnten.

Was ist, wenn wir ihnen mit unseren täglichen Erinnerungen an bevorstehende Tests, mit unserem Drängen, Aufgaben zu erledigen, und mit dem ständigen Kontrollieren der Noten in Wirklichkeit vermitteln, dass wir ihnen nicht zutrauen, es alleine zu schaffen? Sagen wir ihnen damit vielleicht, dass sie sich ohne unsere Hilfe nicht erinnern, etwas nicht zu Ende bringen oder sich nicht konzentrieren können? Glauben wir, dass sie es nicht alleine schaffen? Ist das vielleicht der Grund, warum so viele Kinder und Jugendliche kämpfen? Wir wollen nicht, dass sie versagen, dass sie Ärger bekommen, dass sie nicht mitspielen können – also greifen wir ein.

Lehrer und Eltern haben ein gemeinsames Ziel:

Wir wollen das Selbstvertrauen, das Verständnis und die Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen stärken, damit sie in dieser großen Welt nicht nur überleben, sondern sich entfalten können.

Aber das Schwierigste ist, dass sie irgendwann ohne uns auskommen werden. Das mögen wir nicht. Aber das ist unsere Aufgabe. Denn wir werden nicht ewig hier sein.

Einige von euch denken vielleicht: »Ich bin eher zurückhaltend, also betrifft mich das nicht«. Ihr seid vielleicht eher der »Schwimm oder geh unter«-Typ. Aber ich sage nicht, dass Kinder und Jugendliche keine Hilfe brauchen. Sie brauchen sie – aber idealerweise weniger und auf andere Weise, je älter sie werden.

Als Mutter und Lehrerin habe ich Folgendes gelernt: Was ich als meine Verantwortung übernehme, ist oft schwer, wieder an die Kinder zurückzugeben.

Deshalb gibt es drei Fragen, die ich meinen Kindern jeden Tag nach der Schule stelle:

  1. Was steht heute auf deinem Plan?
  2. Wie willst du es erledigen?
  3. Brauchst du etwas?

Du wirst merken, dass diese Fragen darauf abzielen, dass es ihre Arbeit ist, nicht meine. Aber ich bin auch verfügbar und interessiert.

Für mein Grundschulkind sieht das so aus:

  • Eine Kiste mit allen nötigen Materialien bereitstellen, die er regelmäßig für Hausaufgaben braucht.
  • Einen guten Arbeitsplatz finden, meistens am Küchentisch, und einen gemütlichen Ort zum Lesen.
  • Große Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte aufteilen.
  • Ihn entscheiden lassen, in welcher Reihenfolge die kleineren Aufgaben erledigt werden.
  • Beobachten, wann er frustriert ist, und ihn ermutigen, um Hilfe zu bitten oder eine Pause zu machen, bevor er es noch einmal versucht.
  • In Rollenspielen üben, wie man mit einem Lehrer oder einem anderen Kind in der Schule spricht und wie man mit verschiedenen Antworten umgeht. Mut wird gefeiert!

Für mein Kind in der Mittelstufe sieht das so aus:

  • Ihn ermutigen, im Voraus zu kommunizieren, wenn er für ein Projekt etwas Besonderes braucht – am besten nicht am Morgen, an dem es fertig sein muss!
  • Wissen, dass er an manchen Tagen lieber in meiner Nähe arbeitet, an anderen Tagen aber auch einen Schreibtisch oder einen ruhigen Ort für sich allein braucht.
  • Helfen, ein System zu finden, das ihm hilft, alle Termine und täglichen Aufgaben im Blick zu behalten – sei es ein handgeschriebener Planer, eine digitale Variante auf dem Handy, ein Whiteboard-Kalender im Zimmer oder eine Kombination davon.
  • Ebenso: Braucht er für jedes Fach eine eigene Mappe, oder reicht eine Sammelmappe, in der alles für den Tag oder die Woche griffbereit ist?
  • Ihn entscheiden lassen, ob er erst eine Pause braucht, bevor er mit den Schulaufgaben beginnt, oder ob er lieber alles auf einmal erledigt, um den Rest des Tages freizuhaben.
  • Vorher festlegen, wie oft du bereit bist, vergessene Sachen zur Schule zu bringen.
  • Ihn ermutigen, Lehrer und Trainer per E-Mail zu kontaktieren oder sie persönlich anzusprechen, wenn er Bedenken oder Fragen hat. Rollenspiele oder gemeinsames Brainstorming, was er sagen könnte, helfen dabei.

Für mein Kind in der Oberstufe sieht das so aus:

  • Wiederholen und verfeinern, was in den vergangenen Jahren funktioniert hat – und schauen, ob es noch passt oder angepasst werden muss.
  • Eigene Aufgaben in seiner Nähe erledigen, ohne etwas zu sagen, einfach nur da sein.
  • Mit ihm darüber sprechen, was ich selbst auf dem Plan habe, wie ich mich dabei fühle, wie ich es angehen werde, was ich brauche, und welche Fehler ich gemacht und welche Erfolge ich gefeiert habe.
  • Immer mehr in eine beratende Rolle wechseln und abwarten, bis ich um meine Meinung oder Gedanken gefragt werde – auch wenn es schwer ist, loszulassen und zu sehen, was passiert.

Lasst uns unsere Kinder und Jugendlichen stärken und ermutigen, anstatt sie zu überfordern oder ihnen das Gefühl zu geben, etwas leisten zu müssen. Ihr habt sicher schon von »Tigermüttern« oder »Helikoptereltern« gehört. Aber habt ihr schon einmal von »Rasenmähereltern« gehört? Dieser Begriff wird von Professoren und Arbeitgebern verwendet, um eine neue Art von Eltern zu beschreiben, die in die Sprechstunde kommen, um die Noten ihres inzwischen erwachsenen Kindes zu besprechen, oder die zu Vorstellungsgesprächen mitkommen, um über Gehalt und Urlaub zu verhandeln. Aber das ist nicht unser Ziel. Das ist keine Erziehung mit Weitblick.

Ein wunderbares Zitat von Thomas Johnson fasst zusammen, was ich für unsere Aufgabe halte:

»Bereite das Kind auf den Weg vor, nicht den Weg für das Kind«.
Dieser Artikel wurde von Cara Martens verfasst und zuerst von Parent Cue veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner.

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