In unserer heutigen Ausgabe stelle ich euch Melanie Hempe vor, die Gründerin von ScreenStrong, die mit ihrer umfassenden Erfahrung als Mutter und Expertin im Bildungsbereich wertvolle Einblicke in die Problematik der Bildschirmabhängigkeit bei Jugendlichen bietet. Mit einem medizinischen Abschluss von der Emory University hat Melanie einzigartige pädagogische Materialien erschaffen, die darauf abzielen, Familien beim Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen und Bildschirmabhängigkeit aktiv zu vermeiden.

Als anerkannte Fachfrau im Bereich Neurobiologie und Familiendynamik hat sie durch ihre Mitwirkung an Jonathan Haidts »The Anxious Generation« und mit ihrer Publikation »Kids' Brains & Screens« wichtige Beiträge geleistet. Diese Arbeiten bieten Jugendlichen und Eltern verständliche Einblicke in die psychologischen und biologischen Grundlagen des Bildschirmkonsums.

Der heutige Artikel greift Melanies Ansätze auf, wie Familien die technologischen Herausforderungen meistern können, speziell die Nutzung von Smartphones im Teenageralter. Dabei betont sie die Bedeutung, den Zugang zu Smartphones gezielt zu verzögern.

In Kürze erwarten euch auch Perspektiven, die einen gelasseneren Umgang mit digitalen Medien befürworten. Heute fokussieren wir uns jedoch auf die »vier neuen Normen«, die Jonathan Haidt in »Generation Angst« vorstellt, als Ansatzpunkte für Familien.

Wir freuen uns auf die kommenden Diskussionen,
— Andy und das MRJ Team

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Illustration ScreenStrong

Einige der wirksamsten Lösungen für tiefgreifende gesellschaftliche Probleme bestechen durch ihre Einfachheit, rufen aber auch erheblichen Widerstand hervor. Ein prägnantes historisches Beispiel ist die Entdeckung der präventiven Wirkung des Händewaschens im Jahr 1847, die zunächst auf Skepsis und Ablehnung stieß und erst nach Jahrzehnten als medizinischer Standard anerkannt wurde. Heute haben wir mit der Bildschirmzeitkrise bei Jugendlichen ein ähnliches Phänomen, dessen Lösung – die Verschiebung der Smartphone-Nutzung bis zum Ende der Adoleszenz – ebenfalls bestechend einfach ist. Trotz ihrer Einfachheit wird diese Lösung derzeit als gegenkulturell empfunden.

Ein Konsens unter den Lesern des After Babel Substacks deutet darauf hin, dass Smartphones und soziale Medien negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen sowie auf den Lernerfolg in der Schule haben. Demgegenüber steht die Erkenntnis, dass persönliche Interaktionen mit Freunden und Familie gesünder sind. Eine Verbesserung der Stimmung und der schulischen Leistungen ist oft die Folge, wenn Jugendliche eine von Smartphones geprägte Kindheit gegen Aktivitäten wie Spielen in der Natur, Sport, kreative Hobbys und lernfördernde Zeiten ohne Smartphone eintauschen. Weniger Bildschirmzeit führt zu zufriedeneren und weniger ängstlichen Jugendlichen und stärkt zudem die familiären Beziehungen, da Streitigkeiten über die Nutzungsdauer ausbleiben.

Das Dilemma liegt nicht in der mangelnden Motivation, das Problem anzugehen, sondern in der Schwierigkeit, unsere Vorurteile, Ängste und Gewohnheiten zu überwinden und gegen den kulturellen Mainstream zu handeln. Es fehlt an praktischem Wissen, wie man das Smartphone-Alter effektiv hinauszögern kann.

In diesem Beitrag gebe ich Einblicke in meine zehnjährige Arbeit mit Tausenden von Familien im Rahmen der Bildungsprogramme von ScreenStrong, einer gemeinnützigen Organisation. Während kollektives Handeln eine entscheidende Rolle spielt, konzentriere ich mich auf konkrete Maßnahmen, die Familien ergreifen können, um Smartphones und soziale Medien während der Pubertät zu vermeiden. Basierend auf den Prinzipien der kindlichen Entwicklung können wir einen neuen Weg einschlagen, um dieses scheinbar unlösbare Problem anzugehen. Ziel ist es, eine Smartphone-freie Kindheit zu schaffen, die unseren Jugendlichen den größtmöglichen Nutzen bietet, ohne die positiven Aspekte der Technologie zu vernachlässigen.

Tipp 1: Wissensdurst als Wegweiser

Der erste Schritt besteht darin, die Emotionen beiseite zu lassen und sich mit den grundlegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Gehirnentwicklung von Jugendlichen, ihre psychische Gesundheit und ihr Suchtverhalten auseinander zu setzen. Das »Warum« stärkt den »Willen«, die Einführung von Smartphones hinauszuzögern. Wenn wir das faszinierende Potenzial und die Grenzen des jugendlichen Gehirns anerkennen, finden wir klare Beweise dafür, warum es die beste Lösung ist, süchtig machende Bildschirme während der Adoleszenz zu vermeiden.

Die Daten zeigen, dass der Zugang der zugrundeliegende Risikofaktor für jede Sucht ist und dass der Entzug des Zugangs das Risiko verringert. Da einige Bildschirmaktivitäten eine stärkere Anziehungskraft ausüben als andere, müssen wir uns auf Bildschirmplattformen konzentrieren, 

die mit ihren starken, überzeugenden Designelementen besonders anziehend wirken – darunter fallen Videospiele, soziale Medien und Pornografie. Es gibt weniger Grund zur Sorge, die Nutzung digitaler Technologieplattformen hinauszuzögern, die wirklich bildend sind. Es gibt keine Belege für eine Flut von Kindern, die Hilfe suchen, weil sie nicht von Tabellenkalkulationen oder dem Verfassen von Aufsätzen aufhören können.

Es mag etwas Mühe kosten, aber es ist notwendig, sich über die Gehirne von Kindern und ihren Umgang mit Bildschirmen zu informieren, um dem gesellschaftlichen Druck zu widerstehen. Ebenso wichtig ist es, unsere Kinder aufzuklären. Bitte überspringe diesen Schritt nicht; ohne das nötige Grundwissen wird es schwierig sein, den Kurs zu halten und die Einführung von Smartphones hinauszuzögern.

Tipp 2: Die Rolle der Eltern stärken

Wenn wir unsere Jugendlichen als Gleichgestellte behandeln und versuchen, ihre besten Freunde zu sein, verlieren wir unsere Fähigkeit, sie zu führen. In diesem Beziehungsgefüge beginnen die Jugendlichen oft, ihren Eltern Vorschriften zu machen! Manche betteln um ein Smartphone und erstellen aufwendige Präsentationen, um uns davon zu überzeugen, dass sie reif genug dafür sind. Oft geben wir nach, obwohl wir es besser wissen. Wenn wir unsere Fähigkeit verlieren, unsere Kinder zu führen, geraten wir leicht in eine Falle, in der wir aus Angst erziehen. Wir haben Angst, dass unsere Kinder wütend auf uns sind, und wir haben Angst, dass unsere Freunde uns für zu streng halten. Die Angst, als »überbehütend« abgestempelt zu werden, lähmt uns und hindert uns daran, unsere Teenager überhaupt zu schützen. Diese defensive Erziehungshaltung, die in der Angst vor der Beurteilung von außen wurzelt, führt zu unnötigem Schmerz und letztlich in eine Sackgasse: die Entfremdung von unseren Jugendlichen, die ihre Hauptbezugspunkte von der Familie in die virtuelle Welt verlagern.

Hier ist der entscheidende Punkt: Soziale Medien wurden nicht im besten Interesse der Heranwachsenden entwickelt. Instinktiv wissen wir, dass unsere Kinder ihre Zeit nicht auf Social-Media-Plattformen verbringen sollten, weil wir als Erwachsene die Gefahren kennen – soziale Vergleiche, ständige Urteile und endlose Dramen. Viele von uns sind dankbar, dass wir in unserem Alter keine sozialen Medien hatten, denn wir wissen, dass sie in unseren Teenagerjahren ein Albtraum voller Angst gewesen wären. Wir erinnern uns an alles, was wir als Teenager getan haben – einschließlich der negativen Dinge, die wir über unsere Freunde und Eltern dachten oder sagten – und sind sehr dankbar, dass es keine ständigen Zusammenfassungen unserer Dummheiten gibt.

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Vorschlag: Gib deinen Kindern ein Tagebuch, in das sie ihre privaten Gedanken schreiben können, anstatt ihnen soziale Medien zu geben, damit sie diese Gedanken mit der ganzen Welt teilen können

Wenn wir nur einen Moment an unser dopaminhungriges Gehirn in der Oberstufe oder an den Schmerz der Zurückweisung in der Mittelstufe denken, würden wir sofort aufhören zu lesen und unserem Teenager das Smartphone wieder wegnehmen.

Wenn wir unsere Rolle als liebevoller Coach – und nicht als bester Freund – annehmen, können wir unsere Teenager schützen und wie ein guter Coach nicht überreagieren, wenn sie mit uns nicht einverstanden sind oder sogar sagen, dass sie uns nicht mögen, weil wir ihnen kein Smartphone geben. Denke daran, dass die Rolle des Coaches von jemandem ausgefüllt wird, entweder von dir oder von den Gleichaltrigen. Habe das Selbstvertrauen, diese Rolle im Leben deiner Kinder zu übernehmen und sie gut zu führen.

Deine Kinder brauchen dich jetzt als konsequenten, aber liebevollen Lebenscoach. Triff die notwendige Entscheidung, Smartphones (und soziale Medien) während der Pubertät durch einfache Anruf-/Textgeräte zu ersetzen.

Tipp 3: Über die eigenen Vorurteile hinausschauen

Wir gewinnen Klarheit, wenn wir über unsere eigenen Vorurteile und blinden Flecken hinausschauen und aufhören zu glauben, dass unsere Kinder gegen die »Infektion« durch Bildschirme immun sind. Sie sind es nicht. Niemand ist es. Ein häufiger blinder Fleck ist, dass Eltern Intelligenz oft mit Reife verwechseln. Unsere Kinder mögen schlau sein, aber sie sind noch nicht reif genug, um den verführerischen Designelementen eines Smartphones zu widerstehen. Reife ist ein langsamer Prozess. Die Wissenschaft zeigt, dass die Entwicklung der neuronalen Bahnen im Urteilszentrum des Gehirns erst mit etwa 25 Jahren abgeschlossen ist. Nichts, was wir tun, kann diesen körperlichen Prozess beschleunigen. Jugendliche sind keine Erwachsenen, und der Weg zu Erfahrung, Weisheit und Reife ist ein schrittweiser Prozess, der sich mit der Zeit entfaltet.

Ein weiterer Irrtum ist der Glaube, dass unsere Kinder einen stärkeren Charakter haben als andere; leider werden unsere Werte nicht durch unsere Gene weitergegeben. Trotz unserer Bemühungen, unsere Teenager dazu zu erziehen, »das Richtige« mit ihren Bildschirmen zu tun, sind sie nicht mit dem Willen zur Selbstkontrolle ausgestattet, der für den Umgang mit sozialen Medien notwendig ist. Wir können nicht weiterhin dem Irrglauben anhängen, dass wir unseren Kindern mehr Willenskraft beibringen und sie disziplinieren können, indem wir ihnen mehr Zeit mit süchtig machenden Aktivitäten widmen, damit sie den Versuchungen widerstehen. Die Wissenschaft unterstützt nicht die Vorstellung, dass Exposition die Willenskraft stärkt. Das Gegenteil ist der Fall; wiederholte Exposition schwächt eher die Fähigkeit, Versuchungen zu widerstehen, als dass sie sie stärkt. Die etablierte Methode, Versuchungen zu widerstehen, besteht darin, den Zugang zu der suchterzeugenden Aktivität oder Substanz zu unterbinden. Im Falle von Smartphones bedeutet dies, den Zugang zu entziehen, bis die Risiken geringer und das Urteilszentrum im Gehirn weiter entwickelt ist.

Es ist einfacher, die Emotionen aus der Entscheidung, die Nutzung von Smartphones zu verschieben, herauszunehmen, wenn man sich auf die Wissenschaft der kindlichen Entwicklung stützt und anerkennt, dass die Fähigkeit von Jugendlichen, Versuchungen zu widerstehen, nicht mit der von Erwachsenen vergleichbar ist.

Tipp 4: Mythen entlarven

Ein weit verbreiteter Mythos, den ich in meinen Elternworkshops im ganzen Land entdeckt habe, ist der sogenannte Bequemlichkeitsmythos: Wenn es bequem ist, muss es auch notwendig sein. Wir lieben es, coole Apps in der Tasche zu haben – ich kann das Garagentor schließen, wenn ich im Supermarkt bin. Aber sind diese Apps mit wenig Aufwand und viel Belohnung wirklich notwendig für unsere Kinder? Unsere Teenager kommen auch mit einem einfachen Handy ohne Datenverbindung durch die 48 Monate Gymnasium. Dein Sohn kann dich immer noch bequem anrufen, wenn das Fußballtraining ausfällt, aber er muss seine exekutiven Funktionen trainieren, anstatt eine App zu benutzen, die ihn daran erinnert, das Garagentor zu schließen, bevor er das Haus verlässt.

Ein weiterer Mythos ist der Binge-Mythos: Wenn wir unseren Kindern jetzt kein Smartphone geben, werden sie es später unweigerlich exzessiv nutzen. Die Aktivitäten und Erfahrungen unserer Teenager spielen jedoch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung ihres Gehirns, und diese Kindheitsmuster setzen sich im Laufe der Zeit fort. Wenn unsere Teenager die Gewohnheit entwickeln, ihr Smartphone exzessiv zu nutzen, ist es wahrscheinlich, dass sie diese Gewohnheit beibehalten, wenn sie das Haus verlassen. Anstatt unsere Erziehungsentscheidungen von Zukunftsängsten leiten zu lassen, müssen wir uns darauf konzentrieren, was unseren Kindern in der Gegenwart nützt. Ein proaktiver Schritt, den wir unternehmen können, ist, unsere Kinder über Bildschirme und die Entwicklung des Gehirns aufzuklären. Wenn wir sie mit diesem Wissen ausstatten, geben wir ihnen die Grundlage, um weise Entscheidungen zu treffen, wenn sie älter werden. Dr. Leonard Sax, ein geschätzter Autor und Freund, bringt es auf den Punkt:

»Tugend erzeugt Tugend. Laster erzeugt Laster.«

Ein konsequenter und zugleich liebevoller Erziehungsansatz erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Kinder mit zunehmendem Alter weise handeln.

Seien wir offen dafür, uns von kulturellen Mythen zu verabschieden. Wir wissen, dass die Vorteile von Smartphones für Teenager die Risiken und Schäden nicht aufwiegen. Es gibt tausend Gründe, seinem Kind ein Handy zu kaufen, aber nur einen, es nicht zu tun: die Gesundheit und das Wohlergehen des Kindes. Und dieser Grund wiegt schwerer als alle anderen.

Tipp 5: Unsere Überzeugungen zum Thema Sicherheit überdenken

Eltern glauben oft, dass elterliche Kontrolle und Gespräche über Online-Gefahren diese Generation davor bewahren, schlechte Entscheidungen zu treffen. Beides stimmt jedoch nicht mit dem überein, was die Wissenschaft über die Entwicklung von Kindern und das Gehirn von Jugendlichen sagt. Jugendliche sind hoch motiviert, Wege zu finden, die elterliche Kontrolle zu umgehen. Ihr Gehirn ist darauf ausgerichtet, Risiken und Herausforderungen zu suchen – je größer das Risiko, desto besser. Aus diesem Grund sind elterliche Kontrollen so kurzlebig und bieten bestenfalls einen vorübergehenden Schutz; es ist nahezu unmöglich, Social Media dauerhaft vom Smartphone eines Teenagers fernzuhalten.

Regelmäßige Gespräche mit Teenagern über virtuelle Gefahren sind unglaublich wichtig. Über Gefahren zu sprechen und gleichzeitig Zugang zu gewähren, ist jedoch keine bewährte Präventionsstrategie. Wie bei der Aufklärung über Drogen und Alkohol lernen Jugendliche am besten über die Gefahren sozialer Medien, indem sie sie nicht nutzen. Diskutiert über die Wissenschaft hinter der Bildschirmnutzung, wie man ein gesundes Gehirn aufbaut und warum es sinnvoll ist, die Smartphone-Nutzung vorerst auszusetzen. Erlaubt eurem Teenager, diese kurze Entwicklungsphase zu genießen, ohne von süchtig machenden sozialen Medien beeinflusst zu werden und ohne den destruktivsten Aspekten der virtuellen Welt der Teenager ausgesetzt zu sein.

Erkenne, dass du die beste Kindersicherung für deine Kinder bist und dass bedeutungsvolle Gespräche über ihr tägliches Leben als Teenager hilfreicher sind als alle technischen Diskussionen, die ihr führen könntet.

Tipp 6: Gelassenheit in Bezug auf zukünftige technische Fähigkeiten

Ist dir aufgefallen, dass Smartphones ohne Bedienungsanleitung ausgeliefert werden? Das liegt daran, dass sie unglaublich einfach zu bedienen sind. Da Apps und soziale Medien so gestaltet sind, dass selbst ein 4-Jähriger sie meistern kann, werden unsere ScreenStrong-Jugendlichen, die unnötige, problematische Bildschirme vermeiden, keine Probleme haben, diese Technologien nach der Schulzeit zu nutzen. Ich schätze, dass die meisten Jugendlichen etwa drei Minuten brauchen, um zu lernen, wie man ein Smartphone benutzt, wenn sie es zum ersten Mal einschalten. Die Gelegenheiten, die sie verpassen, wenn sie ihre Zeit in der Mittel- und Oberstufe auf diesen Plattformen verbringen, werden sie nie wieder nachholen können. Darüber hinaus werden die Fähigkeiten, die sie ganz natürlich durch die Nutzung von Laptops in der Schule entwickeln, ihnen einen ausreichenden Einblick in die Welt der Technologie geben, ohne die zusätzliche Versuchung, das Internet rund um die Uhr in der Tasche zu haben.

Anstatt ins Hintertreffen zu geraten, werden Jugendliche ohne Smartphone mehr Zeit haben, sich akademisch und sozial zu entwickeln; sie werden einen Vorteil gegenüber ihren bildschirmabhängigen Altersgenossen haben. Sie werden mehr Gelegenheiten haben, zwischenmenschliche Fähigkeiten zu üben, als ihre Altersgenossen, die das Smartphone als soziale Krücke benutzen. Das Aufwachsen ohne Smartphone bietet Jugendlichen unschätzbare Vorteile: mehr Selbstvertrauen, Unabhängigkeit, eine bessere psychische Gesundheit, einen höheren EQ und bessere Chancen, persönliche Beziehungen zu entwickeln und zu navigieren. 

Lass deinen Teenager mehr Zeit damit verbringen, Lebenskompetenzen, Hobbys und reichhaltige soziale Fähigkeiten zu entwickeln, anstatt sich mit Bildschirmfähigkeiten zu beschäftigen. Smartphones sind gekommen, um zu bleiben; sie werden auf deine Teenager warten, wenn ihre Gehirne wirklich bereit dafür sind.

Tipp 7: Gemeinsam das »Anderssein« leben

Der Mensch sucht in erster Linie die Gemeinschaft, sie ist für ihn überlebenswichtig. Daher ist es leicht zu verstehen, warum die meisten von uns Schwierigkeiten damit haben, sich von ihrem Stamm zu unterscheiden, unabhängig davon, ob der Stamm Recht hat oder nicht. Sie hatten damit 1847 genauso zu kämpfen wie wir heute.

Aber wenn wir uns mit einigen gleichgesinnten Familien zusammentun, um unsere Kinder auf einen anderen Weg zu führen, können wir eine neue Norm schaffen, in der unsere Kinder nicht das gleiche brennende Bedürfnis nach Smartphones und sozialen Medien haben, um sich akzeptiert zu fühlen. Wenn sie mit der liebevollen Unterstützung und der gemeinsamen Entscheidung einer Gemeinschaft gleichgesinnter Familien aufwachsen, können junge Menschen eine erstaunliche Fähigkeit zeigen, sich schnell an neue Erwartungen anzupassen und eine gesunde neue Normalität zu entwickeln.

Wir haben dies in unserer eigenen Familie und in vielen ScreenStrong-Familien erlebt. Anstatt ausgeschlossen, beiseitegeschoben und einsam zu sein, haben wir das Gegenteil erlebt. Stell dir vor, was dein Teenager erreichen könnte, wenn er 9 Stunden am Tag, die er bisher mit Videospielen und Smartphones verbracht hat, für andere Aktivitäten nutzen könnte. Diese Jugendlichen hätten viel mehr Zeit, um echte Ziele zu verfolgen: sich in der Schülervertretung zu engagieren, für eine Rolle im Schultheater vorzusprechen, wertvolle Rhetorik- und Debattierfähigkeiten zu erwerben, soziale Treffen zu organisieren, bei den Pfadfindern mitzumachen, ein Musikinstrument zu üben, mehr Stunden in Training und Sport zu investieren und Zeit damit zu verbringen, ihrer Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Könnte es sein, dass sie alle einfach außergewöhnliche Kinder sind? Ich glaube nicht. Durch ihren Lebensstil stehen ihnen mehr Möglichkeiten offen als ihren Altersgenossen, die nur mit ihren Handys beschäftigt sind. Diese Teenager haben auch Durchhaltevermögen entwickelt; sie erleben den geheimen Vorteil einer handyfreien Kindheit.

Wenn dieser Wandel einsetzt, werden wir vielleicht überrascht sein, wie schnell Konflikte und Stress durch Technologie aus unseren Häusern verschwinden. Wir werden auch überrascht sein, wie schnell sich unsere Teenager daran gewöhnen, Anführer statt Anhänger zu sein. Es ist wahr: Sich wohl zu fühlen, sich von der Masse abzuheben, ist der Anfang von Führung.

Sobald du die Tragödie eines bildschirmsüchtigen Kindes siehst, ändert sich deine Motivation; du wirst ausbrechen und deine Sippe ändern, und es wird dir egal sein, was die anderen denken. Warte nicht, bis deine Kinder in Sucht, Angst oder andere ernsthafte Probleme geraten, bevor du ihnen das Smartphone wegnimmst. Tu, was du tun musst, um jetzt eine Smartphone-freie Gemeinschaft zu schaffen und deinen Teenagern zu helfen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Es braucht nur ein paar engagierte Familien, die sich gegenseitig auf diesem neuen Weg unterstützen. Wenn diese Verbindung erst einmal hergestellt ist und du die Vorteile siehst, wirst du es nicht mehr bereuen.

Das Leben wieder genießen

Wenn du deinem Instinkt vertraust und Smartphones und soziale Medien während der Schulzeit meidest, stehen die Chancen besser, dass deine Teenager körperlich gesünder, emotional stabiler und sozial anpassungsfähiger aus dieser Zeit hervorgehen – mit weniger Narben. Wo auch immer du dich auf deiner Reise befindest, es ist nie zu spät, ihnen zu helfen. Kein Elternteil hat sich jemals gewünscht, sein Kind hätte mehr Zeit in der virtuellen Welt verbracht. Deine Kinder brauchen heute das Geschenk deiner Führung, damit sie morgen Führungspersönlichkeiten sein können. Steh für sie ein, damit sie aus der Menge hervorstechen können.

Lass mich dich ermutigen, die gegenkulturelle Entscheidung zu treffen, die Unterhaltung und das soziale Leben deiner Kinder aus der Online-Welt zurück in die natürliche Welt zu bringen. Jon Haidt sagt: »Die Kosten der Nutzung sozialer Medien sind für Jugendliche höher als für Erwachsene, während der Nutzen minimal ist. Lassen wir die Kinder auf der Erde aufwachsen, bevor wir sie auf den Mars schicken … Es ist an der Zeit, das Experiment zu beenden. Holen wir unsere Kinder nach Hause.«

Können wir das Alter, in dem Kinder Smartphones bekommen, hinauszögern und eine Wende in der psychischen Gesundheitskrise der Jugend herbeiführen? Sicher können wir das. Wenn wir alle bei uns zu Hause anfangen und dann als Gemeinschaft zusammenarbeiten, um das Beste für die nächste Generation zu tun, bin ich überzeugt, dass es keine 40 Jahre dauern wird.

Dieser Aufsatz ist eine Anpassung des englischsprachigen »How to Delay the Age at Which Kids Get Smartphones«, erstellt von Melanie Hempe. Deutsche Version von Andy Fronius. Melane Hempe ist die Gründerin von ScreenStrong und Autorin der Kursreihe »Kids' Brains & Screens« für Schüler und Eltern. Sie widmet sich der Prävention und Umkehrung von Bildschirmabhängigkeit bei Kindern, indem sie Familien auf der ganzen Welt eine gegenkulturelle Lösung für die Bildschirmkonsumkrise bei Jugendlichen anbietet.

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