Dieser Artikel ist inspiriert von der Podiumsdiskussion mit Andreas Sommer, Henoch Leinberger, Michael Mierich, Johannes Justus, Albert Stein, Tan Seow How und Garret Lee auf der Bundeskonferenz des BFP (Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden). 

1. Vertrauen ist die Grundlage jeder Übergabe

Egal, ob wir über die Übergabe an einen einzelnen Nachfolger oder über ein Modell sprechen, in dem mehrere Leiter Verantwortung tragen – Vertrauen bildet das Fundament. Ältere Leiter müssen den Mut haben, darauf zu vertrauen, dass die nachfolgende Generation bereit ist, und ihnen Raum geben, Entscheidungen zu treffen.

Eine der wichtigsten Lektionen, die ich gelernt habe, ist, dass es keine Angst vor der nächsten Generation geben darf. Viele Leiter zögern, Verantwortung abzugeben, weil sie Angst haben, dass sie ihre Position oder ihren Einfluss verlieren könnten. Aber das ist eine falsche Denkweise. Wenn wir der nächsten Generation Vertrauen schenken und sie ermutigen, können wir viel mehr erreichen, als wenn wir alles selbst in der Hand behalten. Ein weiteres wichtiges Prinzip ist, dass man als Seniorleiter wissen muss, wann es Zeit ist, loszulassen. Man darf nicht zu lange festhalten. Der Übergabeprozess sollte nicht zu einem Machtkampf werden, sondern zu einer Staffelübergabe, bei der beide Seiten zusammenarbeiten. – Johannes Justus, Leiter des Elim Network

Lernpunkt für ältere Leiter: Vertraue der nächsten Generation, auch wenn sie Fehler macht. Vertrauen baut eine Brücke, auf der Wachstum und Veränderung möglich sind. Es erfordert Demut, loszulassen, aber genau darin liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche Übergabe.

Lernpunkt für jüngere Leiter: Werde ein vertrauenswürdiger Leiter, indem du die Werte der Gemeinde nicht nur übernimmst, sondern verkörperst. Zeige deinen Mentoren, dass sie in dir jemanden haben, dem sie mit gutem Gewissen den Staffelstab übergeben können.

2. Den richtigen Zeitpunkt erkennen und loslassen

Johannes Justus, Leiter des Elim Network, sprach offen über den Schmerz und die Herausforderung des Loslassens: Es gab viele Momente, in denen ich mich gefragt habe, ob ich wirklich bereit bin, loszulassen. Besonders dann, wenn ich gesehen habe, dass Dinge anders gemacht wurden, als ich es gewohnt war. Das fällt nicht immer leicht. Ein schmerzhafter Moment war, als Gott zu mir sprach und sagte: »Wenn du mir die Gemeinde nicht gibst, werde ich sie dir wegnehmen.« Das war ein sehr harter Moment für mich. Ich wollte die Früchte meiner Arbeit sehen, das Gebäude vollenden, das wir geplant hatten. Aber Gott hat mir klargemacht, dass es nicht meine Kirche ist – es ist seine Kirche. Und wenn ich nicht bereit bin, loszulassen, werde ich die Gemeinde verlieren. Das hat mich sehr getroffen, aber es hat mir auch geholfen, wirklich loszulassen und den Staffelstab weiterzugeben.

Dieser Moment verdeutlicht die Dringlichkeit, den richtigen Zeitpunkt für die Übergabe zu erkennen. Ein Zögern oder Festhalten kann den Übergabeprozess erschweren und sogar zerstören. Der Zeitpunkt, an dem ein Leiter den Staffelstab übergibt, sollte nicht durch äußeren Druck bestimmt sein, sondern durch die Bereitschaft, Gott in diesem Prozess zu vertrauen.

Lernpunkt für ältere Leiter: Es braucht Sensibilität für Gottes Führung, um den Moment zu erkennen, wann man den Staffelstab übergeben muss. Johannes formulierte es treffend: »Der Übergabeprozess sollte nicht zu einem Machtkampf werden.« Stattdessen sollte es eine natürliche Fortführung der Vision Gottes sein.

Lernpunkt für jüngere Leiter: Sei bereit, die Verantwortung anzunehmen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Es kann einschüchternd wirken, aber Gott hat auch dich berufen und befähigt.

3. Neue Rollen einnehmen

Die Rolle eines Leiters ist niemals eine Position der Macht, sondern immer eine Position des Dienens. Sowohl Johannes als auch Pastor How erinnerten daran, dass der Fokus darauf liegen muss, die nächste Generation erfolgreich zu machen und nicht den eigenen Erfolg in den Vordergrund zu stellen.

Lernpunkt für ältere Leiter: Entwickle das Herz eines Dieners. Deine Aufgabe in der Übergabe ist es, als Mentor und Unterstützer die Bühne für andere zu bauen. Johannes sagte: »Ich muss nicht mehr alles selbst machen, sondern kann die jungen Leiter ermutigen und ihnen helfen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Das gibt mir auch die Freiheit, neue Dinge zu tun und neue Herausforderungen anzunehmen, die ich vielleicht früher nicht hätte angehen können. Ich habe gelernt, dass es im Reich Gottes nicht nur um die sichtbare Leitung geht, sondern auch um das unsichtbare Dienen im Hintergrund. Das hat mir eine neue Perspektive auf meinen Dienst gegeben«.

Lernpunkt für jüngere Leiter: Sei geduldig mit dir selbst. Nimm dir Zeit für den Übergabeprozess und deine Rolle zu finden. Michael sagte es so: »Manchmal fühlt es sich tatsächlich so an, als ob ich auf Wasser laufe. Aber ich habe gelernt, Gott zu vertrauen und geduldig zu sein. Ich weiß, dass er den richtigen Zeitpunkt kennt, und ich habe mich damit abgefunden, dass es ein Prozess ist. Es ist nicht einfach, aber ich weiß, dass es sich lohnt, treu zu sein.«

4. Ein Team von Leitern aufbauen

Pastor How brachte eine neue Perspektive in den Übergabeprozess ein, indem er nicht nur von einer Person sprach, die den Staffelstab übernimmt, sondern von einem Team von Leitern, das gemeinsam vorangeht: »Ich finde, dass das Bild des Staffelstabes nicht vollständig ist. In einem Staffellauf hört der erste Läufer auf zu laufen, bevor der nächste beginnt. Das bedeutet, dass zu jeder Zeit nur ein Läufer auf der Strecke ist. Aber in der Kirche brauchen wir mehr als einen Leiter, der läuft. Wir brauchen ein Team, das gleichzeitig läuft. Deshalb bevorzuge ich das Bild von mehreren Läufern, die gemeinsam auf der Strecke sind. In unserer Kirche sind wir nicht nur ein einzelner Seniorpastor, der den Staffelstab übergibt, sondern wir sind ein Team von Seniorpastoren, die gleichzeitig Verantwortung tragen. Jeder von uns hat seine eigene Rolle und seine eigenen Gaben, und zusammen können wir viel mehr erreichen, als einer allein«.

Lernpunkt für ältere Leiter: Überlege, wie du ein Leitungsteam aufbauen kannst, das gemeinsam die Verantwortung trägt. Dies nimmt den Druck von einem einzelnen Nachfolger und schafft ein Team, das zusammenarbeitet.

Optimiere die Kraft von drei Generationen. Video mit deutschem Untertitel.

Lernpunkt für jüngere Leiter: Sei bereit, im Team zu arbeiten. Auch wenn du der designierte Nachfolger bist, bedeutet das nicht, dass du alles allein machen musst. Nutze die Stärken der anderen und schaffe eine Umgebung, in der gemeinsames Leiten gefördert wird.

5. Wissen, wann man den Mund halten muss

Eine der ermutigendsten und zugleich herausforderndsten Lektionen aus der Podiumsdiskussion kam von Pastor How, als er sagte: »Manchmal ist es am besten, einfach den Mund zu halten.« Als älterer Leiter kann es schwierig sein, stillzubleiben, wenn man sieht, dass die jüngere Generation Entscheidungen anders trifft, als man es selbst tun würde. Doch genau das ist Teil des Wachstumsprozesses. Pastor How erklärte: »Manchmal sitze ich im Gottesdienst und denke, die Musik ist nicht nach meinem Geschmack. Aber die jungen Leute lieben es, und es funktioniert. Also lasse ich sie machen.«

Lernpunkt für ältere Leiter: Es ist wichtig, sich zurückzunehmen und den jüngeren Leitern die Freiheit zu geben, eigene Entscheidungen zu treffen – auch wenn das bedeutet, dass sie Fehler machen. Diese Fehler sind Lernmöglichkeiten, und solange die grundlegenden Werte und Prinzipien intakt bleiben, ist es entscheidend, die Entwicklung der neuen Leiter nicht zu behindern.

Ja, es ist wirklich wichtig, dass wir als ältere Generation nicht ständig eingreifen. Wenn die jungen Leiter die gleichen Werte und das gleiche Fundament haben wie wir, dann können wir ihnen vertrauen. Natürlich werden sie manchmal Dinge anders machen, als wir es tun würden. Aber das ist in Ordnung. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir selbst auch unsere eigene Zeit hatten, um zu lernen und zu wachsen. Jetzt ist ihre Zeit gekommen, und wir müssen ihnen den Raum geben, diese Verantwortung zu tragen. – Pastor How, Pastor der Heart of God Church in Singapur

Lernpunkt für jüngere Leiter: Sei dankbar für die Freiheit, die dir gegeben wird, und nutze sie weise. Auch wenn du Fehler machst, nutze sie als Chance, zu lernen und zu wachsen. Sei demütig genug, deine Schwächen anzuerkennen und dich korrigieren zu lassen.

6. Den Heiligen Geist als Führer im Prozess erkennen

Ein wesentlicher Aspekt, der sich durch die gesamte Diskussion zog, war die Abhängigkeit vom Heiligen Geist in allen Phasen des Übergabeprozesses. Pastor How sagte: »Ohne den Heiligen Geist wird es schwer sein, eine Einheit zu bewahren.« Diese Abhängigkeit von Gottes Führung hilft sowohl den älteren als auch den jüngeren Leitern, die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit zu treffen.

Lernpunkt für beide Generationen: Vertraut auf den Heiligen Geist. Egal, wie gut eure Strukturen oder Pläne sind, am Ende ist es der Heilige Geist, der den Prozess leiten muss. Nehmt euch die Zeit, miteinander und füreinander zu beten und die Weisheit des Heiligen Geistes zu suchen.

Meine Botschaft an die nächste Generation ist: Seid mutig und vertraut darauf, dass Gott euch berufen hat. Es wird immer Herausforderungen und Unsicherheiten geben, aber ihr seid nicht allein. Der Heilige Geist ist mit euch, und er wird euch führen. Habt den Mut, neue Wege zu gehen und euer Potenzial voll auszuschöpfen. Und vergesst nicht: Es geht nicht um euch, sondern um das Reich Gottes. Wenn ihr das im Herzen tragt, wird Gott euch segnen und euch Erfolg schenken. – Pastor How

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