Neulich erinnerte mich etwas an das populäre Buch »Die Prophezeiungen von Celestine« aus dem Jahr 1993 (erinnert sich jemand daran?). »Die Prophezeiungen von Celestine« ist ein belletristisches Buch, das Ideen diskutiert, die in der Spiritualität des New Age verwurzelt sind. Das Buch verkaufte sich 20 Millionen Mal und hat praktisch eine eigene kultähnliche Religion hervorgebracht, mit Gruppen, die im ganzen Land auftauchen, um die Erkenntnisse zu studieren und sie im Leben anzuwenden.

Ich entdeckte dieses Buch, als ich gerade mit dem Abitur fertig war, und war davon begeistert. Die Erkenntnisse waren aufregend (»Für jeden scheinbaren Zufall gibt es einen Grund!«) und es bot interessante Ideen über Spiritualität, die meinem jungen Verstand völlig plausibel erschienen. Ich konnte nicht aufhören, darüber zu reden. Ich erzählte all meinen Freunden davon. Ich fing an, darauf zu achten, wie sich die neun Erkenntnisse des Buches auf mein Leben auswirkten. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass mein Leben mehr Sinn hat.

Das Problem dabei? Ich war »Christin«, aber es kam mir nie in den Sinn, dass diese New-Age-Ideen durch den Glauben, den ich behauptete zu haben, sofort widerlegt werden mussten.

Mein Glaube war so oberflächlich, dass mich die erste aufregende Philosophie, der ich nach dem Abitur begegnete, umhaute – ohne dass ich auch nur geahnt hätte, dass sie im Widerspruch zu allem stand, was ich gelernt hatte.

Als ich mich letzte Woche zufällig an dieses Buch erinnerte, fragte ich mich, wie ich einen so oberflächlichen Glauben entwickeln konnte, obwohl ich 18 Jahre lang in die Kirche gegangen und in einer Familie aufgewachsen war, die Jesus zutiefst liebte.

Ein geliehener Glaube

In meiner Familie glich der Glaube einem geistlichen »Parallelspiel«. Parallelspiel ist die Phase, in der Kleinkinder gerne in der Nähe anderer Kinder sind, aber noch nicht wirklich miteinander interagieren. Sie spielen nebeneinander mit Bauklötzen, aber sie finden keinen Weg, miteinander zu spielen.

Meine Familienmitglieder lasen jeder für sich in ihrer Bibel, gingen jede Woche in die Kirche, nahmen an Gebetsketten teil und erinnerten sich gegenseitig demütig daran, dass die Pläne nur »so Gott will« in Erfüllung gehen würden.  Das waren die geistlichen Bauklötze, mit denen sie neben mir spielten.

Währenddessen ging ich in die Kirche, interessierte mich zumindest ein wenig für das, was ich hörte, war zuversichtlich, dass ich im Falle meines Todes gerettet würde, betete gelegentlich allein, nahm an Freizeiten teil, besuchte Jugendabende und erzählte jedem, der mich fragte, dass ich Christin sei. Das waren die geistlichen Bausteine, mit denen ich neben ihnen spielte.

Aber wir haben nie geistlich miteinander gespielt. Ohne dieses tiefere Engagement blieb mein Glaube einfach oberflächlich und basierte darauf, das zu leben, was die anderen um mich herum taten.

Ich verließ mein Zuhause mit einem komplett geliehenen Glauben.

Ich hatte ihn nie zu meinem eigenen gemacht, aber nicht, weil ich ihn in irgendeiner Weise abgelehnt hätte.

Viele Eltern sind erschüttert, wenn ihre Kinder als Teenager das Christentum ablehnen. Ich würde sagen, dass viele andere Eltern sich in falscher Sicherheit wiegen, wenn ihre Kinder den Eindruck erwecken, dass sie dem Glauben folgen, bis sie das Haus verlassen. Dieser Glaube ist oft nicht viel mehr als ein geliehener Glaube, der bald zerbrechen wird.

Mach keinen Fehler: Ein geliehener Glaube, der das Haus verlässt, kann genauso gefährlich sein wie ein zerbrochener Glaube.

Das Resultat ist oft dasselbe, es zeigt sich nur später.

Als ich diesen Artikel begann, wollte ich ihn »10 Anzeichen dafür, dass deine Kinder deinen Glauben nur ausleihen« nennen. Aber als ich über die Anzeichen nachdachte, die ich im Rückblick auf meine eigene Erfahrung erkennen konnte, stellte ich fest, dass sie alle auf ein einziges Merkmal zurückzuführen sind. Hier ist es:

Das wichtigste Zeichen dafür, dass deine Kinder deinen Glauben nur ausleihen, ist, dass sie selten oder nie Fragen stellen.

Warum stellen sie keine Fragen?

  • Vielleicht sind sie nur so desinteressiert, dass sie keine Fragen stellen, aber nicht so desinteressiert, dass sie das Christentum ganz ablehnen. Sie leihen sich deinen Glauben einfach für eine Weile aus, weil es das ist, was ihnen auf dem Buffet angeboten wird.
  • Sie erkennen vielleicht noch nicht, wie wichtig der christliche Glaube für ihr Leben ist. Sie nehmen ihn nur als ein weiteres Fach wahr, das sie lernen, wie Mathematik. Sie leihen sich den Glauben nur für eine Weile aus, weil sie ihn nicht für wichtig genug halten, um tiefer darüber nachzudenken.
  • Vielleicht haben sie noch nicht genug mit nicht-christlichen Ideen zu tun gehabt. Ihr Glaube wird nicht herausgefordert, um sie auf die Welt der Erwachsenen vorzubereiten. Fordere sie heraus. Wenn du es nicht tust, werden es die Menschen bald tun, die nicht gläubig sind. Sie werden sich deinen Glauben nur für eine Weile ausleihen, weil sie keinen Grund sehen, es nicht zu tun.
  • Vielleicht haben sie Angst oder sind unsicher, wie du reagieren wirst. Sie leihen sich deinen Glauben für eine Weile aus, weil sie glauben, dass das von ihnen erwartet wird.
  • Vielleicht bekommen sie woanders Antworten – meistens nicht die, die du dir wünschst. Sie leihen sich deinen Glauben für eine Weile aus, weil sie zu Hause keinen Ärger machen wollen.

Wenn deine Kinder keine Fragen stellen, fang an, IHNEN Fragen zu stellen. Öffne selbst die Tür für das Gespräch und ermutige sie dazu, so zu denken, dass sie schließlich ihren eigenen Glauben finden.

Dieser Artikel wurde zuerst von Natasha Crain verfasst und auf ihrem Blog veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner.

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