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Ich bin schon länger gemeinsam mit muslimischen Jugendlichen unterwegs. Einmal war ein muslimisches Mädchen sehr verzweifelt, weil ihr Bruder ins Gefängnis kam. Der Bruder, der die Hoffnung der Familie war. Die Familie machte ein Ritual und brachte eine Art Opfer dar, um den Bruder aus dem Gefängnis zu holen. Sie haben sich gegenseitig in den Rücken gestochen und das Blut in einem Behälter gesammelt. Sie haben ihr Blut geopfert. Das Set dafür findet man in orientalischen Läden. Das fand ich ziemlich heftig. Da steht es zwischen der frischen Minze und den Kichererbsen einfach rum. Das zeigt auch, wie viel in der unsichtbaren geistlichen Welt abgeht. Das Mädchen war total am Ende, genauso wie ihre Mutter. Da habe ich ihr einfach Gebet angeboten. Ich hatte jahrelang mit den Brüdern und der Mutter Beziehung aufgebaut. Das Mädchen wollte beten und sie sagte mir Monate später: »Ich habe nie Frieden gehabt, aber ab dem Moment, in dem wir gebetet haben, habe ich einen krassen Frieden gespürt.« Das war besser als ihr Blutopfer, das hat sie, denke ich, erkannt. Jesus hat für diesen Frieden sein Blut ja schon geopfert.

truestory IMPULSMAGAZIN

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Gerade junge Muslime verwenden in ihrer Selbstbezeichnung zunehmend lieber die Wörter Muslimin bzw. Muslim statt Moslemin bzw. Moslem, da sie weniger negativ besetzt sind.

Das war eines der krassesten Erlebnisse. Die meisten Begegnungen spielen sich in einem weniger heftigen Kontext ab. Und da gilt: Jeder Mensch ist einzigartig und anders. Auch Muslime. Denn Muslime sind sich oft untereinander genauso uneinig, was den Koran angeht, wie wir Christen es mit der Bibel sind. Auch deshalb kann man nicht von der einen Muslimin oder dem einen Muslim ausgehen. Was sie gemeinsam haben: Ihre Identität liegt in ihrer Familie. Und Familie ist Kultur. Und Kultur kann man nicht von ihrem Glauben trennen. Viele Muslime werden, wenn sie sich für Jesus entscheiden, von ihrer Familie (wenn’s gut läuft, sonst oft Schlimmeres) verbannt. Das heißt: für tot erklärt. Dann sind sie niemand mehr, denn im muslimischen Kontext ist ein Mensch ohne Familie ein Mensch ohne Identität. Es gibt nicht die Freiheit, einfach Christ zu werden, denn diese freie, persönliche Entscheidung für eine Religion kennen sie aus ihrer Tradition nicht. Ein Jugendlicher mit muslimischem Vater hat sich bei uns taufen lassen. Sein Vater durfte das natürlich nicht wissen. Andere muslimische Jungs waren dabei. Einer fragte mich: »Was ist das, was passiert da?!« Ich: »Er hat sich entschieden, mit Jesus zu gehen.« Der Junge: »Hä!? Wie entschieden?« Er konnte nicht verstehen, dass es das gibt: Dass es die Freiheit gibt, sich zu entscheiden. Als Muslim bestimmt die Geburt in die Familie deinen Glauben, deine Kultur und damit deine Identiät.

Die 3 größten Fragen von Teenagern
Wir werden diese Generation nie aktivieren, wenn wir ihre drängendsten Fragen nicht verstehen und diese mit ihnen gemeinsam beantworten. Unter den Fragen, die jedem Teenager zu jeder Zeit durch den Kopf gehen, stehen diese Fragen um Identität, Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit oft ganz oben.
Deep Dive zum Thema Identität bei Jugendlichen.
Gebet kannst du immer anbieten und das ist sehr oft der Schlüssel. (Symbolbild) Foto Muhammad Haikal Sjukri, Unsplash.

In meinen Beziehungen zu den Teens habe ich einiges gelernt, was wichtig ist, um ihnen Jesus näherzubringen. Hier eine kleine Auswahl:

Die Familie hat damit einen riesen Stellenwert. Geprägt von einer Schamkultur, spielt Respekt eine wichtige Rolle. Wenn du keinen Respekt hast, egal, wer du bist, bist du raus. In der Familie kann alles Mögliche passieren, aber von außen musst du den Respekt/die Ehre der Familie vor anderen wahren. Daher dringt kaum was an Leute, die außerhalb der Familie sind. Egal, wie schlimm es ist. Wenn du einen authentischen Einblick in eine Familie haben willst, dann musst du sie respektieren. Nur dann vertrauen sie dir vielleicht irgendwann.

Gebet kannst du immer anbieten und das ist sehr oft der Schlüssel.

Wichtig ist, respektiere ihre Kultur, versuche nicht eine/r von ihnen zu werden, sondern akzeptiere die Distanz. Versuche, sie zu verstehen, ohne ihnen das Gefühl zu geben, dass du sie total verstehst, weil du einen Döner gegessen hast und dreimal »Wallah« im Satz benutzt oder mal Urlaub in der Türkei gemacht hast … 😅

Wenn du mit Muslimen arbeiten möchtest, höre ihnen mehr zu als selbst zu reden, koste ihr Essen (es ist mega lecker und es gibt mehr als Döner) oder feiere mit ihnen Ramadan. Erkundige dich, warum sie beten, wie sie beten. Gebet ist eine super Brücke. Gebet kannst du immer anbieten und das ist sehr oft der Schlüssel. Trau dich ruhig, wenn du das Gefühl hast, dass es dran ist. Gebet wurde mir nie abgeschlagen, im Gegenteil, oft war der unausgesprochene Wunsch direkt greifbar. Sie haben meist im Verborgenen schon viel Bekanntschaft mit der geistlichen Welt gemacht. Leider meistens keine positive, z. B. legen sie Flüche auf Menschen – eine bewährte Methode, wenn sie Stress miteinander haben. Gott sei Dank ist Jesus mit seinem Blut immer der Stärkere und den sollten sie kennenlernen. Und da ist Gebet entscheidend.

Muslime verstehen das Wort »Gnade« nicht. Ganz schlimm ist für sie, dass Jesus für uns Mensch und wahrer Gott ist. Für sie ist er ein heftiger Prophet. Sie denken, er ist vom Kreuz heruntergestiegen. Aber auf keinen Fall ist Gott Mensch oder von den Toten auferstanden.

Du kannst dir als Muslim viel verdienen, »den geraden Weg« gehen. Wenn du jedoch z. B. im Ramadan einmal nicht fastest, musst du, glaube ich, für einen Tag, drei Tage wiederholen. Ich hatte Jugendliche bei mir, die fast ohnmächtig wurden, weil sie im Hochsommer nichts getrunken und gegessen haben. Aber keiner hätte aufgegeben, denn dabei geht es um Leistung.

Muslime sind oft geschockt von unserem Umgang mit unseren Bibeln. Sie müssen sich die Hände waschen, bevor sie den Koran anfassen. Muslime haben Angst vor Gott. Das treibt sie an. Sie wollen ein besserer, »gerader« Mensch werden. Dass Gott auch Liebe ist, dass er gnädig ist und keine Eigenleistung oder Opfer verlangt, ist für sie schwer auszuhalten. Viele opfern sich für ihre Familie auf. Aber für sie ist es unvorstellbar, dass sich Gott für uns opfert.

Ich habe erlebt, dass es mega ist, wenn man offen von Jesus spricht und auch diskutiert. Sie nehmen dich ernster, wenn du einen starken Jesus- und Gottes-Glauben hast, als wenn du dich nicht traust, Stellung zu beziehen. Das respektieren sie und ich habe ja schon am Anfang erwähnt, wie wichtig ihnen RESPEKT ist.

Ich habe erlebt, dass es in der Gruppe immer schwieriger ist, mit ihnen über Jesus zu sprechen als im Einzelgespräch. Denn wenn sie mir im Shisha-Café zeigen, was sie am liebsten essen, sprechen wir über Liebe, Jesus und was es bedeutet, nicht ein guter Mensch sein zu müssen. Das hilft.

Lebe es vor. Interessiere dich wirklich für sie. Mit einigen Kindern und Jugendlichen waren wir zusammen im Moviepark oder Surfen. Erlebnisse, die uns zusammengeschweißt haben und bei denen wir einfach im Kleinen gemeinsam das Leben gefeiert haben. Mir ist immer wieder passiert, dass sie mich bekehren wollten und es hat mich nicht genervt. Im Gegenteil, sie denken ja auch, dass ich verloren bin und aus meiner Sicht ist es wertschätzend und zeigt mir, dass sie mich gerne mit sich zusammen im Himmel sehen wollen 😅.

Auch Musik kann ein Gesprächsanlass sein. Sie haben mir Lieder gezeigt, die sie bewegen und wir haben sie gehört. Genauso wie Sport, denn im Sport sind wir alle eins, egal, wo wir herkommen. Sucht euch eine gemeinsame Leidenschaft. Auch über politische Themen kann man sprechen. Sie lieben es, wenn man eine klare Meinung hat. Am meisten begegnet man sich allerdings beim gemeinsamen Essen, Trinken und Kochen ihres Lieblingsessens und ihrer Lieblingsgetränke. Mittlerweile kenne ich jede Sorte Thunfischpizza.

Wenn du sie zu einer Aktion, einer Veranstaltung einlädst, dann achte in kleinen Dingen darauf, dass sie sich respektiert und gesehen fühlen. Sorge für Halal-Fleisch oder wenigstens Alternativen zu Schwein. Das machen wir für die Veganer ja auch. Achte darauf, dass du keine Süßigkeiten (z. B. Gummibärchen) mit Schweinegelatine anbietest. Das bedeutet ihnen unendlich viel, weil sie sich gesehen fühlen. Wenn sie das erste Mal genüsslich in ein Fleisch beißen, dass du gegrillt hast, ohne sich das Etikett zeigen zu lassen, weißt du, sie vertrauen dir.

Gespräche über Fakten des Glaubens sind oft schwierig, weil sie sich, wie anfangs erwähnt, oft untereinander nicht einig sind. Wenn du aber ihr/e Freund/in wirst, und zwar echt und nicht vorgespielt, dann ist alles möglich. Dann werden sie eine neue Welt, eine neue Kultur kennenlernen und einen Vorgeschmack auf eine neue Identität erhalten. Eine Identität, in der sie befreit und errettet sind und das nicht aus irgendwelchen Ritualen oder durch die Einhaltung des Ramadans, sondern durch Jesus.

Nicht nur du kannst etwas geben und sie beschenken. Man bekommt viel zurück: Humor, Treue, Gastfreundschaft und Respekt. Aber die größte Liebe, die jegliche Kultur durchdringt, ist Jesus selbst. Wenn er beim Döner mit am Start ist, mit oder ohne Scharf, kann das Schärfste passieren. 😅

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