Freundschaften prägen unsere Teenager stark. Als Eltern und pädagogisch Verantwortliche können wir ihnen beibringen, sowohl gute als auch schwierige Beziehungen zu navigieren.

Statt direkt einzugreifen, sollten wir unsere Kinder ermutigen, über ihre Freundschaften nachzudenken: Was macht eine Freundschaft wertvoll oder toxisch? Wie kann man ungesunde Beziehungen erkennen und lösen?

Unser neuer Ratgeber zum Thema »Freundschaft« gibt dir die Werkzeuge an die Hand, um diese Gespräche zu führen. Lass uns unsere Kinder unterstützen, starke und positive Beziehungen aufzubauen.

Liebe Grüße
— Andy und das MRJ Team

PS: Andere verkaufen dir Abos. Wir nicht. Mit MrJugendarbeit versorgen wir aktuell 6.404 leidenschaftliche Pädagogen von Jugendlichen mehrmals die Woche kostenlos mit Ressourcen. Bitte spende jetzt dafür!

PPS: Wurde dir dieser Newsletter weitergeleitet? Melde dich hier an!

Eine Nachricht vom ERF:


Netzwerktag: Mission in Media
... für alle, die evangelistisch im Medienbereich unterwegs sind.

Am 15. Mai 2024 lädt „ERF - Der Sinnsender“ von 10-17 Uhr zum ersten „Netzwerktag: Mission in Media“ ins Medienhaus in Wetzlar ein.

Das Ziel des Tages ist: austauschen, vernetzen, Erfahrungen teilen und Impulse für die inhaltliche Arbeit mitnehmen.
Keynote-Sprecherin ist Bernadette Lang, Gründerin der HOME Akademie in Salzburg. Sie spricht zum Thema: „TOGETHER we have the mind of Christ“. Weitere Referentinnen und Referenten geben Einblick zu den Themen: „Digitale Wege der Mission“ oder auch „Storytelling im Wandel der Zeit - Menschen über Social Media für Jesus begeistern“.

Melde dich jetzt an zum ersten „Netzwerktag: Mission in Media“.
Du bist herzlich willkommen.
www.erf.de

»Freundschaft… Sie entsteht in dem Moment, in dem ein Mann zu einem anderen sagt: ›Was! Du auch? Ich dachte, ich wäre der einzige!‹« —C.S. Lewis in Die vier Arten der Liebe (The Four Loves)

Dieser Leitfaden soll helfen, die folgenden Fragen zu diskutieren:

  • Was bedeutet Freundschaft?
  • Welche Elemente prägen die Dynamik einer Freundschaft?
  • Welchen Einfluss haben soziale Medien auf Freundschaften?
  • Was sagt die Bibel über gesunde Freundschaften?
  • Wie kann ich meinem Teenager dabei helfen, neue Freundschaften zu schließen?

Gleichgesinnte Seelen

Wer war dein erster bester Freund? Vielleicht war es das Mädchen, mit dem du immer von der Schule nach Hause gelaufen bist, oder der Junge, der sich immer mit dir auf dem Spielplatz getroffen hat. Vielleicht bist du immer noch mit dieser Person befreundet, vielleicht auch nicht. Womöglich ruft sie nur noch eine schöne Erinnerung irgendwo aus dem Hinterkopf hervor – eine Erinnerung an unschuldige Zeiten und die besondere Süße der Erkenntnis, dass du zum ersten Mal deinen Menschen gefunden hast.

In Lucy Maud Montgomerys zeitlosem Roman, Anne of Green Gables (Anne in Avonlea), freundet sich dessen Heldin – die temperamentvolle und frühreife Anne – mit Diana, einem Mädchen aus der Nachbarschaft an. Für Anne jedoch ist Diana mehr als nur eine Freundin, sie ist ihre Seelenverwandte. Dieser Ausdruck ist sehr interessant und wirft ein Licht auf die Komplexität von Freundschaft.

Die Idee von einer gleichgesinnten Seele weist auf eine Verbindung hin, die tiefer als das geht, was das Wort »Freund« oder »Freundin« impliziert. Sie spielt auf die Ebenbürtigkeit der Seelen an, eine Verbindung zwischen zwei gleichen Gedankenwelten. Die Tiefe einer solchen Freundschaft erleben die wenigsten. Diejenigen, die eine Freundschaft dieser Art bereits erleben durften, wissen, wie unerlässlich Freundschaft für unsere Menschlichkeit ist. In vielerlei Hinsicht ist Freundschaft eines der wichtigsten Dinge, die uns überhaupt zu Menschen machen.

»Heute Nacht, da träume ich, wenn ich im Bett bin
Wenn mir dumme Gedanken durch den Kopf gehen
Von Käfern und dem Alphabet
Und wenn ich morgen aufwache, wette ich
Dass du und ich wieder zusammen zur Schule gehen« —»We’re Going to Be Friends« von The White Stripes

Warum ist Freundschaft wichtig?

Einfach gesagt ist Freundschaft die Verbindung zwischen zwei Menschen. Jedoch ist das Ganze in der Praxis viel komplizierter. Die Encyclopaedia Britannica definiert Freundschaft als einen »Zustand von beständiger Zuneigung, Wertschätzung, Intimität und Vertrauen zwischen zwei Menschen«. In einem Artikel, der von der US-amerikanischen Nationalbibliothek für Medizin (NLM) und den Nationalen Gesundheitsinstituten (NIH) publiziert wurde, wird darauf hingewiesen, dass Definitionen wie diese 

»...implizieren, dass Freundschaft von beiden Beteiligten als eine zweiteilige Beziehung angesehen wird und durch ein Band oder eine Bindung der gegenseitigen Zuneigung charakterisiert ist. Sie ist nicht obligatorisch, erlegt dem anderen keine formalen Pflichten oder gesetzlichen Verpflichtungen auf und ist typischerweise egalitärer Natur und fast immer durch Geselligkeit und gemeinsame Aktivitäten gekennzeichnet...«

Das ist ganz schön viel auf einmal, daher schauen wir uns das noch einmal genauer an. Freundschaft ist eine Beziehung zwischen zwei Personen, die einander wichtig sind. Niemand zwingt diese Personen in die Beziehung und es wird von keinem Mitglied etwas Bestimmtes verlangt. Beide sehen einander als gleichwertig an und sie bleiben Freunde, weil sie die Gesellschaft des anderen genießen und gerne gemeinsam Dinge unternehmen. In dem Artikel heißt es weiter, dass diese Art von Beziehungen für die Freude und das Wohlergehen des Menschen essenziell ist. Freundschaften sind Bindungen, auf denen ein Großteil unseres Lebens aufgebaut ist. Egal, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht.

In vielerlei Hinsicht ist Freundschaft eines der wichtigsten Dinge, die uns überhaupt zu Menschen machen. Unsplash+

Warum spielt Freundschaft eine Rolle?

Freundschaften machen uns nicht nur glücklich, sondern sind auch notwendig zum Überleben. Forschungen haben ergeben, dass unsere Gesundheit ohne Freundschaften nachlässt; wohingegen diejenigen mit mehreren engen Freundschaften dazu tendieren, ein größeres Maß an Gesundheit und Freude zu empfinden. Laut dem »Journal of Epidemiology and Community Health« haben »zahlreiche Studien berichtet, dass eine enge Verbindung zu anderen Menschen, verschiedene Vorteile für die eigene Gesundheit verleiht … soziale Beziehungen bleiben eine wichtige Gesundheitsquelle bis ins hohe Alter«. Freundschaft hilft uns dabei, uns weniger alleine zu fühlen und die Gewissheit, dass eine andere Person sich um uns sorgt und uns helfen kann, reduziert drastisch unser Stresslevel, was wiederum einen positiven Effekt auf unseren Körper hat.

Nicht nur aus physiologischer Sicht spielt Freundschaft eine Rolle, denn auch unsere emotionale und mentale Entwicklung ist von ihr abhängig. Ein Artikel in »The Atlantic« spricht über die Wichtigkeit von Freundschaften in der Mittelstufe zu haben:

»Es erscheint logisch, dass sobald Eltern nicht mehr als soziale Puffer dienen, Freunde nun diese Rolle einnehmen, da sie sehr relevant im Leben von Teenagern sind. Eine Studie aus dem Jahr 2011 hat genau das bei Elf- und Zwölfjährigen nachgewiesen. Die Kinder hielten regelmäßig fest, wie sie sich selbst fühlen und ihre Erfahrungen im Laufe des Tages empfanden und wer bei ihnen war. Ihr Cortisolspiegel wurde ebenfalls gemessen. Sobald ein bester Freund/eine beste Freundin während bedeutsamen Ereignissen an ihrer Seite war, ließen negative Gefühle nach, der Cortisolspiegel sank und das Selbstwertgefühl wurde gestärkt.«

Freunde bringen Kindern bei, sich selbst wertzuschätzen, indem sie von ihren Freunden geschätzt werden. Dies erlaubt Kindern, ihre Freunde nachzuahmen und sie entwickeln positive Gefühle sich selbst gegenüber. Zudem lernt man von Freunden wichtige Lebensskills, wie zum Beispiel: Vertrauen, Kommunikation, Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit. Sie bieten einen sicheren Raum für die Bewältigung von Konflikten und ermöglichen die ersten Möglichkeiten zur Selbsterfahrung in sozialen Situationen.

Kinder und Jugendliche können bei ihren Freunden auf eine Art und Weise sie selbst sein, wie sie es bei ihren Eltern nicht sein können.

Das erlaubt ihnen eine gesunde Entwicklung ihrer Selbstwahrnehmung und ihres Identitätsgefühls. Wenn sie erwachsen werden, schaffen Freundschaften eine Grundlage, auf welche Jugendliche ihre Überzeugungen darüber aufbauen, auf das, was wichtig und was nicht, und erhalten regelmäßig Rückmeldung zu ihrem Verhalten, ihren Wünschen und Zielen.

Es gibt einen ganz besonderen Anreiz, Freundschaften zu bilden, der alle anderen übertrifft: Einsamkeit. Einsamkeit wird sogar mithilfe des Begriffs der Freundschaft definiert; Dictionary.com beschreibt Einsamkeit als »Traurigkeit, da jemand keine Freunde oder Gesellschaft hat«. Wir Menschen sind nicht dazu gemacht, alleine zu sein. Vor der Erschaffung von Eva spricht Gott zu Adam: »Es ist nicht gut, dass der Mensch so allein ist« (1. Mose 2,18). Einsamkeit nagt an uns und ruft Gefühle der Depression, Angst und Isolation hervor. Ein Artikel, der in »Annals of Behavioral Medicine« veröffentlicht wurde, besagt:

»Als soziale Spezies ist der Mensch auf ein sicheres soziales Umfeld angewiesen, um zu überleben und zu gedeihen. Die Wahrnehmung sozialer Isolation oder Einsamkeit erhöht die Wachsamkeit gegenüber Bedrohungen und verstärkt das Gefühl der Verletzlichkeit, während sie gleichzeitig den Wunsch weckt, sich wieder zu verbinden. Implizite Wachsamkeit aufgrund sozialer Bedrohung verändert psychologische Prozesse, die die körperliche Funktion beeinflussen, die Schlafqualität verringern und Morbidität und Mortalität erhöhen.«

Das Verlangen danach, das Einsamkeitsgefühl zu vermindern, ist ein Teil unserer menschlichen Natur. Daher ist Freundschaft so ein maßgeblicher Bestandteil der menschlichen Erfahrung. Aus rein biologischer Sicht bilden Freunde unser Rudel – sie sind unser Schutz, unsere Gesellschaft, die Personen, mit denen wir gemeinsam jagen und uns versammeln. Die Newport Academy, eine jugendtherapeutische Einrichtung, geht genauer auf die wissenschaftliche und soziale Bedeutung von Freundschaft ein:

»Eine Studie benutzte Daten aus einer landesweiten repräsentativen Stichprobe von mehr als 111.000 Jugendlichen. Die Forschenden haben untersucht, ob Jugendliche, die in Freundschaftsnetzwerke integriert waren, eine bessere mentale Gesundheit aufwiesen, gemessen an einer Reihe von depressiven Symptomen. Die Ergebnisse haben deutlich gemacht, dass Jugendliche mit mehr Freunden weniger Anzeichen einer Depression hatten. Zudem erlebten diejenigen mit einem Freundschaftsnetzwerk ein Gefühl der Zugehörigkeit. Infolgedessen hatten diese Jugendlichen positivere Gefühle in Bezug auf ihre Beziehungen zu anderen Menschen in der Gesellschaft.«

Je weniger wir einsam sind, desto bessere Menschen können wir sein. Freunde bringen uns bei, wie und wer wir sein sollen. Sie prägend die Person, zu der wir werden und sie sind das Fundament, auf dem wir sowohl unser soziales Leben, als auch unsere Selbstwahrnehmung bauen. 

Zum Nachdenken: Wann hast du dich in deinem Leben einsam gefühlt? Wie bist du damit umgegangen? Welche Art von Freunden hast du jetzt in deinem Leben?

Was macht eine Freundschaft aus?

Es gibt viele Facetten von Freundschaft, vor allem im technologischen Zeitalter, in dem Freundschaft häufig über mehr definiert wird als »die Person, mit der man am meisten Zeit verbringt«. Einige Dynamiken, die die Entwicklung von Freundschaften beeinflussen, sind Gruppen, beste Freunde, die sozialen Medien, Familie, körperliche Intimität und Romantik. Es ist wichtig, die unterschiedlichen Komponenten einer Freundschaft zu erkennen und zu verstehen, um gewährleisten zu können, dass sie alle auf gesunde Weise gehandhabt werden und sich nicht toxisch auf die Beziehung auswirken.

Welche Auswirkungen haben Freundesgruppen auf Jugendliche?

Freunden begegnet man meistens zu zweit, zu dritt oder in ganzen Gruppen. Freundesgruppen können auf der einen Seite sehr wohltuend, auf der anderen Seite aber auch sehr gefährlich sein, je nach »Gesundheitszustand« einzelner Mitglieder. In einem Artikel für The Atlantic, zieht Lydia Denworth einen Vergleich zwischen Jugendlichen Freundesgruppen und dem Experiment zweier Wissenschaftler mit Mäusen:

»Nach der Aufzucht einer Gruppe gleichaltriger Mäuse verabreichten ihnen Steinberg und Chein Alkohol. Dieser ist ein Auslöser für das Belohnungssystem im Gehirn von Mäusen, ebenso wie im menschlichen Gehirn. Die Wissenschaftler wählten zufällig aus, ob die Mäuse alleine oder in der Anwesenheit der anderen gleichaltrigen Mäuse getestet wurden. Hierbei wurde die eine Hälfte als Heranwachsende und die andere Hälfte als Erwachsene getestet. In Anwesenheit der anderen Mäuse tranken die heranwachsenden Mäuse mehr, als wenn sie alleine waren. Bei den Erwachsenen gab es keinen Unterschied in der getrunkenen Menge. ›Es gibt da etwas im Gehirn von heranwachsenden Säugetieren, das besonders empfindlich auf den Einfluss von Gleichaltrigen reagiert und in Gegenwart dieser mehr nach Belohnung strebt‹, sagt Steinberg. Anstatt ›Gruppenzwang‹ oder ›-druck‹ zu nennen, bezeichnen sie das Phänomen als ›Gruppenpräsenz‹.«

Gruppen können Jugendliche dazu animieren, Vergnügen und intensive Erfahrungen zu suchen, was meistens harmlos ist. Raufereien, Rennen, Schreien und anderes wildes Verhalten sind energiegeladene und bereichernde Aktivitäten, die bei jungen Heranwachsenden üblich sind. Bei älteren Jugendlichen können diese »belohnenden« Aktivitäten auch das Teilen von Geheimnissen, tiefgründige Gespräche, Späße machen, Lachen sowie allgemeine Albernheiten beinhalten. Diese Aktivitäten können bei den Jugendlichen die Belohnungszentren des Gehirns aktivieren, indem sie das Bindungshormon Oxytocin und das Glückshormon Endorphin freisetzten.

Gruppenpräsenz: In der Gegenwart der Gruppe streben Heranwachsende mehr nach Belohnung und reagieren besonders empfindlich auf den Einfluss von Gleichaltrigen. Unsplash+

Allerdings besteht die Gefahr, dass eine Gruppe einzelne Jugendliche dazu anstiftet, nach immer intensiveren Belohnungserlebnissen zu suchen, beispielsweise durch Alkohol oder Drogen. Der oben angeführte Artikel von The Atlantic stellt es als sehr untypisch dar, dass Jugendliche Alkohol und Drogen zum ersten Mal alleine auszuprobieren.

Die meisten Jugenderfahrungen mit diesen Substanzen sind ein Resultat des Versuchs, eine Gruppe, in der diese Aktivitäten vorkommen, zu beeindrucken oder in sie hineinzupassen. 

Jugendliche, die alleine in einen Fahrsimulator gesteckt wurden, machten im Großen und Ganzen nur halb so viele Fehler wie diejenigen, die ihre Freunde dabei hatten. Es lässt sich nicht leugnen: Die Anwesenheit von Gruppen kann das Leben für junge Menschen gefährlicher und schwieriger machen, die in ihren Überzeugungen und Handlungsweisen noch nicht gefestigt sind – was nur wenige Jugendliche von sich behaupten können. 

Das bedeutet jedoch nicht, dass, nur weil dein Jugendlicher eine Freundesgruppe hat, er oder sie automatisch den Weg zum Substanzmissbrauch einschlägt. Anstatt sich über die Entscheidungen deiner Teens Sorgen zu machen, hilf ihnen, eindeutig sagen zu können, wer sie sind und welche Werte sie vertreten. Dadurch werden sie eher in der Lage sein, Drogen oder Alkohol abzulehnen, wenn sie ihnen angeboten werden. Und falls er oder sie sich mit Leuten abgibt, die solche Sachen anbieten, frage lieber nach, ob das die Menschen sind, mit denen diese junge Person Zeit verbringen möchte. Manchmal brauchen Jugendliche nur einen Ausweg. Und außerdem sorgen harmlose, lustige Gemeinschaftserlebnisse für mehr und bessere Belohnungs-Neurotransmitter als irgendwelche Substanzen es tun; denn die Kombination mit Oxytocin und anderen Bindungshormonen ist besser als pures Dopamin.

Zum Nachdenken: Welche positiven und weniger positiven Erfahrungen hast du bisher in Freundesgruppen gemacht? Wie bist du in der Vergangenheit mit dem Druck von Gleichaltrigen umgegangen?

Was ist mit »besten Freunden«?

Es geschieht eher selten, dass jemand durchs Leben geht, ohne zumindest für einen gewissen Zeitraum einen besten Freund/eine beste Freundin zu finden. Obwohl beste Freunde kommen und gehen, erinnert uns ihre Präsenz daran, dass wir einzigartig liebenswert sind. Manche dieser Freunde bleiben über Jahre, manche für ein ganzes Leben und werden genauso wichtig für die Identität und das Selbstgefühl, wie der Partner oder die eigenen Kinder. Laut einer Studie von Pew Research geben 98% aller Jugendlichen an, einen besten Freund/eine beste Freundin zu haben und lediglich 2% behaupten, niemanden zu haben, den sie als engen Freund/enge Freundin bezeichnen würden.

Viele Elternteile äußern Bedenken über die besten Freunde ihrer Kinder. Was, wenn sie zu exklusiv sind? Was, wenn sie andere Kinder ausschließen und ihnen das Gefühl geben, weniger wert zu sein? Was, wenn sie in der Nähe ihres besten Freundes zu jemandem werden, der sie sonst nicht wären? Diese Bedenken sind völlig gerechtfertigt, aber es ist wichtig, daran zu denken, dass es gesund ist, einen besten Freund zu haben. Beste Freunde bringen Kindern bei, wie man eine bedeutende Beziehung mit einer Person führt – was sie nicht nur auf die Beziehung zu einem Ehepartner vorbereitet.

Beste Freunde ermöglichen es, ein Maß an Vertrauen und Verletzlichkeit zu entwickeln, das man in einer Gruppe oder der Familie vielleicht nicht erreicht.

Es ist in Ordnung, wenn man nur einen besten Freund hat und das bedeutet nicht, dass ein Kind andere Kinder ausschließt – nicht jeder muss der beste Freund deines Jugendlichen sein, denn nicht jeder ist dazu geeignet.

Zum Nachdenken: Wer war deine erste beste Freundin oder dein erster bester Freund? Wie hast du dich in dieser Freundschaft gefühlt?

Wie verändern soziale Medien Freundschaften?

Die Generationen Z und Alpha wachsen in merkwürdigen Zeiten auf, in denen Freundschaften nicht mehr davon abhängen, in wessen Gegenwart man die meiste Zeit verbringt. Im technologischen Zeitalter sind Online-Freundschaften weit verbreitet und es ist normal, dass junge Menschen das Gefühl haben, in einem Online-Raum wie Instagram, TikTok oder Reddit eine Gemeinschaft gefunden zu haben. All diese Plattformen wurden mit dem Ziel entwickelt, eine Art von Gemeinschaft zu schaffen; sie ermutigen zum Kommentieren und Ausdrücken von Anerkennung (Likes), sie unterstützen Dialoge und die Art der Spiegelung, die man auch in einer Offline-Freundesgruppe finden würde.

Soziale Medien ermöglichen es Jugendlichen, auch ihre Beziehungen zu persönlichen Freunden regelmäßiger zu pflegen. Die bereits oben erwähnte Pew-Studie fand zudem heraus, dass sechs von zehn Schülern täglich online Zeit mit ihren Freunden verbringen, wohingegen nur zwei von zehn sagen, sie würden sich täglich in Person mit Freunden treffen. Diese unmittelbare Erreichbarkeit wurde im 21. Jahrhundert ein wichtiger Bestandteil von Freundschaften.

Unsere Fähigkeit, augenblicklich mit anderen in Kontakt zu treten, kann zur Entstehung von Freundschaften beitragen, die in mancherlei Hinsicht enger sind als je zuvor.

Natürlich gibt es auch negative Seiten dieser uneingeschränkten Verfügbarkeit. Kinder können sowohl online als auch im echten Leben ungesunden Gemeinschaften finden. Der Zugang zu diesen schädlichen Gruppen ist jedoch einfacher, wenn junge Menschen nicht mehr das Haus verlassen müssen, um mit ihren Online-Freunden in Kontakt zu treten. Hinzu kommt der schulische und außerschulische Leistungsdruck, der durch die schiere Anzahl der Augen, die Jugendliche auf sich gerichtet sehen, nur noch verstärkt wird. Es besteht die Gefahr, dass die junge Person online ein anderer Mensch wird, als sie in Wirklichkeit ist.

Soziale Medien ermöglichen es Jugendlichen, auch ihre Beziehungen zu persönlichen Freunden regelmäßiger zu pflegen. Unsplash+

Online-Freundschaften werden nicht mehr von der Bildfläche verschwinden. Tatsächlich wird es wahrscheinlich immer häufiger vorkommen, dass Kinder Freunde haben, zu denen sie ausschließlich online den Kontakt pflegen. Dieser Umstand ist nicht zwangsläufig ein Problem, aber er unterstreicht die Notwendigkeit, dass wir Kindern und Jugendlichen ein gutes und umfassendes Bewusstsein für Sicherheit im Internet vermitteln müssen. Zudem solltest du die Kommunikationswege stets offen halten, damit sich deine Jugendlichen vertrauensvoll an dich wenden können, falls sie sich in einer gefährlichen Situation befinden.

Zum Nachdenken: Wie nutzt du derzeit soziale Medien? Wie oft kommunizierst du mit deinen Freunden über soziale Medien oder liest ihre Posts?

Welche Rolle spielt die Familie in Freundschaften?

Auch wenn die meisten Menschen nicht sofort daran denken, ist die Familie ein wesentlicher Bestandteil der Freundschaft – sowohl als Einfluss als auch als Quelle. Wie und wer unsere Familie ist, bestimmt, wie wir Freundschaft sehen, wie wir mit anderen interagieren und wie wir uns selbst in Freundschaften sehen. Eltern leben ihren Kindern Freundschaften vor und mit unseren Geschwistern üben wir Freundschaften ein. Es ist wichtig, die Bedeutung der Familie für die Entwicklung von Freundschaften anzuerkennen, damit der Einfluss von Freundschaften innerhalb der Familie auf gesunde und bewusste Weise genutzt und gepflegt werden kann.

In ihren ersten Lebensjahren sind Kinder auf ständige und konsequente Betreuung angewiesen. Wenn sie älter werden, teilen sie die Last dieser Betreuung mit ihren Freunden.

Ein gesunder Elternteil kann diese Last an die Freunde seines Kindes weitergeben und überlässt ihnen dadurch einen Teil der Verantwortung für die Betreuung des Kindes.

Denn Freunde helfen Kindern dabei, zu verstehen, wer sie sind und wo sie hingehören, und unterstützen sie bei der Bewältigung von Scheitern und Zurückweisung. Auch wenn es Überwindung kosten kann, diese Verantwortlichkeiten abzugeben, ist es unerlässlich, dass Kinder einen sozialen Kreis außerhalb der Familie aufbauen, wenn sie eines Tages bereit sein sollen, auf eigenen Füßen zu stehen.

Die Familie ist jedoch nicht nur die Ausgangsbasis für Freundschaften. Sie kann eine Quelle für einige der wichtigsten Freundschaften sein, die ein Jugendlicher jemals haben wird. Wenn ein Teenager von der Kindheit zum Erwachsenenalter heranwächst, neigt er oft dazu, sich mit seinen Eltern anzufreunden, indem er nicht mehr unter der vollen Verantwortung der Eltern steht, sondern ihnen nun zum Teil gleichgestellt ist. Die Freundschaft mit einem Elternteil kann eine der lohnenswertesten Beziehungen im Leben einer jungen Person sein. Schließlich ist die beste Art von Freund jemand, der dich besser kennt als alle anderen.

Familie kann eine Quelle für einige der wichtigsten Freundschaften sein, die ein Jugendlicher jemals haben wird. Unsplash+

Die Grenze zwischen Elternteil und Freund zu ziehen, ist mitunter schwierig. Auf der einen Seite kann es verlockend klingen, die Verantwortung der Elternrolle abzugeben und in die Rolle des engsten Freundes deines Kindes zu schlüpfen. Auf der anderen Seite könnte die elterliche Verantwortung bereits so sehr auf dir lasten, dass dir die Vorstellung, eine Freundschaft mit deinem Kind zu entwickeln, beinahe unmöglich erscheint. Die Balance findet man durch Kommunikation. Ein offener Dialog mit deinem Kind, gibt ihm das Gefühl, gehört und als Freund geschätzt zu werden, und hilft dir bei deinen Entscheidungen als Elternteil. Und natürlich kannst du dein Kind auch fragen, wie es deinen Spagat zwischen Freundschaft und Elternschaft empfindet.

Zum Nachdenken: Wie würdest du reagieren, wenn dein Kind dir sagt, dass es dich mehr als Freund und weniger als Vater oder Mutter braucht? Wie kannst du die Balance zwischen Freundschaft und Elternschaft aufrechterhalten?

Wie viel körperliche Intimität ist in Freundschaften normal?

C.S. Lewis sagt über die Freundschaft:

»Für die Menschen von früher schien Freundschaft die glücklichste und vollkommen menschlichste aller Lieben zu sein; die Krone des Lebens und die Schule der Tugend« – C.S. Lewis in »Die vier Arten der Liebe – The Four Loves«

Die Ilias erzählt von der äußerst körperlichen und leidenschaftlichen Freundschaft zwischen Patroklos und Achilles, die deshalb von vielen modernen Gelehrten als sexuell interpretiert wird – obwohl es keine historischen Beweise gibt, die diese Annahme unterstützen. 

Die Generationen Z und Alpha sind womöglich näher an den Menschen von früher dran – an Patroklos und Achilles – als jede andere Generation vor ihnen und ihre Fähigkeit zur körperlichen Intimität in Freundschaften zeigt das. Insbesondere die Gen Z schätzt platonische Freundschaften mehr als romantische Beziehungen, obwohl wir heutzutage in einer Welt leben, die genau das Gegenteil tut. Doch dieser Umstand hat dazu geführt, dass Körperlichkeit von Sexualität unterschieden wird, sodass erstere genauso oft – wenn nicht sogar öfter – mit Freunden als mit Liebhaberinnen und Liebhaber in Verbindung gebracht wird.

Ein bekannter Satz aus einem TikTok-Trend lautet. »Kiss the homies goodnight« (Gib deinen Kumpels einen Gutenachtkuss); eine Erinnerung an junge Männer, ihren Freunden gegenüber körperliche Zuneigung zu zeigen, um sich von dem Stereotyp loszulösen, dass Männer nicht liebevoll miteinander umgehen sollten. Auch wenn diese Idee manchen Generationen lächerlich erscheint, die in den 1950ern von der extrem konservativen Philosophie zur Körperlichkeit geprägt wurden oder die, die Angst davor haben, dass die extrem ausgelebte Sexualität der 60er und 70er zurückkehrt; körperliche Zuneigung unter Freunden ist bei Weitem keine neue Praxis und tatsächlich ist die Besorgnis darüber ein eindeutig westliches Phänomen

In der Bibel findet man Beispiele für enge platonische Beziehungen. David und Jonathan bildeten eine der gesündesten Freundschaften, die in der Heiligen Schrift zu finden ist, und ihre Liebe wurde als »wunderbarer als die Liebe einer Frau« beschrieben (vgl. 2. Samuel 1,26). Judas verrät Jesus mit einem Kuss (vgl. Lukas 22,48), der als Akt der Freundschaft gewertet worden wäre. Paulus beendete seine Briefe häufig mit der Aufforderung: »Grüßt einander mit einem heiligen Kuss.« In vielen Ländern Osteuropas, Asiens und des Nahen Ostens ist es für befreundete Frauen wie auch Männer üblich, dass sie Hand in Hand oder mit dem Arm umeinander gehen. Nur im Westen – der im Laufe der letzten Jahrzehnte zweifellos sexbesessen geworden ist – wird körperliche Nähe unter Freunden als eindeutiges Zeichen sexueller Anziehung gewertet.

Dennoch sollte es Grenzen für körperliche Zuneigung in Freundschaften geben, genauso wie es Grenzen für jegliche Art von Intimität innerhalb von Freundschaften geben sollte. Wie bereits erwähnt, ist der Westen besonders sexbesessen und Fragen bezüglich der sexuellen Anziehung stehen oft im Raum, wenn sich Freunde körperlich nahe sind – egal ob diese Fragen von außen oder von innerhalb einer Freundschaft kommen.

Insbesondere die Gen Z schätzt platonische Freundschaften mehr als romantische Beziehungen. Unsplash+
Für junge Menschen, denen beigebracht wurde, dass jegliche Gefühle für das gleiche Geschlecht ein Zeichen für eine queere Orientierung sein müssen, kann körperliche Nähe diese Gedanken und Bedenken noch verstärken.

Wenn wir als Eltern unseren Kindern helfen wollen, körperliche Vertrautheit mit einem Freund oder einer Freundin zu erleben, ohne ihre Sexualität grundsätzlich in Frage zu stellen, ist es wichtig, dass wir eine offene Kommunikation pflegen. Wenn du deine Jugendlichen fragst, warum sie mit ihren Freunden kuscheln oder Händchen halten und wie sie sich dabei fühlen, ermutigst du sie dazu, ihre eigenen Handlungen auf gesunde Weise zu hinterfragen und ihre Selbstwahrnehmung zu stärken.

  • Wie oft und wie lange kuscheln sie mit ihren Freunden?
  • Sind sie die Einzigen, die in einer Gruppe Händchen halten, oder kommt das auch sonst vor?
  • Wenn sie eine Bemerkung über die physische Seite der Beziehung machen, ist sie jemals sexueller Natur?
  • Was ist für sie der Unterschied zwischen sexueller und platonischer Körperlichkeit, und wie bringen sie diesen Unterschied zum Ausdruck?

Das sind alles Fragen, die deinem Teenager helfen können, gesund und achtsam zu bleiben und starke Freundschaften zu pflegen, ohne dabei wichtige Grenzen zu überschreiten.

Zum Nachdenken: Wie hast du aus erster Hand erfahren, dass der Westen sexbesessen ist? Was ist deiner Meinung nach der Unterschied zwischen romantischer und körperlicher Intimität?

Wo liegt die Grenze zwischen platonischen und romantischen Beziehungen?

Der Westen ist nicht nur sexbesessen, sondern auch romantikbesessen. Jede romantische Komödie, jede Teenie-Serie und jeder Jugendroman predigt dasselbe: Mädchen und Jungen können nicht einfach nur Freunde sein. Sie müssen sich verlieben. Und da sich der Diskurs rund um Sexualität und körperliche Anziehung verändert hat, hat sich diese Erzählung auch auf gleichgeschlechtliche Freundschaften ausgeweitet. Freunde können nicht einfach nur Freunde sein. Wenn sie sich nahestehen, bedeutet das, dass sie verliebt sein müssen. Das ist ein gefährliches Prinzip. Es verletzt die Integrität der platonischen Freundschaft und raubt jungen Menschen wertvolle Beziehungen, die sie sonst vielleicht aufgebaut hätten, wenn sie nicht befürchten müssten, dass die andere Person oder die Menschen um sie herum »auf falsche Gedanken kommen«.

Diese Entwicklung ist nicht nur beunruhigend, sie hat auch Auswirkungen auf das spätere Leben. Wenn Kindern schon in jungen Jahren beigebracht wird, dass Nähe zum anderen Geschlecht immer zu einer Romanze führt, wird das ihre Beziehungen zu Arbeitskollegen und den Ehepartnern ihrer Freunde, oder andere möglichen Freundschaften mit dem anderen Geschlecht, beeinträchtigen. Psychology Today sagt Folgendes über die Wichtigkeit von »Jungen-Mädchen«-Freundschaften:

»Diese Freundschaften können eine sehr gesunde Grundlage für spätere Beziehungen zwischen Männern und Frauen bilden. Sie ermöglichen es Kindern, Angehörige des anderen Geschlechts als normale Menschen zu sehen und nicht als mysteriöse, andersartige und sogar beängstigende ›Andere‹«.

Wenn man das romantische Element von Freundschaften zwischen den Geschlechtern abgrenzt, ermöglicht das eine gesunde Entwicklung von zwischenmenschlichen Beziehungen, die nicht auf Sexualität beruhen.

Der enge Freund oder die enge Freundin ist auch eine wichtige Quelle für emotionale Unterstützung und bietet ein sicheres Umfeld für Selbsterkundung und Identitätsbildung. Unsplash+

Außerdem ist es wichtig, den romantischen Aspekt von gleichgeschlechtlichen Freundschaften zu entfernen. Nur weil die Medien homosexuelle Beziehungen oft als Ergebnis solcher Freundschaften darstellen, heißt das noch lange nicht, dass das so sein muss. Es ist normal, dass Mädchen mit anderen Mädchen und Jungen mit anderen Jungen eng befreundet sind. Diese Aussage betrifft mehr junge Männer als junge Frauen, aber beide Geschlechter haben das Recht, Intimität (wie oben beschrieben) mit Angehörigen des gleichen Geschlechts zu erleben. Sie ist sogar unerlässlich für die Entwicklung. Das geht auch aus einem Artikel zweier Forscherinnen der Bar Ilan Universität in Israel hervor:

»Intimität ist von zentraler Bedeutung für die sozio-emotionale Anpassung eines Heranwachsenden (Sullivan, 1953) und gilt als wichtige Ressource für die Entwicklung seines interpersonellen und intrapersonellen Wachstums (Buhrmester, 1990). Intrapersonell ist die Ego-Identität für die Verarbeitung von intimen Interaktionen notwendig (Erikson, 1963). Interpersonell vermittelt die Intimität in Jugendfreundschaften ein Gefühl von Zugehörigkeit und Selbstwert (Erikson, 1963; Rawlins, 1992). Der enge Freund oder die enge Freundin ist auch eine wichtige Quelle für emotionale Unterstützung und bietet ein sicheres Umfeld für Selbsterkundung und Identitätsbildung (Buhrmester, 1990; Parker & Gottman, 1989)«

Intimität in Freundschaften, die platonisch bleiben, ist alles andere als unmöglich. Wenn du deinem Jugendlichen beibringst, dass seine Freundschaften wertvoll sind, auch wenn sie sich nicht zu einer romantischen Beziehung entwickeln, hilft ihm das, sich gesund zu entwickeln und sich auf künftige Beziehungen im Laufe seines Lebens vorzubereiten.

Zum Nachdenken: Wie gehst du im Leben deines Kindes mit gegengeschlechtlichen Freundschaften um? Wie kannst du Grenzen setzen und gleichzeitig die Freundschaften deines Kindes mit unterschiedlichen Menschen fördern?

Wie kann ich meinem Jugendlichen helfen, gute Freundschaften zu pflegen?

Wir haben es schon gesagt, aber wir sagen es noch einmal: Kommunikation. Durch häufige Gespräche mit deinem Jugendlichen kannst du ihn ermutigen, nicht nur seine Gefühle über die eigenen Freundschaften auszudrücken, sondern auch darüber zu sprechen, wie er über Freundschaft allgemein denkt – was einen guten Freund ausmacht, was einen schlechten Freund ausmacht, warum er die Freunde mag, die er hat, und wie er seine Freundschaften vertiefen könnte.

So verlockend es auch sein mag, einzugreifen und ungesunde Freundschaften oder Gruppen dauerhaft aus dem Leben deiner Jugendlichen zu verbannen, so wichtig ist es, daran zu denken, dass junge Menschen aus schlechten Freundschaften genauso viel lernen können wie aus guten. Ermutige Teenager in ungesunden oder gar toxischen Beziehungen dazu, zu überlegen, was genau die Freundschaft ungesund macht, und frage sie, warum sie diese Beziehung vielleicht verlassen sollten, wenn sie sie als das erkennen, was sie ist.

Lebe ihnen Jesu Modell von Freundschaft vor, indem du deinen Jugendlichen vermittelst, dass nicht jeder ihr engster Freund sein muss, dass Grenzen sicher und normal sind und dass manche Freundschaften mehr Grenzen brauchen als andere. Ermutige sie dazu, ihre besten Freunde sorgfältig auszuwählen und sich Fragen zu stellen wie:

  • Wird diese Person mich unterstützen?
  • Wird sie mir die Wahrheit sagen, auch wenn ich sie nicht hören will?
  • Was haben diese Person und ich gemeinsam?
  • Was sind unsere Unterschiede?
  • Warum möchte ich diese Person als (besten) Freund haben?
  • Welche Eigenschaften besitzt er, die ihn zu einem guten Freund für mich machen?

Diese Art von Fragen wird deinen Jugendlichen helfen, sich kritisch mit ihren Beziehungen auseinanderzusetzen, sowohl jetzt als auch im Erwachsenenalter.

Es ist wichtig, dass du erkennst, wie wichtig Freundschaften für deinen Jugendlichen sind. Reachout.com sagt dazu:

»Für Teenager ist es wichtig, ein Gefühl der Zugehörigkeit und Akzeptanz durch Gleichaltrige zu erfahren. Freundschaften können ein Netzwerk sein, das sie unterstützt und vor negativen Beziehungen zu Gleichaltrigen, wie zum Beispiel Mobbing, schützt. Das Erlernen positiver Freundschaftskompetenzen kann ihnen helfen, sich sozial glücklicher und selbstbewusster zu fühlen. Es ist also gut für das Glücksempfinden deines Kindes, ein guter Freund zu sein und eine Gruppe von guten Freunden zu haben, die es unterstützen. Es ist auch wichtig, dass du verstehst und respektierst, dass dein Kind in seinen Teenagerjahren herausfindet, wer es außerhalb der Familie ist. Gemeinsame Interessen, Einstellungen, soziale Herausforderungen und Lebensumstände, die den eigenen ähneln, sind einige der Gründe, warum junge Menschen sich an Freunde wenden und in engen Beziehungen zu ihnen Trost finden. Diese Beziehungen können deinem Kind helfen, Vertrauen, Respekt, Akzeptanz und Intimität zu lernen und damit wichtige Konzepte für den Eintritt ins Erwachsenenalter zu verstehen

Freundschaften sind der Ort, an dem Teenager anfangen, zu verstehen und zu definieren, wer sie sind. Eltern haben die großartige Möglichkeit, ihnen beim Aufbau dieser Beziehungen zu helfen, entweder indem sie für sie Verabredungen mit Gleichaltrigen organisieren, wenn sie jung sind, oder indem sie einen sicheren Ort für Diskussionen bieten, wenn Kinder älter werden. Eltern sind die Vorbilder, an denen Kinder ihre Vorstellungen von Beziehungen festmachen. Deshalb ist es wichtig, dass du selbst weißt, wie eine gesunde Freundschaft aussieht, damit du deinen Jugendlichen helfen kannst, selbst gesunde Freundschaften zu schließen.

Zum Nachdenken: Wie haben deine eigenen Freundschaften dein Leben geprägt? Mit welchen Menschen sollte dein Kind befreundet sein? Wie kannst du deinem Kind vermitteln, was einen guten Freund ausmacht?

Was steht in der Bibel über Freundschaft?

Auch wenn viele Bibelstellen über die Bedeutung von Freundschaft sprechen, ist es für die Diskussion darüber, was eine gute Beziehung ausmacht, wichtig, auf die Quelle aller Beziehungen zu schauen: die Dreieinigkeit.

Von Anbeginn der Zeit existiert der dreieinige Gott in ewiger Gemeinschaft mit sich selbst. Jedes Mitglied der Dreifaltigkeit erfüllte die Bedürfnisse und das Verlangen der anderen nach Beziehung vollständig. Jede Facette der Gemeinschaft existiert in ihrer Ganzheit in der Beziehung zwischen jedem Mitglied der Dreieinigkeit. Als Gott die Welt erschuf, bestand eine seiner ersten Handlungen darin, diese Gemeinschaft in seiner Schöpfung widerzuspiegeln. Jedem Tier wurde ein gleichwertiges Gegenüber gegeben: ein Gefährte, mit dem es sich fortpflanzen und vermehren sollte. Als Gott die Menschen erschuf, lebte er in Gemeinschaft mit ihnen und schenkte sie einander, damit sie Beziehungen aufbauen konnten. Adam und Eva lebten in vollkommener Freundschaft mit Gott und spiegelten so die vollkommene Freundschaft der Dreifaltigkeit wider.

Diese vollkommene Freundschaft, die durch den Sündenfall zerbrach, findet sich in der ganzen Bibel wieder. Abgesehen von den vielen Versen im Alten Testament, in denen es um Freundschaft geht (zum Beispiel Sprüche 27,9, wo es heißt, »Süß ist der Freund, der wohlgemeinten Rat gibt«, oder Prediger 4,12, wo es heißt: »Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.« —Luther 2017), legte auch Jesus während seines Lebens auf der Erde großen Wert auf Freundschaft.

Aus allen seinen Anhängern wählte Jesus eine Gruppe von zwölf engen Freunden aus; Menschen, denen er vertrauen konnte, die seine Mission ausführen und ihn in seinem Dienst unterstützen würden. Von diesen Zwölf hatte er einen inneren Kreis von drei Personen – Jakobus, Johannes und Petrus – von denen nur Johannes den Titel »der Jünger, den Jesus liebte« erhielt (Johannes 19,26-27). Neben dieser Gruppe von Freunden hatte Jesus auch andere wichtige Menschen in seinem Leben, wie Maria, Martha und Lazarus, die in der Bibel auch als diejenigen bezeichnet werden, die er liebte.

Jesus hat gesunde Freundschaften vorgelebt: Abgrenzung gegenüber der Masse, emotionale Intimität mit einigen wenigen Auserwählten und Vertrauen in diejenigen, von denen er wusste, dass er ihnen vertrauen konnte.

In dieser Vorbildfunktion spiegelte Jesus seine eigene Gemeinschaft und Freundschaft mit dem Vater und dem Heiligen Geist wider. Letzterer erhielt und unterstützte die Freundschaft der Apostel auf ihren Reisen und gab ihnen eine gemeinsame Basis, auf der sie ihre Beziehungen pflegen konnten.

Aus der Bibel lernen wir, dass Freundschaft auf Vertrauen und Wahrheit aufgebaut ist und uns vor Gefahren schützt. In Sprüche 18,24 heißt es: »Ein Mensch kann viele Freunde haben und trotzdem ins Unglück stürzen. Aber ein wahrer Freund steht zu ihm wie ein Bruder« (BasisBibel). Die Freunde, die uns näher stehen als unsere Familie, sind die Menschen, die wir durchs Leben tragen, mit denen wir die vollkommene Gemeinschaft der Dreieinigkeit widerspiegeln und so die erlöste Art von Freundschaft leben, für die Gott uns geschaffen hat.

Zum Nachdenken: Welche Beispiele für Freundschaft fallen dir aus der Bibel ein? Inwiefern ist Jesus für dich als Erwachsener ein Freund? Wie kannst du deinen Teenager ermutigen, Jesus als seinen engsten Freund zu sehen?

Zusammenfassung

Freundschaft ist Nähe zwischen zwei Menschen, die Gemeinsamkeiten haben und nichts voneinander verlangen, die liebevoll, fürsorglich und für beide Seiten vorteilhaft ist.

Freundschaft ist wichtig, weil sie einen Raum bietet, in dem wir uns ausdrücken und lernen können, wer wir sind, und weil sie Einsamkeit verhindert. Freundschaft hat viele verschiedene Facetten, z.B. Gruppen, beste Freunde, soziale Medien, Familie, körperliche Intimität und Romantik. Um die Gesundheit jedes einzelnen Aspekts zu erhalten, ist es wichtig, sie alle zu verstehen. Die Bibel lehrt uns, dass Freundschaft nicht nur wichtig ist, sondern auch ein Abbild der Dreieinigkeit ist und erst durch Christus vollkommen wird, der selbst viele Freunde mit einem unterschiedlichen Grad an Verbundenheit hatte. Eltern können ihren Kindern helfen, gesunde Freundschaften zu pflegen, indem sie für eine offene Kommunikation sorgen und ihren Kindern ermöglichen, an ungesunden Beziehungen zu wachsen und ihren Freunden gegenüber auch Grenzen zu setzen.

Diskussionsfragen

Fragen für den Gesprächseinstieg mit deinem Teenager:

  • Was macht einen guten Freund aus?
  • Wer ist dein engster Freund/deine engste Freundin? Warum magst du sie/ihn?
  • Warst du schon mal in einer schlechten Freundschaft? Was hast du dabei gelernt?
  • Was kann uns die Dreieinigkeit über Freundschaft lehren?
  • Was ist das Schwierigste daran, Freunde in der digitalen Welt zu haben? Was ist das Einfachste?
  • Glaubst du, dass Freundschaften zwischen den Geschlechtern wichtig sind? Warum?
  • Was sagt die Kultur über Freundschaft?
  • Was ist eine Sache in Bezug auf Freundschaft, von der du (Jugendlicher) dir wünschst, dass deine Eltern oder verantwortlichen Erwachsenen verstehen?
  • Was ist eine Sache, von der ihr (Eltern oder verantwortliche Erwachsenen) euch wünscht, dass die Jugendlichen sie verstehen?
  • Warum, glaubst du, brauchen wir Freunde?
  • Wie fühlst du dich, wenn du keine Freunde hast?
  • Wie verändert sich eine Freundschaft, wenn du älter wirst?
  • Wie findet man am besten Freunde? Warum?
  • Brauchen Erwachsene Freunde genauso wie Teenager? Warum oder warum nicht?
Dieser Artikel wurde vom Axis Creator Team verfasst und veröffentlicht. Deutsche Version von Mia Oehmig, Olivia Felber und Daniel Oesterle.

Sichere dir das perfekte Konfirmationsgeschenk:

Wer in deinem Umfeld würde von MrJugendarbeit profitieren? Empfehle uns weiter und sichere dir tolle Belohnungen! Jetzt weiterempfehlen

Unsere Dankeschön-Prämien für dich. Mehr Informationen

Unterstütze unsere Arbeit

Wenn dir unsere Inhalte gefallen und du unsere Arbeit unterstützen möchtest, freuen wir uns über eine kleine Spende. Deine Großzügigkeit ermöglicht es uns, weiterhin wertvolle Ressourcen für die Jugendarbeit bereitzustellen und unsere Community zu stärken. Vielen Dank für deine Unterstützung!