Je mehr wir über die Rolle der sozialen Medien in unserer globalen Mental Health Krise erfahren, desto klarer wird, dass diese Technologie alles andere als neutral ist – und Regierungen beginnen, mit Einschränkungen für Minderjährige darauf zu reagieren. 

Christen sind sich der schädlichen Auswirkungen sozialer Medien auf unser geistliches Wachstum wohl bewusst. Autoren wie Chris Martin haben festgestellt, dass die sozialen Medien zu unserem Haupterzieher geworden sind. Sie

  • formen unsere Gedanken nach den Mustern der Inhalte, die wir konsumieren (ängstlich, empört, furchtsam und abgestumpft),
  • gestalten unsere Gewohnheiten mit ihren liturgischen Praktiken (öffnen, scrollen, swipen, liken und kommentieren) und
  • fordern uns auf, unseren Körper als lebendiges Opfer darzubringen (Inhalte für den Konsum anderer und den Profit des Unternehmens durch Werbung posten).

Die sozialen Medien wirken wie eine geistliche und kognitive Verzerrungsmaschine, die unsere Realitätswahrnehmung verformt und unseren Willen von Gott abwendet. Es ist die systematische, unternehmensseitig incentivierende Umkehrung von Römer 12,1–2.

Statt dass unsere Gedanken durch den Geist Christi erneuert werden, werden sie von algorithmisch kuratierten Inhalten geprägt, die besonders gut an unsere ungeheiligten Wünsche appellieren. Sie locken uns zur Konformität mit der Welt, indem sie unsere Herzen und Gedanken von Gott wegziehen.

Soziale Medien sind kein neutraler Akteur in unserem Heiligungsprozess. Sie sind aktive Agenten, die gegen unsere Verwandlung in das Ebenbild Christi arbeiten.

Das bedeutet nicht, dass soziale Medien gänzlich irreparabel sind. Unsere Mediennutzung hat das Potenzial, uns sowohl von Christus weg als auch zu ihm hinzuführen. Da die Algorithmen unsere Wünsche spiegeln, besteht die Möglichkeit, soziale Medien umzuwandeln. Je mehr unsere Sehnsüchte auf Jesus ausgerichtet sind und je mehr wir nach Inhalten suchen, die uns in unserer Sehnsucht nach ihm unterstützen, desto mehr wird der Algorithmus in Richtung jesuszentrierter Inhalte verändert, die unsere Nachfolge fördern.

Das Werkzeug, das uns von Jesus wegziehen kann, hat die Fähigkeit, verwandelt zu werden, um uns zu Jesus hinzuziehen.

Neue Kategorien von christlichen Social Media Nutzern

Während wir weise im Umgang mit der spirituellen Verzerrungszone der sozialen Medien sein müssen – und für manche kann das bedeuten, sich ganz davon fernzuhalten –, brauchen wir auch neue Kategorien, um darüber aus christlicher Perspektive nachzudenken. Genauso benötigen wir Verhaltensweisen, die Christus verherrlichen und anderen helfen, in einem digitalen Babylon Wachstum zu erleben. Hier sind vier Kategorien, über die wir nachdenken müssen.

1. Jüngerschaft durch die Schaffung von Inhalten

Wir unterschätzen die formende Kraft des ständigen Konsums von Inhalten im Laufe der Zeit. Wenn uns der Konsum digitaler Inhalte von Jesus wegführen kann, dann kann er uns auch zu Jesus hinführen. Aber wir brauchen treue, bewusste und intelligente Christen, die diese Inhalte erstellen und die besten Methoden anwenden, um ihr Zielpublikum zu erreichen.

Kirchen haben die einzigartige Möglichkeit, dies für ihre Gemeinden zu tun.

In einer Zeit, in der Pastoren durch Podcasts ersetzt werden und der durchschnittliche Gottesdienstbesuch auf einmal im Monat sinkt, können Kirchen ihre Gemeindemitglieder dort abholen, wo sie sich während der Woche aufhalten, indem sie lokale digitale Medien produzieren, die die Menschen mit ihrer Gemeinde vor Ort verbinden.

Es gibt bereits erste Beispiele: Immanuel Nashville nutzt Substack, um kurze tägliche Andachten für seine Gemeinde zu schreiben. Trey VanCamp nutzt seit Jahren seinen YouTube-Kanal, um Einblicke in seinen Dienst zu geben, Bücher zu empfehlen, andere in ihrer täglichen Zeit mit Gott zu ermutigen, Videos von Workshops zu veröffentlichen und vieles mehr. Die Crossing Church produziert einen wöchentlichen Andachts-Podcast mit dem Titel »Ten Minute Bible Talks«, in dem biblische Bücher besprochen werden.

2. Influencer durch Missionare ersetzen

Was wäre, wenn einzelne Christen, nischen- und interessenbasierte Inhalte für bestimmte Zielgruppen erstellen und sich selbst als Missionare für diese Menschen verstehen würden, anstatt große Plattformen aufzubauen, um sich einen Namen zu machen?

Anstatt die christliche Medienlandschaft von einer Handvoll Prominenter dominieren zu lassen, könnten christliche Content Creators, die fest in ihren Gemeinden verwurzelt sind und eine kleine bis mittlere Reichweite haben, ihre Nische weiter ausbauen.

Auf diese Weise könnten sie die Aufmerksamkeit derer minimieren, die den Evangelikalismus mit ihrer Plattform, aber nicht mit ihrem Charakter präsentieren. Wie könnte das aussehen?

Ein Beispiel ist Gavin Ortlund und sein YouTube-Kanal »Truth Unites«. Gavin produziert klare, hilfreiche und unparteiische Videos, die das Christentum (und insbesondere den Protestantismus) verteidigen. Ein anderes Beispiel ist Elijah Lamb (@doctrinewithlamb), ein junger christlicher TikToker, der regelmäßig schwierige Lehrfragen für seine über 70.000 Zuschauer auf einer Plattform aufgreift, die denjenigen, die den Glauben verlassen, freundlicher gesinnt ist, als denjenigen, die ihn behalten. Beide Creators haben die Aufgabe der Apologetik in einer Form übernommen, die zu den digitalen Plattformen passt, auf denen sie sich bewegen, und finden ein Publikum, das sich mit ihren Inhalten auseinandersetzt. Auf ihre Weise sind sie digitale Missionare.

3. Das Gute, das Wahre und das Schöne kuratieren

Nicht jeder hat das Zeug dazu, originelle Inhalte zu erstellen. Es ist ein mühsamer Prozess, der viel Zeit und mentale Kraft kostet. Aber das Kuratieren von Inhalten ist eine weitere Möglichkeit, Menschen nützliche Ressourcen zur Verfügung zu stellen, die ihnen helfen, in ihrem christlichen Glauben zu wachsen. Pastoren können dies tun, indem sie Webseiten für ihre Predigtreihen erstellen, die auf zusätzliche Ressourcen für ihre Gemeinde verweisen, um tiefer in das Thema einzutauchen.

Pastor John Houmes hat das in seiner Gemeinde mit einer Predigtreihe über eine christliche Sicht des Körpers umgesetzt. Ich habe es mit einer Spotify-Playlist versucht, die über 100 Stunden Musik und Podcasts enthält, um jemandem zu helfen, seinen Glauben zu rekonstruieren. Außerdem habe ich eine Website erstellt, wo ich Dokumente aus der Kirchengeschichte für tägliche Andachten und intellektuelles Wachstum kuratiere.

4. Widerstand leisten, durch Austritt

Für manche besteht die Antwort darin, ihre sozialen Medien zu löschen. Dieser Schritt führt nicht nur zu mehr Glück und mentaler Gesundheit, sondern ist auch eine Form des geistlichen und kulturellen Widerstands. Manchmal besteht unser christliches Zeugnis eher aus Abstinenz als aus Engagement. Manche Christen zeichnen sich dadurch aus, dass sie soziale Medien anders nutzen als andere; andere wiederum zeichnen sich dadurch aus, dass sie soziale Medien überhaupt nicht nutzen.

Das Ziel der Abstinenz ist nicht in erster Linie negativ. Anstatt die sozialen Medien einfach aus dem Leben zu streichen, um die eigene mentale und geistliche Gesundheit zu fördern, verzichten Menschen darauf, um die Beziehungen in ihrer eigenen Community zu stärken.

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Die Rolle der Kirchen

Wie könnten Kirchen Menschen in ihren Gemeinden identifizieren und unterstützen, die begabt sind, Inhalte zu erstellen und zu kommunizieren, und die vielleicht auf das Missionsfeld der sozialen Medien berufen sind?

Vielleicht könnten die Kirchen Gelegenheiten schaffen, bei denen sich Content-Creators in ihren Gemeinden austauschen, zusammenarbeiten und gegenseitig ermutigen können. Vielleicht könnten die Kirchen den »digitalen Missionaren« einen kleinen monatlichen Zuschuss geben, um die Kosten für Software oder Werbung zu decken, so wie sie anderen Missionaren helfen. Könnten Creators unter bestimmten Umständen die Kameras oder Mikrofone der Kirche nutzen, um Geld für die Ausrüstung zu sparen?

Kirchen sollten auch Menschen der vierten Kategorie ermutigen und unterstützen – diejenigen, die sich dafür entscheiden, überhaupt nicht in den sozialen Medien präsent zu sein. Wenn Flüchtlinge aus der geistlichen Verzerrungszone auf der Suche nach einem liebenden Gott und einer fürsorglichen Gemeinschaft den Weg in eine Ortsgemeinde finden, brauchen sie gesunde, klar denkende, ausgeglichene und geistlich reife Menschen, die sie mit offenen Armen empfangen.

Wenn eine Gemeinde digitale Plattformen zu ihrer Hauptaufgabe macht, wird sie nicht in der Lage sein, diese Social-Media-Flüchtlinge aufzunehmen. Kirchen müssen sicherstellen, dass sie persönliche Dienste wie Kleingruppen, Bibelgesprächsgruppen, Glaubenskurse, Seelsorge und vieles mehr anbieten, um diejenigen, die sich für ein Leben offline entscheiden, in eine reiche und enge Gemeinschaft aufzunehmen.

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Ben Hoyers Social Media Academy unterstützt Social Media Creator dabei, erfolgreich Kanäle und Formate auf den verschiedenen Plattformen aufzubauen und dafür hochwertige Inhalte zu erstellen.

Manchmal überschneiden sich diese Kategorien, manchmal sind sie völlig verschieden. Aber sowohl Kirchen als auch einzelne Christen sollten nach Wegen suchen, der Deformationsmaschine der sozialen Medien aktiv entgegenzuwirken. Wenn wir das nicht tun, werden die dunklen Tendenzen in der Social-Media-Landschaft nur noch stärker werden, und die Algorithmen werden unsere Freunde, Familienmitglieder und Nächsten zunehmend geistlich deformieren.

Lasst uns proaktiv darüber nachdenken, wie wir die Hoffnung und die Erneuerung des Evangeliums in diesen deformierten Raum bringen können.

Wie schön sind die Füße derer, die online und offline die gute Nachricht verbreiten!
Dieser Artikel wurde von Ian Harber verfasst und zuerst von The Gospel Coalition (TGC) veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner. Verwendet mit Genehmigung von The Gospel Coalition.

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