»Ich werde nach den Sommerferien nicht mehr diese Gruppe leiten…«

Die Osterferien waren vorbei und ich wusste, dass ich diesen Satz heute zu meinen Teens sprechen musste, da ich mich beruflich verändern und ein paar hundert Kilometer weit wegziehen werde. Wie werden die Teens darauf reagieren? Werden sie auf mich böse sein, werden sie sich verlassen fühlen, wer wird die Leitungsrolle übernehmen? Möglicherweise wird sich die Gruppe auflösen, wenn sich niemand findet. Viele Fragen schossen mir im Kopf herum, aber es half ja nichts, ich musste meine Teens darauf vorbereiten und die Abschlussphase dieser tollen Gruppe einleiten.

Wie leiten wir solch eine Abschlussphase einer Gruppe ein?

Idealerweise leiten wir eine Gruppe immer mit dem Ziel, den Übergang vorzubereiten, sei es der Übergang von einer Gruppe zur nächsten oder die Übergabe der Leitung. Es gibt aber auch Ausnahmen, z.B. durch Krankheit oder familiäre/persönliche Situationen, die eine gute Transfer- oder Abschlussphase nicht ermöglichen, weil keine Zeit dafür ist.

Hier in diesem Artikel zeige ich dir jetzt, wie der Transfer oder Abschluss einer Gruppe geplant und mit ausreichend Zeit gut und konstruktiv eingeleitet und die Gruppe beendet werden kann. 

Gruppen, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, durchlaufen immer verschiedene Gruppenphasen, die je nach Situation unterschiedlich lang oder kurz sein können. Befindet sich deine Gruppe in der letzten Gruppenphase und es zeichnet sich aufgrund der natürlichen Gruppenentwicklung ab, dass die Gruppe beendet werden sollte, oder es gibt Gründe, warum du die Gruppe nicht mehr weiterführen kannst, so kannst du wie folgt vorgehen:

Kündige das Ende rechtzeitig an

Gib der Gruppe und dir möglichst 3 Monate Vorbereitungszeit und begründe das Warum: Warum muss die Gruppe enden?

  • Vielleicht sind es persönliche Gründe (Gesundheit, Zeitmanagement, berufliche Veränderung, Familie,…) von dir als Leiterin oder Leiter. Meistens können wir nicht beeinflussen, wie sich unser Leben entwickelt. Steh zu den Veränderungen und sei ehrlich zu dir selbst und zu anderen. 
  • Möglicherweise ist das Ende schon bei Gruppenstart vorgesehen, z.B. beim biblischen Unterricht oder einer Konfi-Gruppe. Die Gruppe wächst natürlicherweise aus einer Altersstruktur heraus, mit Ende des Teenageralters und Start in die ältere Jugendgruppe, oder nach Ende der Jugendgruppe und Beginn einer Gruppe junger Erwachsener oder eines Hauskreises.

Informiere die Leiter der Gemeinde und halte sie auf dem Laufenden. Erkläre ihnen die Gründe für das Ende. Warum ist das wichtig? Sie sind verantwortlich für die ganze Gemeinde und somit auch für dich und deinen Dienst in der Jugendgruppe. Du förderst damit eine Kultur der Offenheit und Transparenz und vermeidest mögliche Missverständnisse, die den Prozess negativ beeinflussen können. Suche deshalb das Gespräch so früh wie möglich.

Lass die Eltern wissen, wie es weitergeht. Beantworte ihre Fragen und geh auf ihre Bedenken ein. Jack Hishmeh

Nimm auch die Eltern mit rein. Lass sie wissen, wie es weitergeht. Beantworte ihre Fragen und geh auf ihre Bedenken ein. Sei auch hier offen über deine Gründe. Kommt es zu Spannungen, wird die Gemeindeleitung dir den Rücken stärken können, weil sie schon informiert sind.

Leite den Übergang ein

Wenn ein Übergang möglich ist (das wäre am besten), leite diesen ein. Beantworte dabei die Frage »Was kommt danach?«.

Baue Kontakte mit der Nachfolgegruppe auf
Organisiere Events oder Aktivitäten, bei denen sich die Jugendlichen der alten Gruppe, die Jugendlichen der Gruppe, in die sie wechseln, und der Leiter der neuen Gruppe kennenlernen können. Nutze gemeinsame Aktionen als Brücken, um den Jugendlichen den Aufbau neuer Beziehungen zu ermöglichen. Das gibt den Jugendlichen gleichzeitig Sicherheit beim Übergang in ein neues Umfeld.

Fokussiere die Themen auf die Beziehung zu Jesus
Fange in dieser Abschlussphase keine neuen Themen an, die nochmals richtig tief werden und nicht zu Ende gebracht werden können, wie z.B. Themen über Umgang mit Trennung der Eltern, psychische Gesundheit, Sexualethik, Beziehungen. Vermeide jetzt diese Themen, die so ganz praktisch ins Leben der Jugendlichen crashen. Sie sollten deutlich vor der Übergangsphase gelaufen und abgeschlossen sein. Besonders in der Übergangsphase ist es wichtig, dass sich die Jugendlichen in einer sicheren und stabilen Umgebung befinden.

Schließe deshalb Themen, die seelsorgerliche Prozesse beinhalten, vorher ab. Mach keine Themen auf, durch die sich die Jugendlichen wieder neu an dich als Bezugsperson binden, weil danach dann Seelsorge läuft. Wenn du jetzt als Leitung in ein emotionales Thema reingehst, kommen sie von dir als Person nicht gut los. Du möchtest ihnen ja den Ablöseprozess so einfach wie möglich machen.

Seelsorgerliche Prozesse dürfen in der neuen Gruppe wieder ihren Platz finden, aber in der Übergangsphase sind sie nicht förderlich.

Konzentriere dich deshalb auf biblische Wahrheiten, die du ihnen geistlich noch auf den Weg geben möchtest und die den Jugendlichen helfen, ihre Beziehung zu Jesus zu vertiefen und zu festigen. Wenn allerdings jetzt in dieser Phase bei einem Jugendlichen eine Notsituation aufploppt, dann begleite ihn 1-zu-1, außerhalb der Gruppe. So ermutigst du weiter den Ablöseprozess der Gruppe und kümmerst dich gleichzeitig um den Jugendlichen, der es gerade braucht. Wo du es für notwendig siehst, kannst du deine Jugendlichen ja auch weiter seelsorgerlich begleiten, wenn sie schon Teil der neuen Gruppe sind. Du gestaltest den Ablöseprozess mit diesen einzelnen Jugendlichen dann individuell.

Schließe offene Themen ab
Gib den Jugendlichen die Möglichkeit, offene Fragen, die sie persönlich noch an dich haben, oder die sie zu den besprochenen Themen noch bewegen, in einer Q&A Zeit in den letzten zwei (oder mehr) Gruppentreffen zu stellen (per WhatsApp an den Leiter, anonym über eine Fragebox oder ein Onlinetool wie Slido). Du könntest ihnen sogar die Möglichkeit geben, die Fragen, die sie auf jeden Fall beantwortet haben möchten, zu voten. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn du mehr Fragen erhalten hast, als dir Zeit bleibt. Es gibt ihnen das Gefühl, gehört und ernst genommen zu werden. Offene Fragen können so mit dir geklärt werden.

Gleichzeitig hast du die Möglichkeit, die Brücke zur neuen Gruppenleitung zu stärken, indem du sie ermutigst, diese Fragen auch ihrer neuen Gruppenleitung zu stellen. Im Sinne von: »Hey, ich glaube, das wäre richtig gut, wenn ihr den nächsten Leiter dazu mal fragt. Der hat vielleicht eine andere Meinung dazu und es hilft euch vielleicht nochmal ein anderes Bild zu kriegen.« Damit beeinflusst du aktiv die Loslösung von dir als Person und hilfst ihnen, Vertrauen zum neuen Leiter herzustellen.

Plane Reflexionszeit für die Gruppe ein
Schaue mit den Jugendlichen in der Übergangsphase regelmäßig auf die gemeinsamen Erlebnisse zurück und verknüpfe diese für sie neu. Lass diese Reflexion auf natürliche Weise in deine Gruppenstunden einfließen. Greife dabei Themen und Erlebnisse auf: »Hey, das haben wir damals schon mal gemacht. Wisst ihr noch? Das war richtig gut und ihr habt richtig starke Fragen gestellt. Darauf gehe ich jetzt noch mal ein.« Vertiefe auf diese Weise bewusst die Themen, die bereits besprochen wurden.

Zieh Kreise um das, was bereits passiert ist. So holst du alte Erlebnisse zurück, gibst ihnen wieder Bedeutung und lässt diese Sternstunden noch einmal aufleben.

Damit begleitest du den Abschied Stück für Stück, öffnest den Vorhang für alte Highlights und lässt sie tiefer sinken. 

Lege den Zeitpunkt des Endes fest
Wähle einen festen Zeitpunkt für das tatsächliche Ende der Gruppe, der mit natürlichen Gruppenpausen wie Ferien oder Feiertagen zusammenfällt. Dies erleichtert den Übergang und gibt den Jugendlichen Zeit, sich auf die kommende Veränderung einzustellen.

  • Zum Beginn der Weihnachtsferien oder ab dem Neuen Jahr
  • Vor der Osterzeit
  • Zum Beginn der Sommerferien

Mach die letzte Gruppenstunde zum Highlight

Beende die Gruppe mit einem Fest
Besprich vorher mit der Gruppe, was sie sich wünschen und wie sie den Abschluss gestalten wollen. Organisiere ein Fest mit leckerem Essen. Vielleicht kann jeder etwas zum Essen beitragen oder es wird etwas Besonderes bestellt. Ihr könnt auch Eltern und Leute aus der Gemeinde fragen, ob sie euch bei der Zubereitung des Essens helfen wollen.

Feier die Erinnerungen
Erstelle einen Recap aller Highlights. Jeder schickt z.B. 5 seiner besten Fotos an den Leiter, der sie digital in einer Präsentation aufbereitet. Feiert gemeinsam die »Best of« der Erlebnisse und baut in das Programm Zeit ein, in der jeder, der möchte, seine persönlichen Highlights teilen kann: Was nehme ich aus dieser Zeit für mein Leben mit? Was hat mich am stärksten bewegt oder herausgefordert?

Mach persönliche Geschenke
Bereite für jeden Jugendlichen eine kleine persönliche Geschenkbox vor, in der persönliche symbolische Kleinigkeiten enthalten sind:

  • Persönlich geschriebene Karte mit Worten der Wertschätzung und Dankbarkeit
  • Müsliriegel für Kraftfutter und schnelle Kohlenhydrate für Durststrecken
  • »Ermutigungsbibelverse« mit Zusagen Gottes, zusammengebunden zu einem Bundle von vielleicht 5 Kärtchen. In Notzeiten, wenn sie eine Ermutigung brauchen, können sie sich eine aus der Box ziehen
  • ein Teelicht als Symbol für das Licht des Lebens, das leuchtet, wenn wir mit Jesus gehen
  • usw.

Segne und sende aus
Der Ablauf der letzten Gruppenstunde muss klar sein und deutlich kommunizieren, dass die Gruppe wirklich endet. Dafür empfehle ich einen Segnungsteil, indem du als Leiterin oder Leiter die Teilnehmenden segnest und sie geistlich aussendest für das, was kommt, egal ob sie nun in eine neue Gruppe gehen oder ob es für sie ganz zu Ende ist.

Segne die Teilnehmer und sende sie geistlich aus für das, was kommt, egal ob sie nun in eine neue Gruppe gehen oder ob es für sie ganz zu Ende ist. adrianna geo
Gott kümmert sich, er ist der direkte Ansprechpartner und Begleiter unserer Teens und Jugendlichen.
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Wichtig: Entscheide im Vorfeld, ob der geistliche Abschluss vor oder nach dem Aufräumen und Abwaschen stattfinden soll. Am besten ist es, wenn alle gleichzeitig aus dem Gemeindehaus gehen, ein klares Ende der letzten Gruppenstunde.

Feier das Ende auch mit deinem Mitarbeiterteam 

Treffe dich nach der letzten Gruppenstunde noch einmal separat mit deinem Mitarbeiterteam und mache eine eigene kleine Abschlussfeier oder Abschlussrunde auf Mitarbeiterebene. Je nach Struktur kannst du dich mit einem kleinen Geschenk bei deinem Mitarbeiterteam bedanken und auch hier jedem ein paar persönliche Worte auf eine Karte schreiben.

Auch hier ist es gut, wenn jeder Mitarbeiter ein persönliches Feedback zu dieser Zeit geben kann, einen Rückblick auf die Highs and Lows und auf die Learnings, die jeder für sich aus dieser Mitarbeiterschaft mitnimmt.

Die Wertschätzung und Dankbarkeit deinerseits ist auch hier sehr wichtig, damit die einzelnen Mitarbeiter in Zukunft wieder gerne irgendwo mitarbeiten und ihre Gaben zur Verfügung stellen.

Lasse es zu, dass es auch emotional werden kann und wenn ein paar Tränen fließen, gehört das dazu. Zum Schluss schließt diese Runde als Team mit einer gemeinsamen Gebets- und Segnungszeit ab und legt alles in Gottes Hände.

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