Unsere wichtigste Aufgabe

Was ist die wichtigste Aufgabe eines Jugendleiters in der Kirche? Auf diese Frage gibt es sicher einige gute Antworten – junge Menschen in den vielleicht herausforderndsten Jahren ihres Lebens zu begleiten; Teenagern in unserer Gemeinde Hoffnung zu geben oder dafür zu sorgen, dass die Gemeinde eine Zukunft hat. Ich glaube, die wichtigste Aufgabe eines Jugendleiters ist, junge Menschen direkt mit Jesus bekannt zu machen, ihnen zu helfen, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, und dann einen Schritt zurückzutreten.

Natürlich klingt das ein bisschen idealistisch. Nicht alle jungen Menschen wollen eine Beziehung zu Gott und wir alle haben leider schon erlebt, dass Teenager das Interesse an ihrem Glauben verloren haben, als die Welt für sie interessanter wurde. Aber wenn wir wirklich glauben, dass christliche Jugendarbeit einzigartig ist – sogar lebensverändernd – dann tritt diese Veränderung nur ein, wenn ein junger Mensch Jesus begegnet. Und diese Begegnung, diese Beziehung kommt durch das Gebet.

Nicht das Gebet, wie wir es oft praktizieren. Nicht im Sitzkreis mit zusammengekniffenen Augen und poetisch formulierten Worten zu beeindrucken; nicht mit zusammengepressten Handflächen bei einem Schulgottesdienst; nicht wenn wir unseren Freunden online sagen, dass wir für sie beten (#praying 🙏), während wir in Wirklichkeit nur zeigen wollen, was für tolle Christen wir sind. Nein, Gebet, wie Paulus es in 1. Thessalonicher 5,17 ausdrückt, ist ein anhaltendes Gespräch zwischen uns und Gott, jeden Tag – »ohne Unterlass«.

Beten ohne Unterlass

Wir geben jungen Menschen das Beste, wenn wir ihnen zeigen, so zu beten. Zu beten, während sie spazieren gehen oder beim Hinsetzen, um sich eine Netflix-Serie anzuschauen; während sie zocken, Fußball spielen oder sich im Matheunterricht abmühen. Damit helfen wir ihnen, das Gebet als eine selbstverständliche Möglichkeit zu sehen, die ihnen zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung steht und durch die sie sowohl mit Gott sprechen, als auch von ihm hören können.

Die Herausforderung für uns als Jugendleiter ist aber, die Verantwortung für dieses Gespräch wirklich an die Jugendlichen abzugeben, anstatt das Gefühl zu haben, daran festhalten zu müssen. Wenn du so bist wie ich, dann weißt du, wie verlockend es ist, eine Art »Hohepriester« für junge Menschen zu werden: die Person, zu der sie kommen, um geistliche Erfrischung und Input zu bekommen. Aber das ist nicht wirklich Jüngerschaft; es ist geistliches Konsum-Denken. Wir müssen junge Menschen lehren, aus eigenem Antrieb zu beten.

Der erste Jugendleiter

Es gibt eine Geschichte im Alten Testament, die diesen Gedanken wunderbar veranschaulicht. In 1. Samuel 3 hilft der Priester Eli, dem Jungen Samuel Gottes Stimme zu hören und zu erkennen. Es ist mitten in der Nacht, und während Gott Samuel ruft, weiß Samuel noch nicht, dass er auf eine andere Stimme als die seines Lehrers hören soll. Doch Eli steht nicht auf, geht mit Samuel zurück um im Gespräch zwischen ihm und Gott zu vermitteln. Stattdessen sagt er: »Geh und leg dich hin, und wenn er dich ruft, so sprich: ‚Rede, Herr, denn dein Knecht hört’« (V. 9). Er führt kurz ein, veranschaulicht, wie das wechselseitige Gebet aussieht, und nimmt sich dann zurück. Er vertraut darauf, dass der junge Mensch die Verantwortung für seine eigene Beziehung zu Gott übernimmt. Eli ist der erste Jugendleiter.

Wenn junge Menschen ein eigenes Gebetsleben entwickeln, verändert sich alles: Einsamkeit verschwindet zwar nicht, aber die Freundschaft mit Jesus macht sie erträglich. Ängste und Stress lösen sich zwar nicht in Luft auf, aber sie werden durch das Wirken des Heiligen Geistes gelindert. Und jeden Tag können Teenager durch das Sprechen mit – und Hören auf – Gott ein Gefühl für ihren Platz im sich entfaltenden Abenteuer des Reiches Gottes bekommen – nicht als eine weit entfernte Aufgabe für Erwachsene, sondern als Realität hier und jetzt, in ihrem eigenen Leben. Was für ein unglaubliches Geschenk.

Wir müssen Gebet zu etwas Normalem machen – eine selbstverständliche Reaktion, nicht nur auf schwierige Ereignisse, sondern einfach auf das Leben.—Martin Saunders

Das Gebet muss einen grundlegenden Platz in unserer Jugendarbeit einnehmen. Wir müssen für unsere jungen Leute beten – und sie sollten sehen, dass wir einen Lebensstil des Gebets vorleben. Wir müssen Gebet zu etwas Normalem machen – eine selbstverständliche Reaktion, nicht nur auf schwierige Ereignisse, sondern einfach auf das Leben. Und wir sollten das Gebet lehren, vielleicht nach dem kraftvollen Vorbild des Priesters Eli, als eine schöne Disziplin, die unser Leben bereichert und ihm Sinn gibt.

Junge Menschen werden das Leben in seiner ganzen Fülle erleben, wenn sie es mit Gott im Zentrum leben. Und das ist nur durch Gebet möglich – nicht als gelegentlicher religiöser Akt, sondern als eine Lebensweise.

Dieser Artikel wurde von Martin Saunders verfasst und zuerst von Youthscape veröffentlicht. Deutsche Version von Esther Penner.

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