Als wir Ende Juli das letzte unserer Zoom-Jugendtreffs beendet hatten, konnte ich nicht anders, als erleichtert aufzuatmen. Es ist nicht so, dass das Semester nicht gut gelaufen wäre. Immerhin hatten wir es bis zum Ende geschafft, dass alle bis auf einen unserer Jugendlichen noch jede Woche eingeloggt waren. Wir hatten es auch geschafft, von einem vierzehntägigen zu einem wöchentlichen Treffen überzugehen, das war immerhin auf dem Papier so etwas wie ein »Erfolg«. Aber ich kann mir vorstellen, dass du genau wie ich erleichtert warst, im Laufe des Sommers eine Pause von dem zu bekommen, was – seien wir ehrlich – ein monatelanger Schock war.

In einer Zeit wie dieser bin ich zutiefst dankbar, in einer kleinen Kirche und Jugendgruppe zu sein. Das bedeutet, dass wir uns in naher Zukunft von Angesicht zu Angesicht treffen können. Ich weiß jedoch, dass viele von euch nicht in dieser Situation sind. Viele Kirchen, Jugendgruppen und vor allem größere Veranstaltungen wie Festivals konnten nicht stattfinden und werden vielleicht auch in absehbarer Zukunft nicht stattfinden können. Je länger die Pandemie und die Einschränkungen andauern, desto mehr werden sie sich auf die prägenden Jahre im Leben der Jugendlichen auswirken.

Jugendliche wollen Glauben erleben – nicht nur theoretisch verstehen

Dies gilt nicht nur für ihre Freundschaften, ihr Wohlergehen und ihre Bildungsaussichten, sondern auch für ihre Glaubensentwicklung. Viele der jungen Menschen, mit denen wir arbeiten, entdecken den Glauben gerade; wir alle wissen, dass die Teeniejahre eine grundlegende Zeit sind, in der die Identität des Christseins erprobt wird. Man schaut, ob es funktioniert. Es ist eine Zeit, in der man das Christentum auf Herz und Nieren prüft, um herauszufinden, ob es zu einem passt. Man kann dies in dem Begriff performativ zusammenfassen: Der Glaube ist performativ, das heißt, er ist eine Realität, die all diejenigen von uns betrifft, die wir uns als Christen bezeichnen würden.

Performativität ist nicht dasselbe wie Aufführen oder Vortäuschen. Vielmehr geht es darum, anzuerkennen, dass unsere Handlungen nicht nur eine innere Realität widerspiegeln, sondern tatsächlich neue Realitäten schaffen. Ich könnte zum Beispiel Schwierigkeiten haben, an Gott zu glauben. Aber wenn ich anfange, Gott anzubeten und Lieder über Gottes Realität und Güte zu singen, kann das meinen Glauben stärken. Wenn man sagt, dass der Glaube performativ ist, erkennt man damit an, dass es sich nicht immer um einen sequenziellen Prozess handelt, der beim Glauben beginnt und in einer Handlung endet. Glaube bringt Taten hervor, aber Taten bringen auch Glauben hervor. Wir haben dieses Konzept in unserer »We Do God«-Forschung, die du hier findest, viel ausführlicher untersucht.

Gerade unter jungen Menschen scheint es eine besondere Bewegung hin zu einer performativen Art von Christentum zu geben. Neuere Studien haben eine Verschiebung der Orientierungen junger Menschen weg vom »propositionalen Glauben« hin zu stärker verkörperten Ausdrucksformen der Spiritualität beschrieben (Day 2009, Vincett et al. 2012). Für einen christlichen Teenager von heute hat sich daher der Schwerpunkt weg von theoretischen Überzeugungen hin zum Handeln verschoben.

»Wir haben die sicheren Räume verloren, in dem man sich trauen kann, etwas Neues auszuprobieren. In jedem anderen Sommer haben unzählige junge Menschen bei Festivals im ganzen Land zum ersten Mal versucht, beim Lobpreis die Hände zu heben oder zum ersten Mal vor anderen laut zu beten. Diese Gelegenheiten und Räume zum Ausprobieren sind praktisch verschwunden.«

Dem Glauben helfen, sich emporzuschwingen

Denken wir jetzt an die Pandemie und das Leben im Lockdown zurück, stellen wir eine zusätzliche Herausforderung für die Glaubensentwicklung fest. Die über die bloße Aufrechterhaltung des Online-Engagements junger Menschen hinausgeht. Was wir beim Übergang von gemeinschaftlichen Treffen zu einem digitalen Angebot (insbesondere, wenn es sich um einen Live-Stream und nicht um ein Zoom-Meeting handelt) verloren haben, ist die Möglichkeit, am Glauben teilzuhaben und ihn »auszuüben« (oder »vorzuführen«). Wir haben die sicheren Räume verloren, in dem man sich trauen kann, etwas Neues auszuprobieren.

In jedem anderen Sommer haben unzählige junge Menschen bei Festivals im ganzen Land zum ersten Mal versucht, beim Lobpreis die Hände zu heben oder zum ersten Mal vor anderen laut zu beten. Diese Gelegenheiten und Räume zum Ausprobieren sind praktisch verschwunden. Mit dem Rest der Familie in einem Wohnzimmer zu sitzen und einen live übertragenen Gottesdienst zu sehen, kann man nicht damit vergleichen, von Gleichaltrigen umgeben zu sein, die sich die Herzen aus dem Leib singen. Diese ganze Zeit über haben viele junge Menschen vielleicht überhaupt nicht laut gesungen oder gebetet.

Ohne die Möglichkeit, den Glauben auf Herz und Nieren zu prüfen, kann es sein, dass sich der Glaube junger Menschen, der eigentlich flügge werden sollte, nicht emporschwingen wird. Vielleicht sagen ihnen ihre Gefühle, dass sie nicht mehr wirklich an Gott glauben, und sie wissen nicht einmal warum. Es ist schon schwer genug für diejenigen, in dieser Zeit treu zu bleiben, die einige Glaubenskilometer mehr auf dem Zähler haben und sich regelmäßige Rhythmen des praktizierten Glaubens angeeignet haben! Deshalb müssen wir jungen Menschen trotz der Einschränkungen so viele Chancen wie möglich geben, ihre Glaubensbeine auszustrecken und einzutauchen. Ob über Zoom oder persönlich, warum nicht einmal deinen Jugendlichen die Chance geben, etwas Neues auszuprobieren und Glaubensschritte zu wagen?

Dieser Artikel wurde von Dr. Phoebe Hill verfasst und zuerst von Youthscape veröffentlicht. Deutsche Version von Olivia Felber.

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