Alle lieben Top-Ten-Listen, besonders wenn es um Unterhaltung geht. Die Top Ten der Weihnachtsfilme (Stirb langsam, gefolgt von neun anderen); die besten Fantasy-Romane aller Zeiten; die größten One-Hit-Wonder der 1980er Jahre. Das waren schon beliebte Gesprächsthemen unter Freunden, bevor Clickbait überhaupt erfunden wurde. Doch wie schräg und unterschiedlich die Dinge in deiner persönlichen Hitliste auch sein mögen, es gibt einen Faktor, der sie alle verbindet – ein roter Faden, der sich durch jedes Lied oder Buch, das je geschrieben wurde, jeden Film, der je gedreht wurde, jedes Videospiel, das je entwickelt wurde, zieht. Die Quelle der Kreativität ist immer dieselbe.

Gott kreiert – von der ersten Geschichte der Bibel, als er die Welt erschafft, bis zur letzten, in der er ankündigt, dass er sie neu macht. Gott erschafft uns – sein Meisterwerk – nach seinem eigenen Bild. Er überträgt sein eigenes Ebenbild auf uns und lädt uns ein, winzige Kopien seiner unglaublichen Herrlichkeit zu werden. Er schenkt uns Fantasie und lädt uns ein, sie in der unendlichen Sandkiste seiner Schöpfung einzusetzen. Wir sind kreativ geschaffen – und jeder, der jemals etwas gemalt, gefilmt, komponiert oder geschrieben hat, hat dies nur getan, weil er von dem göttlichen Funken der Fantasie erfüllt wurde, als Gott selbst ihn im Mutterleib zusammengewoben hat.

Und doch spaltet dieses Wort die Gemüter und kann sogar schmerzhaft sein. In Schulungen mit Jugendleitern habe ich im Laufe der Jahre oft die Frage gestellt: »Wer hält sich selbst für kreativ?«, woraufhin die Zahl der erhobenen Hände meist sehr mickrig war; nie mehr als die Hälfte im Raum. Viele Menschen – vielleicht sogar die meisten – denken, dass Kreativität eine seltene und begrenzte Gabe ist, die von relativ wenigen genossen wird: Menschen mit MacBooks, coolen Brillen und Namen wie Juno oder Onyx.

Kreativität ist ein Geschenk für alle

Ist sie aber nicht. Kreativität ist eine Gabe, aber keine Mangelware. Das ist auch gut so, denn sie ist ein wesentlicher Teil von Gottes Plan, die Welt zu erneuern: alle Dinge neu zu machen.

Vielleicht liegt das Problem in unserer eingeschränkten Vorstellung und Definition von Kreativität. Wir reduzieren sie auf die Ideenfindung und „Kreative“ auf Menschen mit tollen Ideen. Natürlich ist eine wirklich originelle Idee ein wichtiges Element des kreativen Prozesses: Man erschafft etwas aus dem Nichts – aber in Wahrheit ist dies nur ein Bruchteil des Ganzen. Es gibt auch Anpassung, Weiterentwicklung, Verbesserung; die Kunst, zwei unterschiedliche Dinge zu nehmen und sie miteinander zu kombinieren und zu etwas Neuem zu machen. Es gibt die Gabe, Fehler und Probleme zu erkennen, und manchmal ist es sogar eine eigene Disziplin, solche fehlerhaften Ideen zu reparieren und darauf aufzubauen. Manche Menschen sind begabt darin, Ideen durch Video oder Grafikdesign visuell zu interpretieren, andere denken in fesselnden Worten oder anregenden Klängen. Ich könnte noch mehr aufzählen… Der Punkt ist, dass Kreativität eine Sinfonie ist, die ein ganzes Orchester erfordert. Es geht nicht nur um die erste Geige.

»In seiner unglaublichen Gnade hat Gott uns nicht nur eingeladen, ihm dabei zuzusehen, wie er die Welt neu erschafft, sondern an ihrer Neuschöpfung mitzuwirken… nicht als passive Marionetten, sondern als aktive, kreative Bestandteile.«

Das haben zum Beispiel die Filmemacher entdeckt. Um einen Filmklassiker (oder auch einen ganz normalen Film) zu realisieren, braucht es eine ganze Reihe von kreativen Fähigkeiten – vom Drehbuchautor über den Cutter bis hin zum Künstler, der das Plakat malt. Noch bevor es soweit gekommen ist, musste ein Vertreter eine überzeugende Vision in einem Raum voller Führungskräfte präsentieren. Jedes Puzzleteil hat seine eigene kreative Rolle und seine eigenen Fähigkeiten. Ein Körper, viele Teile.

Manchmal fällt es uns schwer, die unterschiedliche Kreativität innerhalb der Kirche auf die gleiche Weise zu schätzen. Doch Gott hat uns alle kreativ gemacht, und das oft auf sehr unterschiedliche Weise. Und alle unsere Arten von Kreativität haben eine wichtige Rolle zu spielen.

Nutze Kreativität, um alle Dinge neu zu machen

Wenn wir mit jungen Menschen über das „Abenteuer“ der Nachfolge Jesu sprechen, ist das ein zweifacher Aufruf. Wir laden sie zu einer persönlichen und gemeinschaftlichen Beziehung mit dem Schöpfer des Universums ein, aber wir geben ihnen auch eine Vision des sich ausbreitenden Reiches Gottes. „Das Reich Gottes“ ist ein Ausdruck dafür, wie Gott „alles neu macht“ – den schöpferischen Prozess fortsetzt, den er in 1. Mose 1 begonnen hat. Unrecht wird beseitigt, seine Familie wächst und entwickelt sich, die Welt wird mit seiner Liebe neu gestrichen.

In seiner unglaublichen Gnade hat Gott uns nicht nur eingeladen, ihm dabei zuzusehen, wie er die Welt neu erschafft, sondern an ihrer Neuschöpfung mitzuwirken. Und auch dann nicht als passive Marionetten, sondern als aktive, kreative Bestandteile. Er hört auf unsere Ideen – siehe Adam, der den Tieren in 1. Mose 2 Namen gibt; er lädt uns ein, die Gaben, die er uns geschenkt hat, zu nutzen, wie er es mit den Kunsthandwerkern tat, die die Stiftshütte schmückten (2. Mose 31,1-5). Und das sind keine Geschichten aus der Antike – sie wiederholen sich immer wieder im Leben von Künstlern und Unternehmern und Wissenschaftlern und Visionären, die sich dafür entscheiden, sich auf die alles verändernde Geschichte Gottes und seines Reiches einzulassen.

Was für eine fantastische Sache: Dass die Quelle aller Schöpfung uns einlädt, ein Ventil der Kreativität zu werden. Lasst uns also nie in die Falle tappen, zu behaupten, wir seien nicht kreativ. Und lasst uns junge Menschen dazu einladen, ihre eigene Kreativität in den Kontext der Familie Gottes einzubringen, anstatt sie vor der Kirchentür zu lassen.

Dieser Artikel wurde von Martin Saunders verfasst und zuerst von Youthscape veröffentlicht. Deutsche Version von Olivia Felber.

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