Die Nachrichten über Waffengewalt aus den USA scheinen kein Ende zu nehmen. Vor zwei Wochen tötete ein bewaffneter Mann namens Robert Long sechs asiatische Frauen, einen weißen Mann und eine weiße Frau in drei Massage-Studios in Atlanta. Letzte Woche tötete ein bewaffneter Mann namens Ahmad Alissa zehn weiße Menschen in einem Supermarkt in Boulder, Colorado. Beide Tragödien warfen Fragen über Gewalt, psychische und sexuelle Gesundheit und Theologie auf. Aber da viele Medien dazu neigen, in solchen Situationen auf Rassismus zu verweisen, rückte die Diskussion über Rassismus in den Vordergrund.

Die politische Ausrichtung beeinflusst die Darstellung

Laut allsides.com konzentrierten sich rechtsgerichtete Publikationen nach dem Amoklauf in Boulder auf das Thema Rasse, insbesondere »die Tatsache, dass der beschuldigte Schütze aus dem Nahen Osten stammt und die 10 getöteten Menschen weiß waren«, während viele linksgerichtete und zentrumsnahe Publikationen hingegen die Schießerei in Atlanta mehr im Kontext von anti-asiatischem Rassismus darstellten. Die Themen Terrorismus und Islamismus beschäftigen die USA schon länger, aber die weit verbreitete Berichterstattung über Diskriminierung und Hass gegen asiatisch aussehende Menschen ist eine relativ neue Entwicklung.

Warum wird jetzt mehr über Rassismus gegen asiatische Amerikaner berichtet?

Es scheint so, als ob die Bezeichnung von COVID-19 als »China-Virus« viel dazu beigetragen hat, Misstrauen und Ressentiments gegen Chinesen und allgemein gegen Menschen, die als asiatisch wahrgenommen werden, zu schüren. Statistiken zeigen einen fast 150-prozentigen Anstieg von Hasskriminalität gegen die asiatisch-amerikanische Community seit dem letzten Jahr. Das ist Rassismus, und unser Glaube an Jesus verpflichtet uns, ihm zu widerstehen.

War das Verbrechen in Atlanta nun rassistisch motiviert?

Aber im Fall der Tat in Atlanta, sagte der Täter den Beamten, dass er nicht rassistisch motiviert gewesen sei. Vielmehr gab er an, er leide unter einer Sex-Sucht, und die Frauen in diesen Massagesalons stellten für ihn eine »Versuchung dar, die er eliminieren wollte.« Auch wenn sein alter Mitbewohner diese Einschätzung bestätigte, waren Leute wie Stephen Colbert davon nicht überzeugt: »Warum sollten wir ihm glauben? Er ist ein Mörder!«.

Die Wahrheit ist wohl komplizierter

Der Soziologe Samuel Perry drückt das Ganze differenzierter aus: »Ich denke schon, dass rassistische Motive offensichtlich eine Rolle spielten. Dadurch, dass er genau diese Etablissements besuchte, brachte er schon einen Fetisch für asiatische Frauen zum Ausdruck. […] Es gibt ethnische Aspekte, die komplizierter sind als einfach zu sagen: ›Ich hasse alle Asiaten‹. Er […] entmenschlichte insbesondere asiatische Frauen und das spielt eine Rolle«. Er betont aber auch: »Es kommen hier viele Faktoren zusammen. Aber die Art wie [in seinem evangelikalen Umfeld] über Sex-Sucht geredet wird, hat das Fass zum Überlaufen gebracht.«

Wir müssen darüber reden, wie wir als Christen über Lust reden

Wo es Gespräche über Jesu Methoden im Umgang mit sexueller Versuchung bräuchte, aber auch über die unangenehme Tatsache, dass das christliche Umfeld des Täters zur Tat beigetragen hat, bekommen wir stattdessen schnell die Unterstellung eines rassistischen Motivs, mit Aussagen wie: »Experten sagen, die Morde waren untrennbar mit Rassismus und Hass verbunden«. YPulse befragte 13- bis 37-jährige »Was denken sie, sei das größte Problem für ihre Generation?«. Die häufigste Antwort für Gen Z war »Rassismus und Diskriminierung«. Unsere Herausforderung als Eltern und Leiter ist es, eine besondere Aufmerksamkeit auf das Thema zu haben, Fürsorge für Minderheiten zu leben und gleichzeitig dem Drang zu widerstehen, jede Dynamik auf Rassismus zu reduzieren.

Beziehungsfragen

  • Wie erkennen wir den Unterschied zwischen jemandem, der sich tatsächlich gegen Rassismus einsetzt, und jemandem, der das Thema nur benutzt, um gut dazustehen?
  • Glaubst du, dass es hilft, eine rassistische Motivation zu unterstellen, um auf Rassismus aufmerksam zu machen, oder macht es nur schwieriger, die Wahrheit zu finden?
  • Samuel Perry sagt: »Ich sage nicht, dass Christen Pornografie oder Prostitution gut finden sollte, aber es braucht eine bessere Kultur, was das Reden darüber angeht, damit Menschen nicht das Gefühl haben, dass sie es so tief vergraben müssen.« Wie kann so eine Kultur aussehen?
  • Wie können Christen sensibel mit Minderheiten umgehen, ohne ganze Menschengruppen nur auf ihre Hautfarbe zu reduzieren?
Dieser Artikel wurde vom Axis Creator Team verfasst und im englischsprachigen »Culture Translator« veröffentlicht. Deutsche Version von Daniel Oesterle.

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